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Früher war der Griff zur Frischhaltefolie nach dem Tätowieren selbstverständlich. So wurde die frische Wunde vom Tattoo Artist abgedeckt, um sie vor Staub und Schmutz zu schützen. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Produkte, zu denen Tätowierer*innen nach der Tattoo-Session greifen. Das Abdecken mit Frischhaltefolie und Klebe- oder Pflasterband ist zwar immer noch gängig, jedoch hat sich auch die Nutzung von Dry-Loc Pads oder Folienwundverbänden etabliert.
Direkt nach dem Tätowieren
Während und direkt nach dem Stechen nässt das Tattoo, da überschüssige Farbe, Blut und Wundflüssigkeit aus der frischen Wunde austreten. Daher wartet der Tattoo Artist nach dem Tätowieren meist noch ein paar Minuten ab, damit das Tattoo erstmal etwas Flüssigkeit abgeben und die Haut sich beruhigen kann. Dann reinigt er*sie euer Tattoo, desinfiziert es, cremt es gegebenenfalls ein und verpackt es letztendlich.
Herkömmliche Frischhaltefolie: feucht oder trocken heilen?
Auch wenn eine feuchte Wundheilung in der Regel zu besseren Ergebnissen führt, sind bei der Verwendung von herkömmlicher Frischhaltefolie und Pflasterband sowohl trockene als feuchte Wundheilung gängig.
Dabei empfiehlt der Tattoo Artist einem meist, wie man am besten vorgehen sollte – also, ob man das Tattoo trocken und feucht abheilen lässt. Während bei einer kleineren Tätowierung meist zur trockenen Heilmethode geraten wird, sollten größere Tattoos in der Regel bevorzugt feucht abheilen. Doch warum gibt es überhaupt noch die trockene Variante, wenn es feucht eigentlich schneller und mit geringerem Narbenrisiko verheilt?
Dass Tätowierer*innen zur trockenen Heilmethode raten, liegt hauptsächlich an dem vergleichsweise niedrigeren Infektionsrisiko. Bei der feuchten Variante muss man die Frischhaltefolie in den folgenden Tagen mehrmals selbst wechseln. Dabei läuft man Gefahr, die Wunde zu verunreinigen oder sogar zu infizieren.
Daher raten Tätowierer*innen bei kleineren Tattoos oftmals sicherheitshalber zu der trockenen Heilmethode. Zwar heilt die Tätowierung so gegebenenfalls langsamer ab, aber man mindert das Infektionsrisiko der Wunde drastisch. Außerdem kann es bei der Verwendung von Frischhaltefolie und Pflasterband zu allergischen Reaktionen oder Hautirritationen kommen, welche für das Abheilen ungünstig sind.
Wie geht man nach dem Tätowieren vor?
Bei beiden Varianten wird die Frischhaltefolie circa zwei bis sechs Stunden nach der Tattoo-Sitzung entfernt. Das Tattoo wird dann mithilfe von pH-neutraler, sanfter Waschlotion vorsichtig mit lauwarmem Wasser gereinigt. Wer die trockene Methode anwendet, pflegt sein Tattoo von nun an wie vom Tattoo Artist empfohlen. Dabei ist es üblich, dass sich eine dünne Schicht Schorf auf dem Tattoo bildet.
Wer die feuchte Methode gewählt hat, deckt das Tattoo nach dem Reinigen und eventuellem Eincremen wieder mit Frischhaltefolie ab. Somit hält man das Tattoo weiterhin feucht und mindert die Bildung von Wundschorf. Wie man nun aber genau vorgehen sollte, erklärt einem der Tattoo Artist in der Regel direkt nach dem Tätowieren. Zum Eincremen lässt sich generell festhalten, dass man Heilsalben sparsam und dünn auftragen sollte. Außerdem sollte man nicht eincremen, solange das Tattoo noch Wundflüssigkeit abgibt.
