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Ich treffe Jappo van Glory (@jappo_van_glory) zwischen einem seiner Tour-Dates in Berlin. Aktuell spielt er Gitarre bei der Band Ghostkid und Bass für den Singer-Songwriter Bobby Lies. Außerdem ist Jappo schon lange als Guitar Tech immer wieder bei diversen Bands mit auf Tour. Noch eben gestärkt durch eine vegane Pizza ist der entspannte Musiker bereit, mir ein paar Fragen zu seinen Tattoos zu beantworten.
Sinah: Hey! Schön, dass es mit dem Interview geklappt hat!
Jappo: Klar, kein Problem.
Sinah: Oft gestellte Frage an tätowierte Menschen: Müssen Tattoos für dich eine Bedeutung haben?
Jappo: Müssen sie nicht auf jeden Fall, aber ich versuche trotzdem immer, etwas mit meinen Tattoos zu verbinden. Also selbst, wenn es nicht irgendein emotionaler Hintergrund ist, versuche ich, dass eine Erinnerung oder sonst was damit zusammenhängt.
Ich kann gerade eigentlich mit all meinen Tattoos etwas verbinden. Selbst, wenn es nur irgendein lustiger Moment oder auch verrückter Tour-Moment ist.
Sinah: Welche deiner Tattoos gehören denn zu deinen Favorites?
Jappo: Zu meinen Favoriten? Das ist natürlich jetzt die Frage, auf welcher Ebene man das beantworten möchte. Also es gibt natürlich einmal so Tattoos, die eine große, also tiefergehende Bedeutung haben und es gibt die, die ich einfach schön finde.
Das Tattoo, was ich auf meinen Rippen habe, war das Lieblingsspielzeug meiner Katze. Also das ist von der emotionalen Verbundenheit her mein Lieblingstattoo. Von der Ästhetik her mag ich mein… Ich glaube, das ist sogar mein neustes Tattoo, also das in meinem Gesicht gefällt mir da am besten!
Sinah: Hat es dich Überwindung gekostet, dir so immer sichtbare Tattoos tätowieren zu lassen? Also Hände, Hals, Gesicht?
Jappo: [Denkt nach] Bei den Händen fand ich es tatsächlich nicht so schlimm. Das Tattoo am Hals war auf jeden Fall ein großer Step – das ist auf jeden Fall nochmal extremer als Hände und Finger.
Beim Gesichtstattoo, obwohl es gut in meinem Bart verschwindet, habe ich das Gefühl, das war doch auch nochmal, besonders für meine Mutter irgendwie ein Step weiter. Das war dann doch nochmal eine Nummer extremer als ein Tattoo, das man am Arm oder so hat, wo auch mal ein T-Shirt drüber hängt.
Sinah: Auf der Bühne bei Ghostkid sind deine oder eure Tattoos teilweise überschminkt. Warum macht ihr das?
Jappo: Einfach um eine spezielle Ästhetik, die zu unserem Look gehört, herzustellen. Also ich schminke mir meine Arme z.B. ein bisschen schwarz, einfach damit die Tattoos nicht mehr so knallbunt sind. Unser Look bzw. unsere Ästhetik ist generell ein bisschen düster und da sind so knallbunte Tattoos vielleicht doch ein bisschen too much.
Ich habe das Gefühl, man sieht meine Tattoos trotzdem noch gut, aber es ist dann auf jeden Fall sehr abgedunkelt. Ja, verschmierte schwarze Arme halt. Es ist dann ein nicht mehr so extrem buntes Gesamtbild, sondern ein etwas einheitlicheres düsteres Aussehen.
Sinah: Gehörst du denn zu den Menschen, die gerne tätowiert werden, oder bist du eher schmerzempfindlich und hast da nicht so Bock drauf?
Jappo: Beides. Ich hasse den Schmerz, wie glaube ich viele Menschen, die viel tätowiert sind. Ich habe immer so ein bissen das Gefühl, je mehr Tattoos man hat umso schmerzempfindlicher wird man.
Aber ich werde natürlich gerne tätowiert, weil am Ende immer das Ergebnis zählt. Ich habe auch immer das Gefühl, sobald man in den Spiegel guckt und das neue Tattoo sieht und happy damit ist, sind die Schmerzen direkt wieder egal. Dann stellt sich eher die Frage, wann eigentlich das nächste Tattoo kommt. Deswegen beides auf jeden Fall!
Sinah: Was war so die längste Session bzw. das größte Tattoo, das du bisher bekommen hast?
Jappo: Das größte Tattoo, das ich bekommen habe, ist auf jeden Fall auf das auf meinem Bauch und meiner Brust. Das ist ein großes zusammenhängendes Bild. Das waren die meisten Sessions für ein Tattoo. Wir haben aber auch immer nur so drei Stunden lange Sitzungen gemacht, weil ich es nicht länger ausgehalten habe. Das war echt anstrengend.
Ich glaube tatsächlich meine längste Tattoo-Session am Stück waren so vier bis fünf Stunden am Hals. Das klingt für andere Leute wahrscheinlich irgendwie nach ein bisschen wenig, aber ich hab echt keinen Bock auf längere Sessions. Ich bin da echt sehr „heulsusenmäßig“ unterwegs.
Sinah: Welches Motiv hast du denn auf der Brust und wie kam es zu der Motivwahl?
Jappo: Das Tattoo auf meiner Brust und meinem Bauch ist ein großes Motiv. Das sind vier Krähen, die um einen Stolleneingang herumfliegen sozusagen. Das ist ein bisschen schwer zu beschreiben… Also, es gibt eine Textzeile von einer Band, das ist quasi ein Abbild dieser Textzeile.
Der Hintergrund war eigentlich, dass ich ein großes Tattoo auf meiner Brust und meinem Bauch, haben wollte, das meine Liebe und mein Bezug zur Musik irgendwie verbildlicht. Meine ursprüngliche Vorstellung bzw. die Ideen die ich hatte, war irgendwie einfach nicht umzusetzen. Oder zumindest nur sehr schwer umzusetzen und ich hätte sehr viele Kompromisse eingehen müssen. Das hab ich dann nicht mehr gefühlt irgendwie.
Zu der Zeit gab es dann eben diesen einen Song, der mir viel bedeutet hat, den ich viel gehört habe, aus dem ich viel gezogen habe. Wie auch immer, diese Textzeile und dieser Teil des Songs ist für mich sehr stark und man kann es sich sehr gut bildlich vorstellen. Dementsprechend konnte man das auch ziemlich gut als Tattoo umsetzen. Das ist dann eben letztendlich auf meiner Brust und meinem Bauch gelandet.
Sinah: Welche Band und welche Textzeile ist das?
Jappo: Die Band nennt sich Callejon und der Song heißt „Unter Tage“. Die Textzeile lautet: „Vier Krähen zogen einen Kreis, von Osten nach Westen, von Süd nach Nord und die Feder die fiel, zeigte den Ort, wo ich den Stollen öffnen sollt‘.“
Und nicht nur diese Zeile, sondern das musikalische Arrangement um diese Zeile herum empfinde ich als so stark, dass ich das meinem Tätowierer geschickt habe. Ich hab ihm gesagt: “Lass uns doch unter meine alte Idee einfach einen Strich setzen und diese Textzeile als Bild verewigen.” Und das hat er dann ziemlich gut, meiner Meinung nach, hinbekommen. Auch nach wie vor eines meiner Lieblingstattoos, mein größtes Tattoo und ja, das mag ich sehr gerne.
Sinah: Danke für deine Zeit und Offenheit.
Jappo: Gern
Header: Foto von Bella @mysleeplessmind
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