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Seit mittlerweile fünf Jahren lebt die 24-jährige Julia K. (@goingdownswingin) im schönen Leipzig. Dort studiert sie aktuell im dritten Semester Communication Management im Master. Neben ihrer Liebe für Katzen und Pflanzen hat Julia außerdem noch etwas für Tattoos übrig! Daher hat sie auch selbst mittlerweile einige Tätowierungen, die für sie einen Großteil ihrer Interessen und Hobbies widerspiegeln.
Für ihre Tattoos ist ihr keine Reise zu weit: Wenn Julia sich in jemandes Stil verliebt, fährt sie dafür auch mal in ein anderes Land. Auch ihre Freunde, besonders ihre Mitbewohnerin, interessieren sich für Tattoos. So tauscht Julia sich regelmäßig mit ihnen über ihre Tattoo-Neuentdeckungen aus und beschäftigt sich generell in ihrer Freizeit viel mit dem Thema. Den Begriff “Kunstsammlerin” findet sie für sich sehr treffend, da sie die verschiedensten Motive diverser Artists auf ihrem Körper trägt.
Da Julia mittlerweile recht stark und sichtbar tätowiert ist, beschäftigt sie sich aktuell außerdem mit der Frage, wie es sie bei ihrer Jobsuche mal beeinflussen wird. Obwohl ihr Studiengang recht offen klingt, schätzt sie die Leute der “Kommunikations-Bubble” in Deutschland teilweise doch recht konservativ ein. Wie ihre Gedanken dazu aussehen, was es für sie bedeutet, tätowiert zu sein und etwas über ihre “Tattoo-Reisen” erfahrt ihr hier.
Hey Julia, du hast mittlerweile schon einige Tattoos angesammelt. Du hast uns erzählt, dass du auch gerne mal weiter für ein Tattoo reist. Für welche deiner Tätowierungen bist du bisher am weitesten gefahren?
Hi! Ja, das stimmt. Wenn ich einen Tätowierer gefunden habe, der mir richtig gut gefällt und ich mir in den Kopf setze, von dieser bestimmten Person tätowiert zu werden, nehme ich gerne weite Strecken auf mich. Innerhalb von Europa gibt es da für mich persönlich fast keine Grenzen – man kann ja einen Kurzurlaub draus machen!
Meine Stammtätowiererin tätowiert zwar zu meinem Glück in Leipzig, ich fahr’ aber auch häufig nach Hamburg, Erfurt und Berlin. Die weiteste Strecke bisher war wohl London. Dort bekam ich das Halb-Frau/Halb-Totenkopf-Tattoo von Matt Pettis auf meinen Oberschenkel. Wenn alles glatt läuft, gibt’s im Mai dann eins in Glasgow.
Gibt es bestimmte Tipps, die du Leser*innen auf ihre erste weitere Tattoo-Reisemitgeben möchtest?
Wenn ich innerhalb von Deutschland reise, überleg ich mir immer dreimal, ob ich danach wirklich noch nach Hause fahren will. Manchmal ist man einfach nur super froh, wenn man sich direkt mit Pizza ins Bett werfen kann. Und ansonsten die gleichen Tipps wie immer: Gut frühstücken, viel trinken, am besten was mit Zucker dabeihaben und vorher gut schlafen!
Was macht für dich persönlich ein gutes Tattoo aus? Kommt es dir eher auf die Bedeutung oder die Ästhetik an?
Ich bin definitiv Perfektionistin, was Tattoos angeht. Wenn Linien wacklig sind, Schattierungen schlecht gemacht oder die gesamten Proportionen nicht stimmen, werde ich das jeweilige Tattoo auch mit der allergrößten Bedeutung nicht mögen. Ich bin also eher Team Ästhetik. Unterm Strich macht ein gutes Tattoo aber für mich vor allem aus, dass der Träger oder die Trägerin damit glücklich ist.
Natürlich hat nicht jedes Tattoo immer eine tiefgehende Bedeutung, aber das offensichtliche Tätowiertsein an sich ist dennoch für viele bedeutsam. Einige verbinden ihre Tattoos zum Beispiel mit Selbstliebe oder auch Selbstbewusstsein. Was bedeutet es für dich, tätowiert zu sein?
Das mit dem Selbstbewusstsein empfinde ich auch so. Es gab bereits einige Körperstellen, die ich bedeutend mehr mochte, nachdem sie tätowiert waren. Ansonsten hat das reine Tätowiertsein für mich keine super tiefgehende Bedeutung. Es gefällt mir einfach an mir und ich kann mich damit ausdrücken. Wenn ich alte Bilder komplett ohne Tattoos sehe, ist das auch irgendwie immer ganz komisch, weil sie mittlerweile schon so fest dazugehören.
Denkst du, dass deine Tattoos bei der zukünftigen Jobsuche mal ein Problem sein könnten und beeinflusst das deine Tattoo-Entscheidungen in irgendeiner Weise?
Ich denke, es kommt wie in den meisten Branchen dann auf das jeweilige Unternehmen an, in dem ich mal landen werde. Teilweise sind die Leute in der Kommunikationsbranche super offen und tolerant, teilweise herrscht aber wie überall sonst auch noch ziemlich veraltetes Denken vor. Ich bin aber guter Dinge, dass dahingehend in den nächsten Jahren noch einiges passieren wird!
