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Aki Alchemicae
Die Stuttgarterin Aki Alchemicae (@aki_alchemicae) ist 26 Jahre alt und lässt sich bereits seit acht Jahren tätowieren. Schon als Kind wünschte sie sich tätowiert zu sein und fieberte gebannt auf ihre Volljährigkeit hin. Doch ihr zunächst eingeschlagener Berufsweg sollte ihr dazwischenkommen, denn dort waren sichtbare Tattoos ein Unding. So hielt Aki ihre Arme aus beruflichen Gründen komplett frei. Mittlerweile hat sie ihren Beruf, unter anderem aus diesem Grund, gewechselt und trägt nun bereits auf beiden Armen Farbe.
In ihrer Freizeit verfolgt Aki hauptsächlich kreative Hobbies. Beim Zeichnen, Nähen, Dekorieren und Basteln kann sie mit verschiedensten Medien ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Auch bei ihren Tattoos legt sie großen Wert auf Kreativität, wobei sie eine besondere Begeisterung für den Watercolor-Stil entwickelt hat. Was Aki zur Langlebigkeit dieses Stils sagt und weshalb sie letztendlich ihren Job gewechselt hat, lest ihr im Folgenden.
Hey Aki, mittlerweile lässt du dich seit acht Jahren tätowieren und hast schon einige Tattoos angesammelt. Welches war denn dein erstes Tattoo und würdest du es dir heute genauso stechen lassen?
Mein erstes Tattoo war ein lateinischer Schriftzug unten am Bauch. „Semper homo bonus tiro est“ – bedeutet übersetzt „ein guter Mensch ist immer ein Anfänger“. Den Spruch und auch die Schriftart finde ich nach wie vor super. Nur der Tätowierer, zu dem ich damals, unerfahren wie ich war, gegangen bin, hat nicht sauber gestochen. Deswegen werde ich es irgendwann mal überarbeiten lassen. Also soll kein Cover Up werden, geht nur drum, die Flecken auszubessern.
Du hast uns vorab verraten, dass sichtbare Tattoos in deinem ursprünglich eingeschlagenen Berufsweg nicht möglich gewesen wären. Was wolltest du damals eigentlich machen und wieso hast du dich dann doch für einen anderen Weg entschieden?
Ich habe ursprünglich Public Management studiert und somit zunächst eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Eigentlich wollte ich aber von klein auf Friseurin werden und auch, wenn es gar nicht so leicht war, die Verbeamtung aufzugeben und in meinem Alter nochmal eine Ausbildung zu machen, bin ich sehr froh über die Entscheidung.
Respekt, diesen Schritt hätte wahrscheinlich nicht jeder gewagt. Wie ist es denn in deinem jetzigen Job mit deinen Tattoos?
Meine Kolleginnen beachten meine Tattoos gar nicht, obwohl die meisten selbst nicht tätowiert sind. Bei Kunden ist es ganz unterschiedlich. Manche finden die Farbvielfalt besonders toll, viele haben noch nie Tattoos im Watercolor-Stil gesehen. Aber wie überall gibt es auch konservativere Kandidaten, à la „Und was, wenn du mal alt bist?“ Das positive Feedback überwiegt allerdings.
Hast du ein Lieblingstattoo an dir? Welches ist es und warum?
Schwierig. Ich mag eigentlich alle meine Tattoos und die meisten haben auch eine tiefere Bedeutung. Ich denke, meine Qualle hat für mich einen besonderen Stellenwert, da sie mich einerseits an meine Kindheit erinnert und sie andererseits als mein erstes Watercolor-Tattoo quasi eine neue Welt für mich eröffnet hat.
Du selbst hast ja hauptsächlich Tattoos im Watercolor-Stil. Nun steht dieser Stil häufig in der Kritik, da diese Tätowierungen „nicht gut altern“ würden. Was meinst du dazu und wie alt ist dein ältestes Watercolor-Tattoo?
Ich persönlich halte das für Unsinn. Warum sollten bunte Linien und Formen – wenn sie sauber gestochen sind – denn schneller verblassen als schwarze Outlines? Natürlich kann nicht jeder Tätowierer auch gutes Watercolor stechen. Das liegt dann aber ja nicht an dem Tattoo-Stil an sich. Mein erstes Watercolortattoo, die Qualle auf meinen Rippen, ist jetzt knapp fünf Jahre alt. Also nicht per se „alt“ in Tattoo-Zeitrechnung, aber eben auch nicht mehr frisch gestochen.
Wonach suchst du dir deine Tätowierer*innen aus und was macht für dich persönlich ein gutes Tattoo aus?
Das ist unterschiedlich. Ich bin Jemand, der sein Motiv vorher meistens schon recht genau im Kopf hat und dann jemanden sucht, der das möglichst gut umsetzen kann. Wobei ich hierbei abstrakt arbeitenden Künstlern wie Emrah und Marcus eher freie Hand lasse.
Bei „klassischeren“ Motiven geht es mir vor allem um saubere Linien und gute Einarbeitung der Farbe. Die Kreativität des Künstlers ist hier nachrangig, weil ich schon genau weiß, was ich will. Nicht zuletzt spielt die Ausstrahlung der Künstler auch eine Rolle für mich. Wenn jemand stundenlang an meinem Körper arbeitet und mich quält, sollte wenigstens gute Chemie herrschen.
Hast du schon mal ein besonders positives oder negatives Erlebnis aufgrund deiner Tattoos gemacht? Erzähl uns gern davon!
Ich denke das schönste war, als jemand auf einem Festival mein „Das letzte Einhorn“-Tattoo entdeckt hat und dann angefangen hat, die Titelmelodie zu summen, woraufhin mehrere Leute miteingestimmt haben.
Wirst du aufgrund deiner Tattoos manchmal falsch eingeschätzt?
Leider kommt das durchaus vor. Ich merke, dass manche Menschen einen automatisch für ungebildet halten, wenn man auffällig tätowiert ist. Teilweise ernte ich großes Staunen, wenn ich Abitur und Studium erwähne.
Was bedeutet Kunst für dich und würdest du Tattoos dazuzählen?
Kunst war von klein auf ein großer Teil meines Lebens. Sobald ich einen Stift halten konnte, habe ich angefangen zu zeichnen – später sogar mein Kunstabi gemacht. Heutzutage bin ich hobbymäßig Kostüm- und Maskenbildnerin und liebe es mich kreativ auszuleben.
Und auch Tattoos gehören für mich absolut dazu. Es ist gelebte Kunst, mit der man Geschichten erzählen oder einfach nur die Haut verschönern kann.
Und damit wären wir auch schon am Ende. Danke für deine Zeit, liebe Aki!
Danke auch euch!
Aki trägt unter anderem Kunstwerke von Emrah Lausbub, Marcus Giuliano Stolz, Jen Tonic, Marco Hense und Enci (0711 Nadelspiel).