Kontroverse in Arizona: Kind (9) wird tätowiert

Tattoo-Skandal in Arizona: 9-Jährige löst Kontroverse aus
Tattoo-Skandal in Arizona: 9-Jährige löst Kontroverse aus

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Ein Vorfall im US-amerikanischen Yuma, Arizona, sorgt aktuell für Aufsehen: Eine 9-jähriges Kind erhielt augenscheinlich ein Tattoo. Dies wirft aus verschiedenen Gründen ethische und rechtliche Fragen auf. Der Fall lenkt nicht nur den Fokus auf die Unterschiede bezüglich gesetzlicher Regulierungen von Tätowierungen, sondern auch die Nutzung „kontroverser Tattoos“ als Instrument für Aufmerksamkeit.

Kind wünscht sich angeblich Trump-Tattoo

Die Familie des Mädchens gibt an, dass ihre Tochter ihre Dankbarkeit gegenüber den Vereinigten Staaten ausdrücken wollte. Angeblich wünschte sich das neun Jahre alte Kind ein Porträt von Donald Trump als Tattoo am Hals. „Sie wollte zeigen, wie sehr sie die Chancen hier zu schätzen weiß“, erklärte die Mutter später.

Das angebliche Tattoo der US-Flagge auf dem Arm der 9-jährigen (Screenshot des Reels des Tätowierers)
Das angebliche Tattoo der US-Flagge auf dem Arm der 9-Jährigen. (Screenshot aus dem Reels des Tätowierers)

Ihre ältere Schwester hatte bereits im selben Alter ein Tattoo, was darauf hinweist, dass die Familie offenbar keine Besonderheit im Tätowieren ihrer minderjährigen Kinder sieht.

Das Tattoo und der Tätowierer

Der Tätowierer, bei welchem die Familie den Termin vereinbarte, arbeitet in einem Tattoo-Studio in Yuma, Arizona. Obwohl er laut eigener Aussage zunächst versuchte, die Familie von der Idee abzubringen, indem er den Preis absichtlich hoch ansetzte, blieb die Familie entschlossen. Schlussendlich überredete er sie, statt des Trump-Porträts ein unauffälligeres Motiv – eine US-Flagge auf dem Arm des Kindes – zu wählen.

„Ich wollte sicherstellen, dass das Tattoo zumindest in einer sterilen und professionellen Umgebung gestochen wird“, rechtfertigte sich der Tätowierer später. Er betonte, dass es das erste und letzte Mal sei, dass er ein Kind tätowiert habe, und sprach sich für strengere gesetzliche Regelungen aus. Sein Wunsch nach Regulierung klingt in Anbetracht der Tatsache, dass er noch kurze Zeit zuvor das Mädchen tätowierte, leider wenig glaubhaft. Insbesondere, da der Tätowierer selbst ein Video auf Instagram hochgeladen hat, in welchem er das Mädchen augenscheinlich tätowiert, und dabei keinerlei Kommentar in diese Richtung machte.

Szene aus dem Reel des Tätowierers in dem das Kind angeblich tätowiert wird
Szene aus dem Reel des Tätowierers, in welchem das Kind angeblich tätowiert wird.

Kontroverse und rechtliche Grauzonen

In Arizona ist das Tätowieren von Minderjährigen mit elterlicher Zustimmung legal. Dennoch hat der aktuelle Fall nun eine Debatte über Ethik und Verantwortung ausgelöst. So kritisierte beispielsweise Ben Shaw von der „Alliance of Professional Tattooists“ die fehlende Regulierung. Er fordert klare gesetzliche Vorgaben, um Kinder vor potenziell schädlichen Entscheidungen zu schützen.

