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Sophia Marie
Sophia Marie (@lexquisitexdouleur) ist 22 Jahre alt und macht momentan ihre Ausbildung zur Fotografin. Dabei fotografiert sie am liebsten nackte Menschen, wobei sie sowohl digital als auch analog knipst. Wenn Sophia nicht gerade vor oder hinter der Kamera steht, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit ihrem Freund und ihrem Hund.
Mit ihren Tattoos versucht sie ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen zu verbildlichen und nach außen zu tragen. Dabei haben zwar einige ihrer Tätowierungen eine tiefgehende Bedeutung, doch auch deren Ästhetik spielt für Sophia Marie eine große Rolle. Wie sich ihr Interesse an Tattoos entwickelt hat, welche Bedeutungen sie tragen und wie sie zum „Tattoo-Verbot“ in vielen Berufen steht, haben wir in folgendem Interview von ihr erfahren.
Hey Sophia, wie fing es eigentlich für dich mit dem Thema Tattoos an? Was hat dein Interesse geweckt und welches war dein erstes Tattoo?
Hmmm. Also ich wurde, denk‘ ich, tatsächlich von der „Szene“ inspiriert. Als ich auf meinen ersten Konzerten lauter tätowierte Menschen gesehen habe, fand ich es einfach unfassbar attraktiv und anziehend. Ich hatte nen ziemlichen Crush auf Oliver Sykes und der ist ja auch von Kopf bis Fuß volltätowiert. Eventuell kommt das daher!
Ich habe in Tattoos angefangen einen Fluchtpunkt zu sehen – also eine Art, meine Gedanken und Gefühle zu visualisieren. Nachdem ich eine sehr geliebte Person verloren habe, wollte ich das alles gerne irgendwie verarbeiten und mein erstes Tattoo hängt auch genau damit zusammen. Direkt als ich 18 geworden bin, ging ich damals zur lieben (Jessie Vandalism), weil mein damaliger Freund nur Gutes über sie zu erzählen hatte und ich mich dort gut aufgehoben gefühlt habe.
Mein erstes Motiv sind drei Waldgeister aus Prinzessin Mononoke geworden, welche mich und meine Geschwister darstellen sollen. Mein Bruder, welcher leider sehr früh verstorben ist, hatte diesen Film eines Abends geschaut und ich hab dann mitgeguckt. Jahrelang hab ich nicht gewusst, wie der Film hieß. Ständig musste ich an genau diesen Film denken, bis er irgendwann auf RTL 2 lief, und ich einfach einen krassen Flashback hatte. Seitdem verbinde ich diesen Film mit meinem Bruder.
Die Waldgeister sollen mich, meinen Bruder und meine Schwester darstellen. Ich bin der kleine Geist in der Mitte und die beiden großen sind meine Geschwister, weil die beiden immer auf mich acht gegeben haben und ich ne super schöne Kindheit hatte :).
Ein tolles Motiv mit einer schönen Geschichte dahinter 🖤. Hast du denn aktuell noch bestimmte Motive in Planung oder gibt es einen Artist, von dem du dir unbedingt ein Tattoo abholen möchtest?
Also einer meiner größten Wünsche war ein Tattoo von Ilja Hummel, welches ich mir vor Kurzem noch stechen lassen habe und unfassbar glücklich damit bin. Von ihm will ich auf jeden Fall noch einige weitere Tattoos! Ansonsten hätte ich noch richtig Bock auf was von Daniel Teixeira (@Daniel_kickflip_tattooer) und Ibi Rothe.
Motive hab ich noch ganz viele geplant, aber für einige suche ich noch den passenden Artist, bei dem ich mir zu 100 Prozent sicher bin, dass er es so umsetzen kann, wie ich es mir vorstelle :). Ich will später auf jeden Fall von Kopf bis Fuß voll sein, auch wenn’s mir vor den Füßen graut. Ansonsten würd‘ ich gerne meinen rechten Arm nächstes Jahr in Angriff nehmen – der soll von Bastian Blau komplett gemacht werden.
