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Dass Tattoos während einer Magnetresonanztomographie (MRT) heiß werden und dabei sogar die Haut verbrennen, ist wohl einer der bekanntesten Mythen rund ums Tätowieren. Doch ist da wirklich etwas dran?
Wie funktioniert die MRT-Untersuchung?
Die Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI) ist ein Verfahren der medizinischen Diagnostik. Mit diesem kann die Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper abgebildet werden. Statt mit Skalpell und viel Blut geschieht dies dort mithilfe eines Magneten.
Denn ein MRT-Gerät ist vereinfacht gesagt ein starker Magnet in Röhrenform. Dieser erzeugt elektromagnetische Wellen, welche durch den Körper wandern und dafür sorgen, dass sich bestimmte Atomkerne im Magnetfeld ausrichten. Dabei geben diese Atomkerne Signale ab, welche wiederum von empfindlichen Spulen, die am Körper anliegen, empfangen werden.
Prinzipiell ist die MRT-Untersuchung ein sehr risikoarmes und schmerzfreies Verfahren, welches einen Einblick ins Körperinnere bietet. Dennoch kann es in Einzelfällen zu Komplikationen kommen.
So informieren Radiolog*innen
Zu besonderer Vorsicht bei frisch gestochenen Tattoos rät zum Beispiel die Radiologie München Ost: “Da es durch das Stechen der Körperkunst zu einer oberflächlichen Schädigung der Zellen kommt, kann es passieren, dass das Tattoo während der MRT verläuft, da der Heilungsprozess des Gewebes noch nicht abgeschlossen ist. Deshalb sollten Sie nach Möglichkeit 4 – 6 Wochen warten, bevor Sie eine MRT oder Computertomographie (CT) durchführen lassen.”
Die Uniklinik Freiburg gibt an, dass eisenhaltige Pigmente in Tattoos die Haut erwärmen können. Doch dies sei nicht die Regel: “Insbesondere bei stärkeren Magneten (ab 3 Tesla) wird in der Literatur vor Verbrennungen bei sehr großflächigen und bunten Tätowierungen gewarnt. Bisher haben wir bei Untersuchungen an unserem 1.5 Tesla Gerät keine Erwärmungen gesehen.”
Problemlose MRT-Untersuchung wahrscheinlich
Auf ihrer Website informiert die Radiologische Privatpraxis Dr. med. Catarina Jung ebenfalls über Tattoos bei einem MRT-Scan. So schreiben sie, dass die Untersuchung bei tätowierten Personen grundsätzlich problemlos erfolgen kann. Dies liege auch an den modernen Farben: “In Deutschland werden seit den 1990er-Jahren Farben verwendet, die in der Regel wenige bis keine magnetischen Inhaltsstoffe beinhalten und somit für das MRT geeignet sind.”
Neben den verwendeten Farben spielt außerdem die Platzierung der Tätowierung eine Rolle. So können Tattoos, die sich im untersuchten Bereich befinden, laut Praxis, in bestimmten Fällen zu Störungen der Bildgebung führen. Tätowierungen, die sich an einem anderen Körperbereich befinden, sind hingegen unproblematisch: “Das bedeutet, dass beispielsweise ein Schmuckbild am Oberarm die MRT keinesfalls einschränkt, wenn diese am Knie durchgeführt wird.”
Darüber hinaus geben sie Entwarnung bei der Angst vor Verbrennungen: “Theoretisch kann es durch die Ausrichtung magnetischer Inhaltsstoffe der Tätowierungen im Rahmen der MRT-Untersuchung zu oberflächlichen Verbrennungen ersten Grades der Haut kommen. Dies ist jedoch äußerst selten.” Um solche Folgen zu vermeiden, erhalten Patient*innen ggf. einen Knopf, welchen sie betätigen können, sobald sie eine Erwärmung spüren. Damit kann die Untersuchung abgebrochen werden: “Eine Verbrennung entwickelt sich in der Regel nicht sofort, sondern der Patient kann sie spüren. Auf diese Weise kann er im Fall des Falles rechtzeitig reagieren.”
Studie zeigt kaum Auffälligkeiten
In einer Studie (Callaghan et al., 2019) wurden 330 Personen, welche zwischen einem und 7 Tattoos hatten, untersucht. Die Untersuchung fand zwischen 2011 und 2017 statt und beinhaltete insgesamt 585 MRT-Scans mit einem eher starken Tesla 3-Magnet. Von den Tätowierungen der Teilnehmer*innen wurden 570 in Europa und 456 im Vereinigten Königreich gestochen.
