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Für diese Ausgabe #Kunstsammler stand uns die 1997 geborene Sarah Aschmann (@sarahmeeeow) Rede und Antwort. Sie wohnt in Freising bei #München und steht kurz vor dem Abschluss der Fachoberschule für Kunst und Gestaltung. Ihr erstes Tattoo hat sie sich pünktlich mit 18 stechen lassen.
Hey Sarah, wir fangen ganz vorne an: Wie kam es zu deinem ersten Tattoo?
Schon mit 13 Jahren hat mich die Kunst des Tätowierens wahnsinnig fasziniert und für mich stand damals schon fest, dass ich mich tätowieren lassen werde – und das nicht nur einmal! Allerdings wurde das in dem Alter natürlich nur für eine Phase gehalten, weshalb ich bis zu meinem 18. Geburtstag gewartet habe. Mein erstes Tattoo widmete ich dann meinem verstorbenen Großvater – dem Helden meiner Kindheit.
Ich war total aufgeregt und hatte ein mulmiges Bauchgefühl wegen der Schmerzen, die mich erwarten würden. Allerdings hat die Vorfreude auf das erste Tattoo überwogen. Auf den Moment hatte ich ja schon seit fünf Jahren gewartet und wie sich rausgestellt hat, hätte ich mir um die Schmerzen keinerlei Sorgen machen müssen. Auch sonst verlief alles reibungslos.
Das klingt ja nach einem tollen ersten Termin. Du bist deinen Tätowierer also treu geblieben?
Ja und ich verstehe mich super mit meinem Tätowierer. Nach der Begrüßungs-Umarmung führen wir immer gleich nette Gespräche und verstehen uns einfach gut. Bei der Motivfindung gab es bis jetzt auch noch nie Probleme, denn mein Geschmack trifft genau seine Art des Tätowierens und umgekehrt – der erste Motiventwurf sitzt einfach immer. Er achtet auch extrem darauf, dass jedes Tattoo individuell ist und mit dem Körper spielt, was für mich einen guten Tätowierer ausmacht. Auch während des Stechens herrscht eine entspannte Atmosphäre und wir machen oft Pausen, setzen uns auf die Terrasse und unterhalten uns.
Super, es gab also noch nie Probleme beim tätowiert werden?
Nicht wirklich. Unwohl habe ich mich zum Beispiel noch nie gefühlt. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mein zweites Tattoo direkt nach dem Urlaub hab stechen lassen, in dem ich mir einen Sonnenbrand geholt hatte. Das war teilweise nicht so angenehm, aber dennoch auszuhalten und man lernt ja immer dazu.
Bei meinen ersten Tattoos war ich anfangs immer etwas übervorsorglich mit dem Eincremen, sodass die Haut manchmal überfettete und sich weiße Bläschen gebildet haben. Die hab ich beim Eincremen dann ausgelassen und glücklicherweise haben die Bläschen sich dann auch schnell wieder zurückgebildet. Da ich ein Mensch bin, der gerne und viel im Haushalt mithilft, hat es sich auch schon mal leicht entzündet, da ich es direkt nach dem Stechen nicht genug geschont habe. Aber im Großen und Ganzen achte ich sehr auf die richtige Behandlung und kann jedem nur empfehlen, die Körperstelle mit dem frischgestochenen Tattoo die ersten drei Tage zu schonen und statt herkömmlicher Cremes Kokosöl zu verwenden.
Welche Tattoostile gefallen dir denn eigentlich am besten?
Mir gefällt Dotwork am besten. Ich mag die klaren Muster, das Zusammenspiel der Linien mit der Schattierung und farblose Tattoos sowieso. Mir gefallen aber natürlich auch einige andere Stile – auch farbige Tattoos – bei anderen Personen. Aber auf mir finde ich den Dotwork-Stil am passendsten.
Gibt es denn etwas, was du dir niemals tätowieren lassen würdest?
Den Namen meines Partners. Klar ist das ein großer Liebesbeweis, aber dafür gibt es Alternativen. Man sollte nie vergessen, dass Tattoos etwas für die Ewigkeit sind und eine Partnerschaft auch mal enden kann. Bei den Namen der Kinder ist das wieder etwas Anderes, denn deine Kinder bleiben immer deine Kinder. Und ein Partner der dich respektiert, wird deine Einstellung zu Partnertattoos auch akzpektieren.
