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Für Nicky waren Aquarell und Gouache schon immer ihre liebsten Medien – und das spiegelt sich auch heute in ihren illustrativen Watercolor-Motiven wieder.
Ihre ersten Berührungspunkte mit Tattoos hatte Nicky schon recht früh: “Meine Oma hatte Tattoos, die sie sich auf einem Fest in Indien mit einer handgefertigten Tattoo-Maschine mit Kugelschreibertinte hat machen lassen. In einer konservativen Indischen Familie war sie damit so etwas wie eine Rebellin. Sie hat sich gegen die Dos und Don’ts der Gesellschaft zur Wehr gesetzt und das getan, was sie richtig und schön fand. Das waren meine ersten Berührungspunkte mit Tattoos und ich war sehr fasziniert.”
Doch zum Tätowieren selbst kam sie erst über ein paar Umwege: “Zwar habe ich als Kind schon viel gemalt, aber tätowieren war nie mein Plan. Es war für mich überhaupt nicht vorstellbar.” Dies lag daran, dass Nicky aus Indien kommt und in einer traditionellen Familie aufwuchs: “In diesem Umfeld war Tätowieren nie eine Idee, die mir in den Sinn kam. Mit dem Gedanken, mich selbst tätowieren zu lassen, habe ich zwar oft gespielt (danke Oma), aber eigentlich war Modedesign mein Traum. Deshalb habe ich nach dem Abi auch einen Bachelor in Modedesign gemacht. Die Kreativität und Handarbeit begeistern mich bis heute. Weil ich nicht, wie es in einer konservativen indischen Familie normal ist, verheiratet werden wollte, habe ich mich danach für ein Master-Studium in London entschieden.”
Erfahrungen sammeln und wachsen
Während ihres Bachelor-Studiums lernte Nicky viele interessante Menschen aus kreativen Berufen kennen. So konnte sie für kurze Zeit eine Ausbildung bei einem Fotografen machen, arbeitete bei einem Verlag für Modezeitschriften und durfte von verschiedenen Modedesigner*innen lernen.
Auch für die spätere Selbstständigkeit nahm sie einiges mit: “Ich war drei Jahre bei den Fashion-Weeks in Indien dabei. Außerdem habe ich als Assistentin für Designer*innen gearbeitet und Reportagen für Magazine geschrieben. All diese Erfahrungen haben mir etwas Wichtiges gezeigt: Künstler*innen und Designer*innen müssen sich auch mit der “Business”-Seite der Arbeit gut auskennen, um Erfolg zu haben.”
Als Kind war ihre Schwester für Nicky immer die größte Inspiration: “Sie kann wunderschön malen und zeichnen. Wir haben oft zusammen handgemalte Karten gemacht und zum Spaß in der Nachbarschaft verkauft. Sie hat mir Aquarell- und Gouachemalen beigebracht und war immer meine größte Kritikerin. Damals habe ich das nicht immer positiv gesehen, aber ihr Input und Feedback haben mich gepusht, um besser zu werden und meinen eigenen Style zu entwickeln. Sie hat mich auch motiviert, immer hungrig zu bleiben und mich weiterentwickeln zu wollen. Das ist meiner Meinung nach eine sehr wichtige Eigenschaft für eine*n Tätowierer*in.”
Doch es kam anders
Bevor ihr Master-Studium begann, hatte Nicky jedoch noch etwas Zeit und wollte noch etwas Neues lernen. So kam es dazu, dass sie ihre Eltern anlog und in eine andere Stadt zog, um dort 2010 eine Ausbildung in einem Tattoo-Studio anzufangen. Dabei wurde ihr auch recht schnell bewusst, dass sie nicht mehr weiter studieren wollte: “Jetzt, 11 Jahre später, ist es immer noch eine der besten Entscheidungen meines Lebens.”
Leider entwickelte sich das Arbeitsverhältnis zu ihrem damaligen Chef in eine schlechte Richtung, sodass sie nach 7 Monaten kündigte. Davon ließ sie sich jedoch nicht aufhalten und blieb weiter bei der Sache, übte viel und recherchierte z.B. zu den Hygiene-Standards anderer Länder.
Etwa ein Jahr später und nach langem Überlegen konnte Nickys damaliger Freund und jetziger Mann Carsten sie davon überzeugen, ihr eigenes Studio zu eröffnen. Und so kam es dazu, dass Nicky 2011 ihr Tattoo-Studio im indischen Bangalore eröffnete, während sie eine Fernbeziehung zwischen Indien und Deutschland führte.
Umbruch und Aufbruch
Trotz der Distanz unterstützte Carsten sie tatkräftig. So half er zum Beispiel bei der Einrichtung des Studios und dem Erstellen eines Business-Plans. Aber auch um kleinere Dinge, wie zum Beispiel das Teeholen für Kund*innen oder das Mitbringen des neusten Tattoo-Magazins aus Deutschland, kümmerte er sich.
Nachdem es viele Jahre gut lief, gab Nicky 2017 schweren Herzens ihr Studio ab und zog endlich nach Deutschland. Mittlerweile arbeitet sie bei “Nightchild Tattoo” in München, wo sie weiterhin ihre illustrativen bis abstrakten Watercolor-Motive unter die Haut bringt.
Die Inspiration für ihre Motive bezieht sie zum Großteil aus der Natur. Doch auch ihr Interesse an Kunst, Musik, Politik, Klimaschutz und Kultur fließt in ihre Arbeiten mit ein. Natürlich tragen auch ihre Kund*innen zur Motiventwicklung bei: “Oft sind es einfach die Geschichten der Kund*innen, was sie bewegt und begeistert. Diese Ideen in meinem eigenen Stil zu interpretieren und Custom-Art zu kreieren, finde ich sehr spannend!”
Wo du Nicky findest
Nicky findet ihr bei “Nightchild Tattoo” in München.
Für einen Termin könnt ihr euch jederzeit per Instagram oder E-Mail bei ihr melden.
Instagram: @tattooer_nicky
Facebook: fb.com/tattooer.nicky
Mail: tattooer.nicky@gmail.com
Nightchild Tattoo
Karlstraße 118
80335 München
Übrigens: Wenn du noch nie eine*n Tätowierer*in kontaktiert hast, schau doch mal in unseren Artikel “Wie schreibe ich einen Tätowierer an“. Das hilft sowohl dir, als auch dem Artist! :)
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