Verfolgst du denn bei deinen Tätowierungen ein bestimmtes Konzept?
Ich konnte mich von Anfang an nicht entscheiden, ob ich lieber Traditional oder lieber Blackwork haben mag. Daher hab ich für mich selbst dann entschieden meinen Oberkörper eher dunkel zu gestalten und den Unterkörper eher bunt. Ich hab ja relativ viele verschiedene Stilrichtungen und versuch aber drauf zu achten, dass alles in allem irgendwo harmoniert am Ende. Diese Mischung aus beiden Stilen spiegelt, denk‘ ich, auch meine Art und meinen Charakter ganz gut wieder. Ich kann sowohl sehr fröhlich sein und für etwas brennen, anderseits kann ich auch sehr zurückgezogen und eher melancholisch sein.
Was mir auch irgendwann mal aufgefallen ist, dass meine linke Körperhälfte größtenteils aus Tattoos besteht, die sehr persönliche Dinge enthalten und mich widerspiegeln. Die rechte Seite hingegen trägt eher Dinge, von denen ich „Fan“ bin oder die mich ausmachen. Das war zwar nicht so beabsichtigt, hilft mir aber oft bei der Wahl der Stelle eines Tattoos.
Oh ja, das klingt tatsächlich nach einer guten Hilfe! Hast du unter deinen gesammelten Werken auch einen Liebling?
Ich mag mein Chestpiece am liebsten – einfach, weil es mir viel Selbstvertrauen gegeben hat und ich die Message dahinter komplett vertreten kann. Dadurch, dass es ja schon komplett schwarz ist und nicht grade freundlich wirkt, finde ich’s umso schöner, wenn Menschen mir gegenüber erst skeptisch wirken und dann merken, dass da eigentlich jemand sehr friedvolles hinter steckt.
Ich freu‘ mich aber auch schon darauf, wenn mein rechter Arm fertig ist, da der ebenfalls komplett meinem Bruder gewidmet wird. Ich lieb Bastians Stil sowieso, den find‘ ich so zeitlos und einzigartig. Gibt ja ne Menge Lettering-Spezialisten, aber Bastis Schrift finde ich für mich persönlich am ansprechendsten.
Ansonsten mag ich aber auch meine Gänseblümchen von Elisabetha sehr, da diese mein Wesen mit am besten beschreiben. Ich hatte ne sehr lange Zeit, in der ich mich nicht gut genug gefühlt habe und mich dann wie ein Gänseblümchen in ’nem Feld voller Rosen gefühlt habe. Das Tattoo soll mich immer dran erinnern, dass auch wenn ich anders bin, ich trotzdem gut bin, so wie ich eben bin. Und dass ich nicht wie der Rest sein sollte, sondern froh sein kann anders zu sein.
Wurde eines deiner Tattoos mal kopiert und wie ist deine Meinung zum Thema Copycats?
Meines Wissens nach nicht, aber falls doch – Shame! Ich find’s komplett okay sich wo anders inspirieren zu lassen und ich kenne das Gefühl, wenn man ein bereits gestochenes Tattoo sieht und sich denkt „Ich wünschte das wäre meins“. Aber von dem Gedanken nehme ich immer ganz schnell Abschied. Ich finde Tattoos sollten was Einzigartiges sein. Man sollte das kopierte Tattoo zumindest etwas abändern und seine eigene persönliche Note mit einbringen.
Ich mal ja schließlich auch nicht nochmal die Mona Lisa und sag „Ist mein Kunstwerk, made by me“. Generell, wenn man was kopiert, dann sollte man wenigstens noch dazu schreiben, wer die Inspiration gebracht hat. Das tut keinem weh und ist nur fair gegenüber dem Künstler.
Nun bist du mit deinen 22 Jahren ja doch schon recht großflächig und offensichtlich tätowiert. Du hast uns im Vorfeld bereits verraten, dass dich das Thema Tattoos und Beruf ziemlich aufregt. Wie sehen denn deine Zukunftspläne aus und denkst du, deine Tattoos könnten ein „Problem“ werden?