Wenn man beispielsweise eine Tätowierung an einer Stelle wie dem Knie hat, kann sich das Anbringen der Frischhaltefolie wirklich schwierig gestalten. Die Frischhaltefolie so herumzuwickeln, dass sie zwar hält und nichts ausläuft, aber auch die Durchblutung und Bewegungsmöglichkeit nicht beeinträchtigt, grenzt quasi an ein Wunder.
Auch die generelle Hautbeschaffenheit an der tätowierten Stelle kann die Heilmethode bestimmen. Solche und weitere Faktoren sind Grund dafür, dass Tattoo Artists je nach tätowierter Körperstelle und Tattoo-Größe zu anderen Heilmethoden raten.
Folienwundverbände: Wie funktionieren sie?
Suprasrob F Folienverband, Tegaderm Film Transparentverband, Dermalize Pro Folienverband, TattooMed Tattoo Protection Patch, Saniderm Tattoo Aftercare Bandage – all das sind Folienwundverbände. Einige davon wurden gezielt für die Nachversorgung von Tätowierungen produziert, andere wiederum stammen aus dem Bereich der medizinischen Wundeversorgung.
Solche Folienverbände sind semipermeabel, also nur für bestimmte Substanzen durchlässig. So können Sauerstoff und CO2 die Folie in beide Richtungen durchqueren, wodurch ein stetiger Austausch möglich ist. Außerdem kann Wasserdampf von der Wunde aus nach außen gelangen, damit sich nicht zu viel Flüssigkeit ansammelt oder sich Dampfblasen unter dem Verband bilden.
Des Weiteren ist der Folienverband wasserdicht und hält Keime sowie teils auch Viren vom Erreichen der Wunde ab. Somit sorgen diese Folien für ein feucht-warmes Wundmilieu, welches sich positiv auf die Wundheilung auswirken und das Narbenrisiko mindern soll.
Die Anwendung von Folienwundverbänden
Das Praktische an Folienverbänden ist, dass sie selbstklebend sind und man nichts weiter benötigt, um das Tattoo einzupacken. Direkt nach dem Tätowieren lässt der Artist das Tattoo noch etwas “ausbluten”, säubert, desinfiziert und trocknet es.
Anschließend kann die Folie einfach auf die Tätowierung geklebt werden. Wichtig ist es außerdem, die Haut vor dem Tätowieren großflächig zu rasieren, damit man sich beim späteren Abziehen der Folie nicht zig Haare ausreißen muss.
Anders als Frischhaltefolie soll der Folienverband über mehrere Tage auf dem Tattoo bleiben. Diverse Hersteller empfehlen dabei einen Zeitraum von 24 Stunden bis hin zu fünf Tagen. Auch beim Entfernen der Folie gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Während einige Hersteller ein einfaches Abziehen empfehlen, geben andere den Tipp, die Folie unter laufendem, lauwarmen Wasser abzulösen.
Wer sich beim Abziehen der Folie wundert, auf ihr ein Abbild des Tattoos zu sehen: Keine Sorge, das ist ganz normal. Da der Folienverband die überschüssige Farbe auffängt und der Verband fest auf der Haut sitzt, entsteht so ein Ebenbild eurer Tätowierung. Nachdem die Folie runter ist, sollte die Haut wie üblich vorsichtig mit pH-neutraler, seifenfreier Waschlotion gereinigt werden.
Danach trocknet man sein Tattoo am besten mit Küchenrolle oder anderen fusselfreien Tüchern tupfend ab. Anschließend trägt man gegebenenfalls eine dünne Schicht der bevorzugten Wundheilsalbe auf und pflegt sein Tattoo in den Folgetagen wie gewohnt.
Folienverbände: Vor- und Nachteile
Ein großer Vorteil der Folienverbände ist, dass das Tattoo beim Nässen zum Beispiel nachts nicht an der Bettdecke kleben bleiben kann und man sich so eventuell Wundschorf abreißt. Hinzu kommt, dass sich bei Anwendung von Folienverbänden gar kein Wundschorf bildet, wodurch diese Gefahr sogar komplett wegfällt.
