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Gerade dürfen Tätowierer*innen ihrer eigentlichen Leidenschaft und ihrem Beruf nicht nachgehen, weshalb einige Artist anders kreativ werden. Dabei ist mir aufgefallen, dass nicht nur ich, sondern auch weitere Tätowierer*innen angefangen haben Linolschnitte anzufertigen und damit Prints drucken, die sie auch verkaufen können. Alles zuhause, alles auf Abstand, super kreativ, handwerklich und trotzdem recht simpel.
Linolschnitt: Drucken ohne Drucker
In irgendeiner Art haben wahrscheinlich viele von euch schon einmal mit Vorlage “gedruckt”. Zum Beispiel mit fertigem Stempel oder im Kindergarten mit Kartoffeldruck. Soweit ich mich da richtig erinnere, haben wir sogar Linolschnitte in der Schule gemacht.
Beim Linolschnitt gibt es verschiedene Variationen und Preisklassen von Material, Papier und Farbe, womit es mal mehr mal weniger aufwendig möglich ist, schöne Prints zu gestalten. Dabei kann man aber auch schon mit einem schmalen Taler und Kreativität schöne Ergebnisse erzielen.
Handwerklich und kreativ
Das Schöne daran ist, ähnlich wie beim Tätowieren, dass man einen Entwurf vorher oder direkt Freehand auf der Linolplatte zeichnen kann. Mit Geduld und Feingefühl kann man das Motiv in die Platte schnitzen und hat danach durch das Ergebnis ein Erfolgsgefühl.
Außerdem kann man damit am Ende sogar noch ein paar Groschen dazu verdienen und Kunden*innen wird die Zeit mit Tattoo-ähnlichen Content versüßt, bis wieder Tattoo-Termine stattfinden dürfen. Das Besondere dabei ist, dass jeder Linoldruck handgemacht und dadurch auch ein bisschen einzigartig ist.
Tipps, Erfahrungen und Beispiele
Wir haben mit den beiden Tattoo Artists Bibi Friese und Bloody Larry gesprochen, die uns gerne von ihrer Erfahrung mit Linolschnitten berichtet haben und ihre wunderbaren Ergebnisse mit uns teilen. Außerdem bekommt ihr noch ein paar Tipps zur Technik und dem richtigen Material!
Linolschnitt-Tipps von Bibi Friese
Ich hab mich vor einem Jahr mit zwei Linolplatten der Marke Esdee* das erste Mal an einem Linolschnitt versucht. Online finde ich dazu nur, dass die Platten aus Leinöl und Holzmehl bestehen. Ich fand’s super schwierig, damit zu arbeiten, weil die Platten sich sehr hart und unnachgiebig angefühlt haben. Danach folgte eine weiche Platte aus Linoleum, mit der ich wesentlich mehr Freude hatte.
Das Werkzeug
Dazu benutzte ich zu Beginn ein günstiges Holzschnitz-Set*, wovon ich meistens nur zwei Werkzeuge benutze, da der Rest wirklich eher für Holzschnitzereien geeignet ist. Die Griffe sind leider super unhandlich und ich bekomme davon Schmerzen in den Fingern, wenn ich lange damit arbeite. Ich habe mir deshalb während des ersten Lockdowns einen sogenannten Kerbschnitzbeitel* mit einem Birnengriff von Kirschen gekauft. Ein Set* davon wäre ein Traum – die kosten allerdings nicht gerade wenig. Dafür sind die Werkzeuge super hochwertig und sogar Made in good old Germany.
Papier benutze ich eigentlich das, was ich sowieso zuhause habe. Super zufrieden war ich bisher immer mit 300g Aquarellpapier*, weil das eine super schöne Struktur hat. Auch Kraftkarton finde ich super!
Verschiedene Farben
Farben hab ich bisher nur drei verschiedene Marken ausprobiert. Jeweils die Aqua-Linoldruckfarbe* von Kreul, Gerstaecker und Meyco. Von den ersten beiden Marken hab ich bisher nur das Schwarz ausprobiert. Von Meyco* das Weiß und Rot – bin von der weißen Farbe leider enttäuscht, weil sie sehr klumpig ist und nicht gleichmäßig druckt und beinahe schon auf der Walze trocknet.
Bitte niemals Acrylfarbe benutzen! Die lässt sich so gut wie gar nicht mit der Walze auftragen und lässt sich auch nicht mehr von der Walze und Platte waschen, sobald sie trocken ist. Um die Farbe aufzutragen benutze ich eine super kleine und günstige Walze*, die tut was sie soll, ist aber auch nicht der Burner.
Der kreative Prozess
Ich zeichne in der Regel das Motiv direkt von Hand auf die Linolplatte, habe mir aber Kohlepapier* bestellt, damit ich auch symmetrische Motive direkt auf die Platte abpausen kann.
Mir macht dieser ganze Prozess vom Schnitzen bis zum Drucken super viel Spaß. Mir hat das oft gezeigt, dass es so wichtig ist, mir ins Gedächtnis zu rufen, jeden Arbeitsschritt mit Sorgfalt und Geduld zu erledigen. Ich will beim Schnitzen immer super schnell fertig werden, weil das Drucken das Beste daran ist. Ist in dem Sinne dem Tätowieren also gar nicht so unähnlich.
Ein Tätowierer, der mich diesbezüglich inspiriert, ist Mark Jelliman – seine Linoldrucke sind wirklich beeindruckend!
Bloody Larrys Erfahrungen mit Linoldruck
Ich habe ganz easy mit so einem Starter-Set* angefangen und dieser klassischen Linolfeder-Handstück-Kombi*. Habe mir aber dann relativ zügig noch zwei etwas bessere Werkzeuge der Marke Pfeil* dazugeholt. Bin aber mittlerweile bei einer Kombi aus beiden Werkzeugen angelangt. Es braucht einfach ein bisschen Zeit, um herauszufinden, was einem taugt und mit was man gut arbeiten kann, wie eben beim Tätowieren auch.
Soft Cut für Linolschnitt
Begonnen habe ich mit einer Platte aus Linoleum. Da bei diesem Starter-Set aber nur relativ kleine Stück dabei waren und ich die sehr schnell verschnitten habe, brauchte ich dringend Nachschub. Auch weil ich den absolut klassischen Anfänger-Fehler gemacht hab und das Motiv nicht spiegelverkehrt aufgebracht hab.
Dann hab ich das Soft-Cut-Material* entdeckt und bin sehr begeistert davon. Es ist um einiges einfacher zu bearbeiten und man kann feiner arbeiten, da kleine Passagen stabiler sind und nicht so einfach wegbrechen.
Papier und Farben
Ich drucke meist auf relativ leichtem Papier, weil ich damit die bis jetzt besten Ergebnisse erziele. Außerdem behelfe ich mir dabei mit einem Kochlöffel, um den Druck gleichmäßiger ausüben zu können.
An Farben habe ich bis jetzt tatsächlich noch nicht so viel getestet außer schwarz. Überlege aber schon, welche Farbkombinationen ich noch ausprobieren könnte. Zwei Textilfarben zum Linodrucken habe ich auch noch hier. Vielleicht werden dann da ja auch irgendwann mal Patches oder Ähnliches draus!
Du kannst auch direkt mit dem Linoldruck starten!
Der Artikel hat dein Interesse geweckt? Kein Problem, wir haben einige Produkt-Tipps für dich, die auch die interviewten Tätowierer*innen benutzen. Viel Spaß beim Schnitzen!
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