Während der Studie kam es lediglich zu zwei Auffälligkeiten. So empfand eine*r der Proband*innen während des Scannens ein leichtes Kitzeln. Dies wurde jedoch nicht als Nebenwirkung gewertet. Ein*e weitere*r Patient*in berichtete von einem warmen, spannenden Gefühl um ein Tattoo herum. Diese Reaktion wurde als Nebenwirkung gewertet, verschwand jedoch innerhalb von 24 Stunden komplett ohne medizinische Behandlung.
Der aktuelle wissenschaftliche Stand
Weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen berichten von einem sehr geringen Auftreten von Komplikationen durch Tätowierungen bei MRT. So wurde in 17 bekannten Fällen von einem brennenden Gefühl oder Wärme um ein Tattoo herum berichtet. Andere wiederum berichteten von Kitzeln, Spannen bis hin zu stechendem Schmerz.
Außerdem wurde in 10 Fällen von Rötungen und Schwellungen um ein Tattoo herum berichtet. Diese verschwanden jedoch innerhalb von 12 bis 48 Stunden wieder.
Zudem schildern weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen das Auftreten von zwei Verbrennungen ersten Grades sowie einer Verbrennung zweiten Grades. Von einem Verschwimmen oder Verblassen einer Tätowierung nach MRT-Scan hingegen gibt es keine Berichte.
Insgesamt sind somit nur sehr wenige solcher Fälle bekannt, bei denen Tattoos im MRT zu besonderen Komplikationen führten. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man überhaupt mindestens eine leichte Komplikationen erfährt, soll zwischen 0,17 und 0,3 % liegen. Damit wären lediglich zwischen 17 und 30 Menschen von 10.000 in irgendeiner Form betroffen.
Keine Angst, sondern Aufklärung
In der Regel ist eine MRT-Untersuchung bei tätowierten Menschen kein Problem. Selbst wenn Symptome auftreten, verschwinden diese häufig nach kurzer Zeit wieder.
Sollte man bereits MRT-bedingte Nebenwirkungen an Tattoos erfahren haben, könnte die Tätowierung beim nächsten Mal vorsorglich mit einem kühlenden Verband oder Kühlakku behandelt werden. So könnte man möglicherweise auftretenden Schmerzen und Schwellungen entgegenwirken. Eine weitere Möglichkeit zum Vorbeugen gegen Schmerzen wäre die Nutzung betäubender Cremes, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Lidocain. Solche Maßnahmen sollten jedoch stets mit der behandelnden Person abgesprochen sein.
Die Ergebnisse, welche eine MRT bringt, sind in der Regel sehr hilfreich, um medizinische Auffälligkeiten festzustellen. Somit können schwere Erkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Daher solltet ihr nicht darauf verzichten, sondern lieber das Gespräch mit euer Ärztin oder eurem Arzt aufsuchen.
Klärt im Vorfeld ab, welche Komplikationen auftreten können und welche Symptome bedenklich wären. Außerdem könnt ihr besprechen, ob und wie ihr die Untersuchung notfalls abbrechen könnt. So sind alle auf der sicheren Seite und die Untersuchung kann ohne große Bedenken hinsichtlich eurer Tattoos stattfinden.
- Alsing, K. K., Johannesen, H. H., Hansen, R. H., & Serup, J. (2020). Tattoo complications and magnetic resonance imaging: a comprehensive review of the literature. In Acta Radiologica. SAGE Publications Inc. doi: 10.1177/0284185120910427
- Callaghan, M. F., Negus, C., Leff, A. P., Creasey, M., Burns, S., Glensman, J., Bradbury, D., Williams, E., & Weiskopf, N. (2019). Safety of Tattoos in Persons Undergoing MRI. New England Journal of Medicine, 380(5), 495–496. doi: 10.1056/nejmc1811197
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (2021) Magnetresonanztomographie (MRT). www.gesundheit.gv.at/labor/untersuchungen/mrt-ct-roentgen/mrt [Aufruf: 02.11.2021]
- Radiologie München Ost (2021) Tattoos und Piercings im MRT und CT. www.radiologie-muenchen-ost.de/news/tattoos-und-piercings-im-mrt-und-ct [Aufruf: 02.11.2021]
- Radiologische Praxis Dr. med Catarina Jung (2019) MRT mit Tattoo – ist das unbedenklich? www.radiologie-dr-jung.de/mrt-mit-tattoo-ist-das-unbedenklich [Aufruf: 02.11.2021]
- Universitätsklinikum Freiburg (2021) Informationen zur Vorbereitung auf eine Untersuchung. Klinik für Neuroradiologie. www.uniklinik-freiburg.de/neuroradiologie/patienteninformationen/untersuchungsinformation.html [Aufruf: 02.11.2021]
- Wikipedia (2021) Magnetic resonance imaging. www.wikipedia.org/wiki/Magnetic_resonance_imaging [Aufruf: 02.11.2021]
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