Viele Kritiker*innen werfen dem Tätowierer vor, unethisch gehandelt zu haben, indem er dem Wunsch der Eltern nachgab, statt das Tattoo zu verweigern. Andere argumentieren, dass er in einer schwierigen Situation zumindest das Beste aus der Lage gemacht habe. Hätte er das Kind nicht selbst tätowiert, so spekulieren einige, hätte die Familie jemand anderen gefunden, der womöglich auch den ursprünglichen Trump-Tattoo-Plan durchgezogen hätte.

Rage Bait und Zweifel an der Echtheit

Der Vorfall könnte gezielt als sogenanntes „Rage Bait“ inszeniert worden sein, um Empörung in den sozialen Medien und der Öffentlichkeit zu provozieren. Es ist unklar, ob das Tattoo überhaupt echt ist, da derartige Geschichten oft mit dem Ziel verbreitet werden, Aufmerksamkeit und Kontroversen zu erzeugen.

Tattoos geraten dabei immer wieder als Mittel zur Empörung ins Zentrum, da sie visuell stark wirken und oftmals emotionale Reaktionen hervorrufen. In Kombination mit Kindern ist dieses Vorgehen in unseren Augen besonders verabscheuenswürdig.

Viele aus der Tattoo-Community ärgern sich darüber, dass ihre Kunstform immer wieder für solche fragwürdige Aktionen instrumentalisiert wird.

Nicht das erste Mal: Auf Tik-Tok und Instagram findet man viele Videos von Kindern, die angeblich tätowier werden. Meistens stellen sich diese als reines Rage Bait raus.
Nicht das erste Mal: Auf TikTok und Instagram findet man viele Videos mit Kindern, die angeblich tätowiert werden. Meistens stellen sich diese als Rage Bait raus.

Die rechtliche Lage im deutschsprachigen Raum

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Tätowieren von Kindern und Jugendlichen strenger geregelt. Ein 9-jähriges Kind könnte man in keinem der Länder legal tätowieren.

In Deutschland ist es nach dem Jugendschutzgesetz illegal, Kinder unter 14 Jahren zu tätowieren. Ab 16 Jahren ist eine Tätowierung nur mit Zustimmung der Eltern erlaubt.

In Österreich ist das Tätowieren von unter 18-Jährigen nur mit der Zustimmung der Eltern erlaubt. Es gibt zwar keine ausdrückliche Regelung für Kinder unter 14 Jahren, dennoch ist auch hier das Tätowieren rechtlich aufgrund des Handelns gegen das Kindeswohl problematisch.

In der Schweiz verbietet das Jugendschutzgesetz das Tätowieren von Minderjährigen unter 18 Jahren ohne die ausdrückliche Zustimmung der Eltern, wobei dies bei Kindern unter 16 Jahren besonders streng gehandhabt wird.

In allen drei Ländern ist das Tätowieren von Kindern unter 14 Jahren also unzulässig und könnte als Körperverletzung gewertet werden. Insgesamt ist die rechtliche Lage jedoch nicht klar formuliert, sodass Grauzonen für Minderjährige zwischen 14 und 18 Jahren entstehen.

Aus dem Fall lernen

Allgemein vertreten professionelle Tätowierer*innen sowie deren Berufsverbände die Auffassung, dass das Tätowieren von Personen unter 18 Jahren nicht dem ethischen Standard der Branche entspricht. An dieser Stelle erfolgt also eine eigenständige Regulierung innerhalb der Branche, die strenger ist als das Gesetz.

Der Fall des 9-jährigen Mädchens in Arizona ist nicht nur eine Frage des guten Geschmacks oder der elterlichen Verantwortung. Er zeigt die Problematik mangelnder gesetzlicher Regelungen, kultureller Unterschiede und den wachsenden Trend, moralische Empörung als Marketingstrategie zu nutzen.

Ob echt oder inszenierte Provokation – solche Vorfälle schaden dem Ansehen des Tattoo-Gewerbes. Dennoch tragen sie auch dazu bei, wichtige Debatten über Kinderschutz und ethische Grenzen innerhalb der Branche anzustoßen.

Quellen

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