Bewerbung im Tattoo-Studio: Worauf muss ich achten?

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Bewerbung im Tattoo-Studio: Worauf muss ich achten?

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Tattoos genießen große Beliebtheit und so nimmt auch die Anzahl an Tätowierer*innen und Menschen, die es gerne werden wollen, in den letzten Jahren scheinbar stetig zu. Doch Tätowierer*in ist in Deutschland kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf, was einen vielfältigen Einstieg in den Job ermöglicht. Das Lernen in einem Tattoo-Studio, kommt einer herkömmlichen Ausbildung allerdings am nächsten. Wie eine Bewerbung für einen Platz im Tattoo-Studio aussehen kann und wie sie es auf keinen Fall tun sollte, erfährst du hier.

"Zeichnen, zeichnen, zeichnen" - die beste Vorbereitung für deinen Weg zum Tattoo Artist
„Zeichnen, zeichnen, zeichnen“ – die beste Vorbereitung für deinen Weg zum Tattoo Artist

Wo kann ich mich bewerben?

In den herkömmlichen Job-Portalen wirst du eher keine Stellenangebote für Tattoo-Studios finden. Daher musst du dich selbst gezielt auf die Suche nach dem richtigen Studio für deine Ausbildung machen.

 

Wenn du dich in einem bestimmten Tattoo-Studio bewerben möchtest, macht es Sinn, vorab zu schauen, ob sie gerade einen Ausbildungsplatz anbieten. Das erfährst du wahrscheinlich in den Sozialen Medien, auf denen das Studio vertreten ist, oder auf ihrer Website.

Sollte es ein Stellenangebot geben, kannst du dich direkt auf dieses hin melden. Du weißt, dass das Studio nach jemandem sucht und hast dementsprechend eine gute Chance auf einen Platz.

Falls dein Wunsch-Studio keine Stelle anbietet, kannst du dich dennoch bewerben – man spricht dabei von einer Initiativbewerbung. Hier sieht deine Chance auf einen Platz in der Regel etwas schlechter aus, aber einen Versuch ist es wert!

Einige Studios und Tätowierer*innen lehnen Azubis kategorisch ab. Ob zu wenig Platz im Shop, zu wenig Zeit zum Anlernen oder zu wenig Erfahrung zum Ausbilden – dafür gibt es ganz verschiedene Gründe.

Bonus-Tipp: Bei deiner Suche nach einem Ausbildungsplatz stolperst du vielleicht auf über sogenannte „Tattoo-Schulen“ oder „Akademien“, die dir schnellen Erfolg gegen ein paar tausend Euro versprechen. Warum wir davon eher abraten, wenn du das Tätowieren lernen möchtest, kannst du hier nachlesen.

Bewerbung: Lieber spießig oder lässig?

In der aktuellen Zeit, wo Tattoos an Beliebtheit gewinnen und das Thema für viele interessant ist, bekommen Tattoo-Studios wahrscheinlich so viele Bewerbungen wie nie zuvor. Dementsprechend ist deine Bewerbung wohl nicht die einzige, die im Studio eingeht – also gib dir ruhig so viel Mühe, wie du es bei einem herkömmlichen Ausbildungsplatz auch tun würdest. Tattoo-Studios erleben es immer wieder, dass sich Menschen per lieblosem Zweizeiler via E-Mail oder mit einer kurzen DM bei Instagram bewerben.

Klar, viele Tätowierer*innen arbeiten sowieso digital und erwarten keine glattgebügelte Musterbewerbung, aber so wenig Aufwand strahlt fehlenden Respekt für den Beruf und den Tattoo Artist aus. Auch, wenn man von außen den Eindruck hat, dass dieser Beruf cool, kreativ und locker ist, sieht die Realität etwas anders aus. Tatsächlich erfordert es viel Zeit, Disziplin und Antrieb, damit du ein guter Tattoo Artist werden kannst. Und zwar nicht nur dich, sondern auch die Person, die dir das Tätowieren beibringt.

Je mehr Mühe du in deine Bewerbung steckst, desto höher sind die Chancen eingeladen zu werden.
Je mehr Mühe du in deine Bewerbung steckst, desto höher sind die Chancen, eingeladen zu werden.

Aufbau deiner Bewerbung

Damit du dir etwas besser vorstellen kannst, wie deine Bewerbung fürs Tattoo-Studio aussehen könnte, findest du hier ein paar Stichpunkte. Dabei handelt es sich nur um Beispiele, Inspirationen und Tipps – nicht um eine universelle Vorlage. Außerdem ist nicht jeder Punkt für jedes Tattoo-Studio wichtig, da es hier sehr individuelle Vorlieben gibt. Wichtig ist aber für jede*n, dass direkt alle Infos gebündelt vorliegen und es kein langes Hin und Her geben muss.