Meine Tattoo-Entscheidungen beeinflusst der Gedanke an die Jobsuche aber überhaupt nicht. Ich sag mal so, wenn ich abgelehnt werde, weil ich sichtbar tätowiert bin, will ich da eh nicht arbeiten. :D
Nach welchen Kriterien suchst du dir deine Tattoo Artists aus und wie findest du sie üblicherweise?
Hmm, so richtige Kriterien hab ich da eigentlich gar nicht. Ich finde die meisten Tätowierer tatsächlich eher per Zufall und fast immer über Instagram. Mir gefallen halt auch irgendwie immer die gleichen Sachen, sprich viel geometrisches und florales Zeug. Wichtig ist mir, dass die Tätowierer sauber stechen und einen seriösen Eindruck machen.
Verfolgst du bei deinen Tattoos ein bestimmtes Konzept, zum Beispiel was Stil oder Anordnung
angeht?
So ein richtiges Konzept habe ich eigentlich nicht – vor allem, weil ich anfangs dachte, dass es bei zwei oder drei Tattoos bleibt. Hat, wie man sieht, nicht so gut funktioniert! :D Aber ja, ich versuche trotzdem, das Ganze irgendwie einheitlich zu halten und hab deshalb zum Beispiel nur schwarze Tattoos. Außerdem ganz viele Blumen und Pflanzen und Mandalas. Die Tätowierer, bei denen ich bisher war, ähneln sich teilweise aber auch in ihren Stilen. Ich denke, deshalb passt das alles ganz gut zusammen.
Wie beurteilst du die Darstellung von Tattoos und Tätowierten in den deutschen Medien? Findest du diese Darstellung realitätsnah oder entsteht ein falsches Bild? Was wünschst du dir diesbezüglich für die Zukunft?
Dazu muss ich sagen, dass ich praktisch nicht fernsehe und deshalb zumindest von der TV-Werbung fast nichts mitkriege. Ich finde aber, dass vor allem tätowierte Frauen häufig super sexualisiert dargestellt werden. Selbst Tattoo-Conventions werben ja ganz oft noch mit tätowierten Frauen in knappen Outfits.
Außerdem sieht man selten qualitativ hochwertige Tattoos in den Medien, hab ich das Gefühl. Also ja, ich finde, dadurch entsteht definitiv ein falsches Bild. Tätowierte Menschen sind genauso divers wie nicht-tätowierte und das sollte in Zukunft besser abgebildet werden. Außerdem sollten verschiedene Stile und Tätowierer repräsentiert werden.
Hast du das Gefühl, dass Menschen anders mit dir umgehen, wenn du zum Beispiel lange Kleidung trägst und keines deiner Tattoos sichtbar ist?
Seit meine Unterarme voll sind, gibt es selten Momente, in denen ich komplett untätowiert aussehe. Deswegen kann ich da nicht wirklich einen Vergleich ziehen. Angefangen hab ich ja aber mit den Beinen und die waren dann auch recht schnell recht voll. Menschen, die mich schon eine Weile kannten, aber noch nie mit nackten Beinen gesehen haben, waren dann schon manchmal überrascht, als es rauskam. Bisher hab ich aber ansonsten eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht.
Thema Freunde und Familie: Sind dort die meisten tätowiert oder bist du eher die Ausnahme und was für Reaktionen hast du für deine Tattoos von ihnen bekommen?
In meinem Freundeskreis sind schon einige tätowiert, die wenigsten aber super großflächig oder sichtbar. Meine Freunde finden die Tattoos meistens ganz cool – denk ich! :D Blöde Reaktionen hab ich da jedenfalls noch nie bekommen.
In meiner Familie ist bis auf eine meiner Cousinen tatsächlich niemand tätowiert. Dementsprechend wenig begeistert waren vor allem meine Eltern am Anfang. Mittlerweile haben sie sich aber dran gewöhnt… oder eben kapituliert. Spaß! Ich denke, meine Mutter findet manche Tattoos mittlerweile sogar ganz schön, zum Beispiel das Katzen-Tattoo von Suflanda.
Was war für dich das schönste Erlebnis, welches du aufgrund deiner Tattoos gemacht hast?
Ein einziges Erlebnis fällt mir da so spontan gar nicht ein. Ich hab aber schon ganz oft richtig tolle Menschen kennengelernt aufgrund meiner Tattoos oder Tattoos allgemein. Vor allem über Plattformen wie Instagram, aber natürlich auch im real life, findet man da halt schnell Gemeinsamkeiten und kommt super gut ins Gespräch.
Was bedeutet Kunst für dich und würdest du Tattoos dort hinzuzählen?
Kunst bedeutet für mich Kreativität, Leidenschaft und irgendwie auch Freiheit. Tattoos sind für mich deshalb zu 100 Prozent Kunst und ich finde, dagegen kann man auch nur schlecht argumentieren – anstelle auf Leinwand oder Papier halt auf dem menschlichen Körper.
Das war’s auch schon. :) Danke dir fürs Zeitnehmen!
Ich danke euch!
Julia K. trägt unter anderem Kunstwerke von Magda Hanke, Kitti Ink, Suflanda, Ed Zlotin, Lucas Wagner, Amy Malt, Jule Rothe, The Magic Rosa, Hannah Monte, Matt Pettis und Mirja Fenris.
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