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Schlägt man den Begriff „Kunst“ im Wörterbuch nach, findet man folgende Definitionen:
- schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt
- das Können, besonderes Geschick, [erworbene] Fertigkeit auf einem bestimmten Gebiet
Dennoch fühlt sich manch ein Tätowierer von diesem Begriff nicht angesprochen oder gar angegriffen. Ab und zu liest man von genervten Äußerungen über “dieses dämliches Kunstgelaber” oder auch Klarstellungen darüber, dass man „Tätowierer und kein abgehobener Künstler Futzi” sei. Als Tätowierer ist man eben „in erster Linie Dienstleister und übt ein Handwerk aus“. Stimmt das? Sind Tätowierer also nun Künstler oder Dienstleister?
Kreativ? Bitte nur nach den Richtlinien!
Einige der von uns vorgestellten Tätowierer haben zuvor in der Medien- oder Modebranche gearbeitet. Dort haben sie zwar einen kreativen Beruf ausgeübt, jedoch gab es stets klare Vorgaben und kaum direkten Kundenkontakt. Produkte wurden meist für eine breite Masse entworfen und sollten eine große Zielgruppe ansprechen. So entstand der Wunsch danach, etwas Anderes zu machen. Etwas, wo man die eigenen Fähigkeiten voll ausschöpfen und näher mit dem Kunden zusammenarbeiten kann. Man möchte nicht abertausende Menschen ansprechen, sondern jeden einzelnen Kunden mit seiner Arbeit vollkommen zufriedenstellen.
Der Beruf des Tätowierers passt hierbei wie die Faust aufs Auge, da jedes Tattoo eine Einzelanfertigung sein kann. Ein einzigartiges Custom Design wird eigens für einen Kunden entworfen und anschließend unter dessen Haut gebracht. Dieses Tattoo muss nicht der breiten Masse gefallen, sondern allein diesem einen Kunden. Auch Wannados lassen künstlerische Freiheit, da diese Motive aus Eigenmotivation angefertigt und anschließend angeboten werden.
Wer ist Künstler?
Ein Künstler ist in erster Linie jemand, der durch einen kreativen Prozess ein Produkt schafft. Hierfür nutzt er sein Können sowie seine erworbenen Fähigkeiten. Das Handwerk des Tätowierens hat an sich erstmal gar nicht unbedingt etwas mit Kunst zu tun. Tätowierer bringen in erster Linie, mit den entsprechenden Instrumenten, Farbe unter die Haut des Kunden. Somit gibt es beispielsweise auch Tätowierer, die lediglich das Handwerk ausüben, jedoch nur vorgefertigte Motive stechen. Dementsprechend gibt es Magazine, Bücher und andere Vorlagenhilfen, die fertige Tattoomotive zur Verfügung stellen.
Wer sein Motiv vor dem Tätowieren jedoch selbst anfertigt, ist eben nicht nur Dienstleister, sondern auch Künstler. Künstler zu sein bedeutet nicht, dass man halbnackt mit Weinglas in der Hand in seinem fancy 5 m² Apartment in Paris (oder einer anderen klischeebehafteten Großstadt) steht und sich für was Besseres hält, weil man ein paar Striche zu Papier bringt. Das ist nur eines von zahlreichen Vorurteilen. Künstler zu sein bedeutet eigentlich nur, dass man mittels seiner eigenen Fähigkeiten etwas zustande bringt, das vorher nicht da war. Und dabei ist es egal, ob man mit Pinsel und Leinwand arbeitet, Sprühdosen oder mit dem iPad.
Und Kunst? Was meint ihr damit?
Am Ende ist „Kunst“ eben auch nur ein Wort, das weder negativ noch positiv behaftet sein sollte. Der Begriff der Kunst sollte nicht überschätzt oder überinterpretiert werden. Kunst ist etwas, das jeder machen kann – ob mit Farbe, Klang oder Worten. Kunst macht niemanden zu einem besseren oder minderwertigeren Menschen. Es gibt keine gute oder schlechte Kunst. Sie ist lediglich das Schaffen von etwas Eigenem, das es so vorher noch nicht gab. Und am Ende ist Kunst vor allem eins: Geschmackssache.
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