1. Anschreiben

  • Wie kommst du auf das Studio oder den Tattoo Artist? (Stellenangebot, Instagram, Empfehlung,…)
  • Warum möchtest du ausgerechnet dort lernen? (Tattoo-Stile, Atmosphäre im Studio, Menschen vor Ort,…)
  • Warst du selbst schon mal dort? (Vielleicht erinnert sich jemand positiv an dich!)
  • Was möchtest du? (Praktikum, Schnuppertag, Ausbildung,…)
  • Um welchen Zeitraum geht es bzw. wann könntest du anfangen?

2. Dein Lebenslauf

  • Nicht jedes Tattoo-Studio legt Wert auf einen klassischen Lebenslauf, aber prinzipiell schadet es natürlich nicht, einen beizufügen.
  • Deine Schulnoten oder Zeugnisse sind nicht unbedingt relevant.
  • Besonders interessant sind Studium, Ausbildung oder Berufserfahrungen, bei denen du z.B. Kontakt zu Kundschaft hattest, auf Hygiene achten musstest oder kreativ gearbeitet hast.

3. Deine Mappe mit Zeichnungen

  • Deine Mappe ist in unseren Augen der wichtigste Teil deiner Bewerbung – hier kannst du dein Potential zeigen!
  • Zeige deine Stärken, aber auch, wie vielfältig du arbeiten kannst.
  • Auch andere Kunstformen als Zeichnungen können interessant sein, um deine Kreativität und handwerkliches Geschick zu zeigen.
  • Falls du ein Verständnis dafür hast, entwirf auch gerne ein paar ‚tätowierbare‘ Motive.

Tipps zur digitalen Bewerbung

  • Achte darauf, dass du alles in einer guten Auflösung gespeichert hast.
  • Erstelle am besten eine Datei (.pdf), die alles beinhaltet: z.B. Deckblatt, Anschreiben, Lebenslauf und deine Arbeiten.
  • Denk daran, dass der Anhang einer E-Mail nicht allzu groß sein sollte (am besten unter 20 MB).

Tipps zur ausgedruckten Bewerbung

  • Bedenke, dass du deine Mappe nicht sicher zurückbekommen wirst.
  • Lege nicht deine Originale bei, sondern erstelle qualitativ gute Kopien bzw. Ausdrucke.
  • Füge alles ordentlich zusammen (Mappe, Ordner) und gib keine losen Blätter ab.

So solltest du es NICHT machen

Viele Tattoo-Studios berichten von Bewerbungen, die wirklich unterste Schublade sind. Das beginnt mit einer kumpelhaften Nachricht auf Instagram und geht bis hin zum Zweizeiler per Mail ohne Anhang oder wichtige Infos. Sowas ist natürlich ärgerlich, kostet Nerven und Zeit – und es lässt einige Tattoo Artists auch am Ansehen ihres Berufs zweifeln.

 

Denk bitte daran, dass du eine Ausbildung suchst und keine Freundschaften oder Dates. Es sollte ein gewisses Maß am Professionalität an den Tag gelegt werden, da man schließlich zusammen arbeiten möchte. So eine Bewerbung, die offensichtlich ohne viel Mühe angefertigt wurde, lässt dich nicht gerade motiviert und ernsthaft interessiert am Tätowieren wirken. Und wer es nicht Ernst meint, mit dem verschwenden Tattoo Artists ihre meist ohnehin eher begrenzte Zeit nicht.

Sollte deine Bewerbung hingegen Potential haben, bekommst du vielleicht wenigstens freundliches Feedback oder Tipps, falls man dir keine Ausbildung anbieten kann. Auch das kann hilfreich sein, um etwas Fuß in der Tattoo-Branche zu fassen und den Beruf mitsamt seiner Anforderungen besser zu verstehen.

Was Tätowierer*innen besonders wichtig finden

Wie oben erwähnt, hat jede*r Tätowierer*in persönlichen Vorlieben, was eine Bewerbung in ihrem Studio angeht. An dieser Stelle haben sich ein paar liebe Tätowierer*innen die Zeit genommen, um uns zu erzählen, was für sie besonders wichtig bei einer Bewerbung ist. Außerdem geben sie dir noch ein paar weitere Tipps und motivierende Worte mit auf den Weg.

