„Tattoo-Legenden“ – Christian Warlich auf St. Pauli, der Urvater der deutschen Tattookunst

Tattoo-Legenden, Christian Warlich
Tattoo-Legenden, Christian Warlich

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„Meine Tätowierungen dauern über den Tod hinaus. Referenzen aus allen Hafenstädten der Welt“ stand einmal vor vielen Jahren auf einem Schild im Schaufenster einer Kneipe in Hamburg. Eine Kneipe, in der nicht nur Grog ausgeschenkt, sondern gleichzeitig auch die erste Tätowierstube Deutschlands geboren wurde. Und es war ebenfalls der Ort, an dem zum ersten mal in Deutschland eine elektrische Tattoomaschine zum Einsatz kam. Das war 1919. Gehalten wurde die Maschine von einem Mann, der zweifelsohne die Tattooszene prägen sollte: Christian Warlich.

Warlich, der stets in Hemd und Weste gekleidet seine Kunden empfing, war aber nicht nur Gastwirt und Tätowierer, sondern auch ein „geschickter Selbstvermarkter“, sagt Ole Wittmann, Kurator der Ausstellung „Tattoo-Legenden“. „Er druckte Fotos von seinen Motiven auf Postkarten und ließ sie an Seeleute verteilen, die an den Landungsbrücken von Bord gingen. Er versorgte die Presse mit Aufnahmen aus seinem Studio und brachte ein Vorlagenalbum heraus, das Tätowierer auf der ganzen Welt inspirierte.“

Ab jetzt geöffnet! Die Ausstellung "Tattoo Legenden" im Museum für Hamburgische Geschichte / Foto: Pengi (Danke!)
Ab jetzt geöffnet! Die Ausstellung „Tattoo Legenden“ im Museum für Hamburgische Geschichte / Foto: Pengi (Danke!)

Christian Warlich – Der König der Tätowierer

Heute, 90 Jahre später, wird dem selbst ernannten „König der Tätowierer“ im Museum für Hamburgische Geschichte eine Ausstellung gewidmet, die sich mit seinem gesamten Lebenswerk beschäftigt. Tattoos, Fotos aus der „Tattoo-Gaststätte“ auf St. Pauli und das Vorlagenalbum des Tattoo-Künstlers sind dabei nur ein Teil der Ausstellung „Tattoo-Legenden – Christian Warlich auf St. Pauli“.

Das Museum ist seit den 1960er-Jahren im Besitz des Warlich-Nachlasses. Vor vier Jahren fing Kurator und Kunsthistoriker Ole Wittmann damit an, den Nachlass erstmals wissenschaftlich aufzuarbeiten. Auch nationale und internationale Leihgaben konnte das Museum in die Schau integrieren. „Mehr als 350 Objekte werden in der Ausstellung zu sehen sein“, verrät Museumssprecher Matthias Seeberg.

Einige Motive von Christian Warlich, die in der Ausstellung zu sehen sind / Foto: Pengi (Danke!)
Einige Motive von Christian Warlich, die in der Ausstellung zu sehen sind / Foto: Pengi (Danke!)

Ein unverwechselbares Motivangebot

Warlich hatte sich vor allem von der Formensprache asiatischer Tätowierungen und amerikanischen Motiven inspirieren lassen. Darunter eine sich windende Schlange, auf der ein Hahn stolziert, Schmetterlinge, hübsche Mädchen, Segelboote, fauchende Wildtiere, Fische und Vögel – Warlichs Motivangebot war vielseitig und durchaus bunt.

Seeberg geht davon, dass dies weltweit die erste monothematische Ausstellung zu einem Tattookünstler ist. Laut Kurator Wittmann würde ihm die Aufmerksamkeit sehr gefallen: „Christian Warlich wusste, wie man sich einen Namen macht. Würde er heute noch leben, er wäre der perfekte Instagram-Star!“

„Christian Warlich auf St. Pauli“ ist von heute an und bis Ende Mai 2020 geöffnet.

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