Mora than a Tattooer: Vera Ickler / The Workhouse Tattoo

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Nicht nur in Deutschland ist es zur Zeit offiziell verboten, als Tattoo Artist im Studio zu arbeiten. Auch England ist nachgezogen und auch dort verändert sich der Alltag. Vera Ickler hat schon vor dem offiziellen Lockdown aus Eigenverantwortung aufgehört zu arbeiten und vermisst ihre Morgenroutinen. Welche das sind und was sie sich für die Zukunft wünscht, erzählt sie uns hier.

Vera Ickler / The Workhouse / More than a Tattooer
Tätowiererin Vera Ickler lebt mittlerweile in England, kommt aber regelmäßig noch als Gast nach Deutschland. / Foto: instagram.com/hernameisbu

Was hat sich bei dir, seitdem die Studios vorübergehend geschlossen sind, an deinem Alltag verändert?

Hier in England kam der finale Lockdown erst knapp zwei Wochen später als in Deutschland. Allerdings haben viele Studios es in die eigenen Hände genommen und schon früher aufgehört zu tätowieren. Wir haben das auch so gehandhabt.

Mein Alltag ist, wie es zu erwarten war und bei vielen der Fall ist, nun ein komplett anderer. Der morgendliche Spaziergang zum Shop bleibt aus und der Kaffee auf dem Weg dorthin bei meinem Lieblingscafé auch. Dort gibt es immer eine herzliche Begrüßung und genug Zeit, um den hier typischen, netten Smalltalk zu führen. Der generelle Austausch mit anderen Menschen und der Input ist auch das, was mir vom Job im Alltag am meisten fehlt.

Vera Ickler / The Workhouse / More than a Tattooer
Auf Papier arbeitet Vera auch gerne mit Wasserfarben. Ab und zu könnt ihr ein solches Original wie hier bei ihr ergattern!

Was fehlt dir am meisten aus deinem Job im Alltag?

Tätowieren ist meiner Meinung nach ein Teamsport und ohne Kundinnen und Kunden sind wir aufgeschmissen. Es geht dabei nicht nur um die Haut als Leinwand, sondern um ein Miteinander, Ideenfindung und ein gemeinsames Erlebnis. Der Job-Alltag hält mich kreativ und produktiv und ich finde es großartig, wenn ich die Ideen anderer umsetzen darf.

Meine Kreativität ist ganz selten etwas Abstraktes und Passives. Ich finde, dass sie von stetigem Auseinandersetzen mit einem Thema und aktivem Handeln speist. Das sehen manche Menschen bestimmt total anders, aber zumindest beim Tätowieren finde ich Struktur von außen für mich essentiell.

Gibt es Projekte, für die du gerade jetzt Zeit hast?

Momentan haben wir alle viel mehr Zeit und Raum zum Nachdenken. Das kann sich natürlich täglich ändern, aber momentan nehme ich das alles so positiv an, wie es nur geht. Ich kümmere mich nun um Projekte, die im Hinterkopf geschlummert haben.

Tätowieren ist ein sehr zeitintensiver und körperlich anstrengender Beruf und oftmals habe ich nach einer langen Session keine Lust mehr, mich Zuhause an den Tisch zu setzen und zu zeichnen. Das ist momentan natürlich anders. Seitdem der Shop hier in Sheffield geschlossen ist, habe ich unter anderem einen Online-Shop eingerichtet, meine Farben und Bücher sortiert, ausgemistet und Auftragsarbeiten für Illustrationen angenommen.

Vera Ickler / The Workhouse / More than a Tattooer
Zur Zeit könnt ihr Vera auch Anfragen für Illustrationen schicken.

Was kannst du Positives aus der Situation mitnehmen?

Positive Aspekte sehe ich einige. Vor der ganzen Covid-Krise hätte ich mich bereits als Mensch bezeichnet, der Prioritäten gut setzen kann und sich Zeit für die wichtigen Dinge nimmt. Das ist nun alles nochmal auf den Kopf gestellt worden und ich möchte noch mehr Zeit in der Zukunft mit meiner Familie und meinen Freunden, von denen die meisten in Deutschland leben, verbringen. Da ich in England wohne und zur Zeit nicht reisen kann oder möchte, wird das nochmal deutlicher.

Ohne erhobenen Finger, aber mit ganz viel Wunschdenken, erhoffe ich mir nach dem Abflauen der Krise ein stückweit verändertes Miteinander. Sei es die größere Wertschätzung für medizinisches Personal und etwa die Künste, als auch ein Stück mehr soziales Denken. Das scheint, zumindest in der Blase, in der ich mich bewege, bereits zu funktionieren.

Ich hoffe sehr, dass ich mir ein Stück dieser Ruhe auch in Zukunft bewahre und die Währung „Zeit“ mit frischen Augen betrachte. Möchte auf jeden Fall wieder mehr auf Papier, Holz, Stoff zeichnen und das auch in den Alltag als Tätowiererin integrieren. Ich vermisse das Tätowieren sehr und freue mich wie ein kleines Kind, wenn es weitergehen kann!

Vera Ickler / The Workhouse / More than a Tattooer
Auch diesen schönen Print findet ihr bei Vera im Online-Shop!

Tätowiererin Vera Ickler

Illustratives, Blackwork, Botanisches

Instagram: instagram.com/veraickler
Tattoo-Studio: instagram.com/theworkhousetattoo, Sheffield (UK)

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