Sinah Ra
Sinah Ra
Was Tätowiererin Sinah Ra dir empfiehlt:

„Zeichnen, zeichnen, zeichnen. Im besten Fall bereitest du deine Mappe schon so vor, dass die Motive theoretisch tätowierbar sind. Natürlich kannst du auch abstrakte Arbeiten von dir zeigen, aber Motive, die technisch tätowierbar wären, können potentiellen Ausbilder*innen zeigen, dass du dich mit der Materie auseinandergesetzt hast. Heutzutage gibt es so viel Kunst und Tattoos kostenlos zu konsumieren. Folge Artists, die du bewunderst und deren Stile dir gefallen – lass dich inspirieren! Auch ein eigener solide geführter Social Media-Account kann helfen, zu zeigen, dass du wirklich motiviert bist, dir etwas aufzubauen.

Das sieht aber auch jede*r anders. Wichtig ist, dass du auch Ausbilder*innen findest, die dich supporten. Lieber doppelt so viel bewerben, als dir deine Motivation von schlechten Vorbildern und Ausbilder*innen nehmen zu lassen. Ein Shop als Grundlage ist wichtig, aber nicht um jeden Preis. Ich habe viele viele Absagen bekommen, habe sogar das Bundesland gewechselt und lange gebraucht, um das richtige Studio für mich zu finden. Aber nichts macht dich schneller zu einem besseren Tattoo Artist als Kolleg*innen, die dich wirklich unterstützen. Und so ein Umfeld wünsche ich jeder Person, die gerade anfängt, schon von der ersten Sekunde an.“

Nastia & Ed Zlotin
Nastia & Ed Zlotin
Nastia und Ed Zlotin von „High Contrast Tattoo“:

„Wir glauben, dass es am wichtigsten ist, ein gewisses Wissen über Kunst zu haben. Es muss nicht unbedingt die bildende Kunst sein; es kann auch Fotografie, Illustration oder Graffiti sein. Das Wesentliche ist, ein grundlegendes Verständnis von Komposition, Ästhetik und Kontrast zu haben. Ebenso wichtig sind Hingabe, harte Arbeit und keine Angst vor Kritik zu haben. Auch Selbstkritik und Verantwortungsbewusstsein sind unerlässlich. Man arbeitet schließlich an etwas, das für immer auf dem Körper einer Person bleibt. All dies kann die Ausbildung erheblich beschleunigen und vereinfachen. Und natürlich: Wenn du es wirklich willst, wirst du erfolgreich sein! Das Wichtigste ist, an dich selbst zu glauben.“

Lale
Lale
Tätowiererin Lale gibt dir Folgendes mit auf den Weg:

„Vertraut auf eure Stärken und Interessen! Es lohnt sich, einfach drauf loszuzeichnen und sich intensiv mit dem Thema Tätowierungen auseinanderzusetzen. Ich habe seit dem Kindesalter immer viel gezeichnet. Dadurch hat sich später und in meinem vorherigen Berufsleben eine Art Routine, was den kreativen Output betrifft, in meinem Alltag entwickelt. Etwas, das als Tätowierer*in unverzichtbar ist.

Eine vielseitige Mappe kann definitiv hilfreich sein, aber ich finde es noch wichtiger, zu zeigen, dass die Motive auch als Tattoos umgesetzt werden könnten. Das zeigt, dass ihr euch wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt habt. Ob ihr einen konventionellen Weg wählt oder einen ganz eigenen und für euch stimmigen Weg, ist meiner Meinung nach zweitrangig. Entscheidend ist, dass ihr Menschen mit Wissen in eurem näheren Umfeld habt, die euch unterstützen können/möchten und auf wichtige Dinge wie Hygiene und Handwerk achten und ggf. auf kleine Unstimmigkeiten hinweisen können.

Am Ende zählt nicht, in welchem Studio ihr gelernt habt, sondern eure Kunst und euer Können. Sucht euch eine Umgebung, in der ihr euch wohlfühlt und euch kreativ entfalten könnt – das ist das A und O!“

 

Viel Glück beim Bewerben!

Lass dich also von ein paar Absagen nicht zu sehr entmutigen, wenn du das Tätowieren wirklich lernen willst. Für die wenigsten Tätowierer*innen hat es sofort mit der ersten Bewerbung in einem Tattoo-Studio geklappt. Einige haben sogar Jahre gebraucht, um den passenden Platz für ihre Ausbildung zu finden.

Während der Suche fingen viele ein Studium im künstlerischen oder sozialen Bereich an oder jobbten schon mal etwas – immer mit dem Traum vom Tätowieren im Hinterkopf. Auch solche Erfahrungen können dir bei deinem späteren Dasein als Tattoo Artist helfen und dir den Weg ebnen.

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