Gab es mal ein schönes Erlebnis, dass du aufgrund deiner Tattoos hattest?
Mein schönstes Erlebnis passierte tatsächlich nach meinem neusten Tattoo. Das Tatoo zeigt meine Katze, die unsere kleine, glückliche Familie vervollständigt. Meine Eltern haben grundsätzlich nichts gegen Tattoos, aber freuen tun sie sich natürlich nicht, wenn ich wieder zum Tätowierer renne. Als meine Mutter allerdings das Tattoo zum ersten Mal gesehen hat, hat sie Tränen in den Augen bekommen und konnte gar nicht fassen, wie gut man unsere Katze in dem Tattoo wiedererkennt. Sie ist jedes Mal aufs Neue begeistert, wenn sie es sieht.
Deine Eltern sind also keine großen Freunde von Tattoos. So gehts ja vielen jungen Tattoointeressierten. Wie siehts in deinem restlichen Umfeld aus?
Da falle ich nicht wirklich durch meine Tattoos auf. Ich habe viele Freunde, die tätowiert sind. Allerding gehöre ich zu den Wenigen mit mehreren Tattoos. Mein Umfeld reagiert generell sehr positiv darauf. Nicht nur von meinen Freunden, sondern auch von Fremden kriege ich oft gesagt, dass meine Tattoos sehr gut zu mir passen und mich ergänzen. Sie können sich mich ohne Tätowierung gar nicht vorstellen und finden, dass sie eine autoritäre Ausstrahlung haben. Allerdings werden Tattoos in meinem Nebenjob (Service im VIP-Bereich) nicht akzeptiert und müssen daher versteckt werden. Ich gehe davon aus, dass das was mit möglichen Vorurteilen der Gäste zu tun hat.
Ja ja, die Vorurteile. Welche nerven dich am meisten?
Ich nehme die Vorurteile meist gar nicht erst wahr. Sich tätowieren zu lassen war für mich eine der besten Entscheidungen, die ich getroffen habe. Mich macht es jedes Mal aufs Neue glücklich, wenn ich meine Tattoos im Spiegel betrachte, denn sie gehören einfach zu dem Menschen, der ich bin. Ich merke sogar, dass ich seit meinen Tattoo anders von Männern angeschaut und öfters angesprochen werde. Aber ich fasse das mehr positiv auf, denn umgekehrt würde ich tätowierte Männer auch eher ansprechen als untätowierte.
Dass diese alten Vorurteile (Tätowierte seien kriminell oder aus unterer sozialer Schicht) überhaupt noch so präsent sind, liegt wohl an den älteren Medien, wie dem Fernsehen. Ich finde es schade, dass dort immer noch häufig diese Vorurteile genutzt werden, um die Charaktere zu beschreiben. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Menschen damit aufhören sich an diesen Vorurteilen festzuhalten und sich einfach ihr eigenes Bild der jeweiligen Person machen.
Ich denke aber auch, dass der große Einfluss der neuen Medien (gerade Social Networks) die Vorurteile gegenüber Tattoos schon etwas schwinden lässt. Es lassen sich immer mehr Leute inspirieren und tätowieren. Die Toleranz und Akzeptanz wächst durch das Internet und ich denke, es ist die beste Möglichkeit, um die Vorurteile öffentlich anzusprechen und zu bekämpfen.
Zum Schluss noch unsere Standardfrage: Sind Tattoos für dich Kunst?
Ja. Einerseits von der Seite des Tätowierers aus, aber auch von der des Kunden. Für mich ist es Kunst, dieses Handwerk zu beherrschen, die Motive zu entwerfen und auf jeden Kunden individuell einzugehen. Auf der anderen Seite erzählen sie eine Geschichte über den Träger und verleihen ihm eine gewisse Ausstrahlung.
Schön gesagt! Vielen Dank für deine Zeit, Sarah!
Danke auch, hat Spaß gemacht!
Sarah Aschmann trägt Kunstwerke von Stefan Kiontke (Soul Shelter Custom Tattoos).
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