Außerdem kann man dank der wasserdichten Folie mit seinem frischen Tattoo unter die Dusche hüpfen, ohne Angst haben zu müssen, dass es aufweicht.
Neben Wasser schützt der Film die frische Tätowierung außerdem vor Bakterien oder anderen Verunreinigungen wie beispielsweise Tierhaare. Hinzu kommt, dass der Verband auch die Kleidung vor Wundwasser, Blut und Tattoofarbe schützt. Denn die selbstklebende Folie verrutscht nicht und bekommt bei richtiger Anwendung nur in seltenen Fällen mal ein Leck, durch das Flüssigkeit austritt.
Ein Nachteil des Folienverbands ist, dass die Angaben der Hersteller zur Anwendung stark abweichen. Dermalize Pro empfiehlt beispielsweise, dass das Tattoo vor Aufkleben des Folienverbands eingecremt und die Folie mehrmals gewechselt werden sollte. TattooMed hingegen empfiehlt für die Anwendung ihres Protection Films kein Eincremen der Tätowierung vor dem Aufbringen der Folie und auch keinen Verbandswechsel.
Tipps zum Ablösen der Folie
Unserer Recherche nach sollte ein Folienverband am besten auf trockene Haut geklebt und nach zwei bis drei Tagen unter lauwarmen Wasserfluss abgezogen werden. Beim Abziehen ist es zu empfehlen, die Folie an einer Ecke zu lösen und dann möglichst parallel zur Haut zu ziehen. Statt die Folie nach oben zu reißen, sollte sie vielmehr gedehnt und dadurch von der Haut abgelöst werden.
Ein zwischenzeitlicher Wechsel des Verbands ist generell nicht empfehlenswert, da das Risiko einer Infektion durch diesen drastisch steigt. Sollte sich die Folie zu früh ablösen oder undicht werden, ist vom eigenhändigen Anbringen einer weiteren Folie abzuraten. In so einem Fall sollte man sein Tattoo lieber direkt reinigen und zur trockenen Heilmethode greifen oder seinen Tattoo Artist um Rat bitten.
Allergische Reaktionen sind möglich
Wer eine Pflasterallergie hat, sollte übrigens genau auf die Inhaltsstoffe des Folienwundverbands achten. Denn auch beim Folienverband ist eine allergische Reaktion auf beispielsweise den Klebstoff möglich. Leider findet man online häufig keine Angaben zum verwendeten Klebstoff. In jedem Fall ist es ratsam, den Folienverband bestenfalls bereits vor dem Tätowieren an einer Stelle zu testen.
In der Regel enthalten Folienwundverbände, wie zum Beispiel auch Suprasorb F, einen Polyacrylat-Klebstoff, welcher allgemein als allergikerfreundlich gilt. Generell ist das Angebot an Folienverbänden so groß, dass mittlerweile Folien mit hautfreundlicher Silikonbeschichtung und ohne Polyacrylatkleber oder Latex verfügbar sind.
Dry-Loc Pads
Dry-Loc Pads, oder auch Tattoo Soaker Pads von Dyranex, sind extra für Tätowierungen entwickelte Wundauflagen, die es in verschiedenen Größen gibt. Anders als Frischhaltefolie oder Folienverbände, saugt das Dry-Loc Pad die Wundflüssigkeit auf und schließt sie ein.
Um diesen Effekt zu erzielen, besteht das Dry-Loc Pad aus drei verschiedenen Lagen. Die innerste Schicht, welche an der Wunde aufliegt, hat zahlreiche feine Löcher. Durch diese kann die Wundflüssigkeit abfließen und in der darüberliegenden Zellstoffschicht gespeichert werden. Die äußerste Schicht sorgt für eine Versiegelung, damit das Pad von außen trocken bleibt.