Also ich muss zugeben, ich weiß wirklich nicht wohin mit mir und was ich beruflich gerne machen möchte. Ich weiß aber, dass ich niemals in einer Firma arbeiten mag, in der FARBE nicht toleriert wird. Ich versteh es, wenn man abgeschreckt ist und nen anderen Eindruck hinterlässt durch Tattoos. Vor allem Blackwork kann ja oft sehr erdrückend wirken, aber ich finde sowas sollte niemals den Charakter oder das Können eines Menschen in den Hintergrund stellen.
Zum Glück hatte ich bisher nur Berufe, in denen ich entweder Positives hören durfte zu meinen Tattoos und ein Gesprächsthema da war oder eben nichts. Ich weiß aber, dass ne Menge Freunde sich was Tattoos angeht zurückhalten müssen, nur wegen ihres Berufswunsches. Da ich höchstwahrscheinlich sowieso in der kreativen Schiene bleiben möchte, denke ich, wird das nicht allzu große Ablehnung geben. Ich hoff’s zumindest!
Das hoffen wir auch! Schätzen Fremde dich denn generell aufgrund deiner Tattoos manchmal falsch ein?
Im Sommer wird man schon sehr penetrant angestarrt, ich starr mittlerweile aber auch einfach nur noch zurück. Da ich bisher sowieso fast nur ebenfalls tätowierte Leute kennengelernt habe, gab’s da bisher eigentlich eher direkt immer ein Gesprächsthema. Wie ich im Internet wirke, kann ich so jetzt natürlich nicht einschätzen.
Ich achte sehr auf qualitativ gute Tattoos, da gibt es ja auch Welten Unterschiede was die Qualität angeht, finde ich. Oft genug sehe ich Menschen mit Tattoos, bei denen ich mir denke „Das würd‘ ich im Leben nicht gestochen haben wollen“ oder „Wow, ist das mies gestochen“. Aber solange sich die Person damit wohlfühlt ist es eigentlich komplett egal, was andere davon halten. Kunst ist eben Ansichtssache, man kann jederzeit seine Meinung zu etwas äußern, aber grade bei Tattoos, finde ich, sollte man etwas Rücksicht nehmen, da man nie weiß, was für ne Bedeutung oder Story dahinter steckt.
Was bedeutet Kunst für dich und würdest du Tattoos dazuzählen?
Kunst ist für mich die Art, seine Gedanken zu visualisieren – egal, ob auf einem Blatt Papier, auf einer Leinwand, digital oder eben auf Haut. Ich würde es bei mir immer als eine Art Team-Kunstwerk sehen. Der Tätowierer bringt meist das zeichnerische Können und der Kunde bringt die Idee. So ist es bei mir zumindest meistens. Ich sag meinen Tätowierern auch oft „So und so hätte ich das gerne, den Rest überlass‘ ich dir, soll ja auch dein Stil drin sein“. Bisher hab ich noch nie ein von mir selbst gezeichnetes Tattoo gestochen bekommen. Ich glaube, das würde mir persönlich auch irgendwann nicht mehr an mir gefallen. Ich bin da sehr selbstkritisch und suche immer nach Verbesserungsbedarf bei mir selbst. Und was einige Artist auf die Haut zaubern mit so ner Nadel ist schon echt bemerkenswert!
Das war’s auch schon. :) Vielen Dank für deine Zeit!
Ja, vielen Dank und ebenso! Bleibt Bunt! 🖤
Sophia Marie trägt Kunstwerke von Cedric Weber, Friedrich Übler, Sven Kleis, Jessie Vandalism, Bastian Blau, Elisabetha (Glaube Liebe Hoffnung), Ilja Hummel, Conny (Glaube Liebe Hoffnung), Miriam Gattara, Edgar Lanz und Alina Bushman.