Die Pads sind so beschichtet, dass sie nicht an der Wunde haften und müssen mithilfe von Pflasterband oder Ähnlichem befestigt werden. Nach dem Fertigstellen und Säubern des Tattoos werden die Dry-Loc Pads angebracht und können mehrere Stunden getragen werden.
Wenn man das Pad abnimmt, sollte das darunterliegende Tattoo trocken sein und keine größeren Mengen an Wundflüssigkeit mehr abgeben. Daher gehört die Anwendung von Dry-Loc Pads zu den trockenen Heilmethoden, wobei sich jedoch kaum Wundschorf bildet .
Wichtig bei der Anwendung ist es, dass das Pad nicht nass werden darf. Somit ist eine Dusche oder auch ein plötzlicher Regenschauer bei Verwendung der Pads eher ungünstig. Denn dadurch würde die Wunde zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt sein, was das Verheilen in diesem Fall beeinträchtigen würde.
Ein Vorteil von Dry-Loc Pads ist, dass sie im Vergleich zu den anderen Produkten das Tattoo vor Verletzungen und teilweise auch Sonnenstrahlung schützen können. Sollte man sich beispielsweise an einer scharfen Kante stoßen, würden Frischhaltefolie und Folienverband eventuell reißen. Ein Dry-Loc Pad hingegen kann solche Gewalteinwirkungen besser abfedern.
Zu welcher Methode sollte man greifen?
Am Ende kann man nicht von der einen und ultimativen Methode zum Verheilen eines Tattoos sprechen. Wer ein bestimmtes Produkte bevorzugt, sollte sich bei seinem Tattoo Artist im Vorfeld erkundigen, ob er*sie dieses da hat. Falls nicht, könnte das Studio dein Wunschprodukt vielleicht zum Austesten bestellen. Sollte kein Interesse bestehen, könnt ihr das Produkt einfach selbst mitbringen und den*die Tätowierer*in darum bitten, euer Tattoo am Ende damit einzupacken. Fragt aber auch da vorher nochmal nach, damit ihr euren Tattoo Artist nicht mit einem ihm*ihr unbekannten Produkt überrascht.
Da Tätowierungen keine gewöhnlichen Wunden sind, sondern Tattoofarben enthalten, können Tattoos sich beim Abheilen anders verhalten als “normale” Wunden. Daher ist die feuchte Heilmethode nicht unbedingt immer und für jedes Tattoo die beste Wahl.
Man sollte das Tattoo daher beim Verheilen stets im Auge behalten und eventuelle Auffälligkeiten mit seinem Tattoo Artist besprechen. Falls das Tattoo entzündet ist oder Tage nach dem Tätowieren noch nässt oder schmerzt, ist es eine gute Idee, sich medizinischen Rat einzuholen.
Erfahrung und Innovation
Tätowierer*innen raten einem meist zu den Produkten, mit denen sie selbst jahrelang gute Erfahrungen gemacht haben. Wenn jemand seit Jahren mit Frischhaltefolie stets gute Ergebnisse erzielt hat, warum sollte er*sie dann etwas Anderes ausprobieren? Getreu dem Motto “Never change a running system” ist das für viele verständlicherweise der richtige Weg.
Abgesehen davon sollte man sich jedoch nicht von Innovationen abwenden und diese ohne weitere Beachtung ablehnen. Auch wenn die Skepsis bei dem immer größer werdenden Angebot verständlich ist, lohnt es sich oft eben doch, dem Neuen eine Chance zu geben. Nur wer auch neue Methoden austestet, kann Vor- und Nachteile wirklich abwägen und Kund*innen dahingehend bestmöglich beraten.
Doch auch Kund*innen sollten stets darum bemüht sein, die richtige Heilmethode für sich zu finden. Dabei sollte man am besten jedoch immer Rücksprache mit seinem Tattoo Artist halten, um sicherzugehen, dass die Wunschmethode keine Fehlentscheidung ist. Denn das richtige Verheilen des Tattoos ist ausschlaggebend für dessen dauerhafte Qualität.
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