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Jeder, der mit einem seiner Tattoos unzufrieden ist, hat sicherlich schon mal mit dem Gedanken gespielt, es lasern zu lassen. So eine Laserbehandlung zur Tattooentfernung kostet jedoch meist mehr als die Tätowierung selbst. Das ist natürlich ärgerlich und so macht man sich auf die Suche nach Alternativen. Hierbei trifft man unter anderem auf Cremes, die angeblich dazu in der Lage sind, Tätowierungen zu entfernen. Ein Beispiel, über das wir häufiger gestolpert sind, ist die sogenannte “Profade™ 1-2-3“-Creme, welche eine günstige Tattooentfernung ohne Nebenwirkungen verspricht.
Was Profade™ 1-2-3 verspricht
Zunächst einmal fällt auf, dass die Creme auf mehreren Seiten vertrieben wird, jedoch nicht vom Hersteller selbst. Allein diese Tatsache erweckt nicht gerade Vertrauen. Beworben wird Profade wie ein wahres Wundermittel. Es handelt sich um ein Set, das aus drei Komponenten besteht, die nacheinander aufgetragen werden sollen. Die Anwendung sei sicher und einfach, komplett ohne Nebenwirkungen und stelle eine günstige Art der Tattooentfernung dar. Außerdem sei die Verwendung schmerzfrei, reinigt die Haut und es besteht kein Narbenrisiko. Sie sei angeblich dermatologisch getestet und hätte weltweit tausende zufriedene Kunden – von denen man online nur leider keine Erfahrungsberichte oder Bewertungen findet.
Meinung der Käufer
Auf der Suche nach Testberichten zu Profade findet man vor allem unseriöse und offensichtlich gefälschte Reviews. Diese berichten selbstverständlich sehr positiv über die Creme und ihre Erfolge. Dazu werden schlecht bearbeitete Fotos und erfundene Prüfsiegel präsentiert. Vertrauenswürdige Rezensionen, zum Beispiel bei Amazon, hingegen berichten vom genauen Gegenteil. Das Kundenfazit ist klar: Geldverschwendung, keine Wirkung, kompletter Blödsinn.
Ist das Ganze denn seriös?
Sucht man einen Hersteller, findet man lediglich die Info, dass “die Produkte in der norwegischen Klinik von Dr. Jahn Ericsson entwickelt und von einem von der FDA geprüften Labor hergestellt” werden. Wenn man nach einem Dr. Jahn Ericsson aus Norwegen googelt, findet man jedoch weder ihn noch seine Klinik. Das macht schon mal einen sehr unseriösen Eindruck und weckt Misstrauen. Online-Shops, die Profade vertreiben, verkaufen unter anderem auch Tabletten zur Brust- oder Penisvergrößerung. Generell konnten wir keinen einzigen seriösen Vertreiber von Profade finden.
Inhaltsstoffe
Angaben zu den Inhaltsstoffen fanden wir lediglich auf einer Seite, die Profade vertreibt. Die erste Komponente von Profade-1-2-3 besteht lediglich aus Wasser, Fett, Viskositätsregler, Aprikosenkern-Pulver, Konservierungsmittel, Bakterizid, Fungizid, Emulgator, Verdickungsmittel, Aloe Vera, Salzen, pflanzliche Extrakten, Alkohol, Vitamin-Derivat, Öl und Duftstoffen. Somit handelt es sich bei Profade-1 quasi um eine Art Handcreme. Keiner der Wirkstoffe hat die Fähigkeit, Farbpigmente in der Haut zu zerstören. Auch Profade-2 enthält keine Komponenten, die dazu in der Lage wären, die in der Dermis angelagerten Farbstoffe zu zerstören. Der Inhaltsstoff Stereath-2 schwächt beispielsweise die Barrierefunktion der Haut und Butanediol erleichtert Substanzen das Eindringen in die Haut. Niacinamid (Vitamin B3) kann zwar Hyperpigmentierung verringern, jedoch nur indem es die Produktion von Farbpigmenten hemmt. Das bedeutet, dass es keinen Einfluss auf bereits vorhandene Pigmente nimmt. Zudem enthält die Creme Silikone und Parabene, welche in ihrer Gesundheitsschädlichkeit umstritten sind. Somit handelt es sich bei der zweiten Komponente von Profade um eine eher minderwertige Creme, welche nicht dazu in der Lage ist, Tattoo-Farbpigmente zu zerstören. So überrascht es nicht, dass auch Profade-3 quasi nur aus Fetten und Konservierungsstoffen besteht. Alles in allem handelt es sich bei Profade-1-2-3 um ein Set minderwertiger Cremes. Diese haben keinerlei Auswirkung auf in der Haut eingelagerte Farbpigmente. Selbst eine herkömmliche Handcreme bietet zudem eine bessere Pflege der Haut. Aus unserer Sicht ist dieses Produkt weder zur Entfernung von Tätowierungen noch zur sonstigen Hautpflege geeignet.Gibt es denn andere solcher Cremes?
Die Antwort lautet ja. Es gibt zahlreiche Cremes, die damit werben, Tätowierungen entfernen zu können. Ein Beispiel für einen funktionierenden Wirkstoff ist Ingenolmebutat. Diese Substanz wird aus der Pflanzenart Garten-Wolfmilch gewonnen. Es wird zur Behandlung von aktinischer Keratose verwendet. Aktinische Keratose ist eine chronische Schädigung der Oberhaut, welche durch jahrelange intensive Einwirkung von UV-Strahlen hervorgerufen wird. Betroffene können beispielsweise rötliche Verhornung und Hautwucherungen entwickeln. Oft führt diese Krankheit auch zur Entwicklung von Hautkrebs.
Ingenolmebutat
Ingenolmebutat aktiviert einen Prozess in der Haut, der eine Entzündung hervorruft. Spezielle Immunzellen kommen zum Einsatz und töten quasi das betroffene Gewebe. Nach dem Abbau des toten Gewebes erfolgt dann die Bildung neuen Gewebes. 2017 wurde in einer Studie die Auswirkung von Ingenolmebutat auf tätowierte Haut untersucht. Zwei Tage nach Auftragung des Ingenolmebutats auf die Haut konnte bereits totes Gewebe entdeckt werden. Nach weiteren sechs Tagen war das behandelte Gewebe komplett abgestorben. Nach circa 20 Tagen hatte sich die Haut erneuert und das Tattoo war nicht mehr zu sehen. Auch 220 Tage nach der Behandlung war auf der nun verheilten Haut kein Tattoo zu sehen, dafür jedoch eine Narbe. Diese Tests wurden mit Mäusen und zwei Wochen alten Tattoos durchgeführt. Bei tätowierten Menschen zeigte Ingenolmebutat deutlich weniger Erfolg und eignet sich bislang lediglich zur Unterstützung einer Laserbehandlung. Des Weiteren kann dieser Stoff zu Hautirritationen, Verkrustung, Schmerzen oder auch Infektionen führen.
Tattooentfernung mit Cremes – Das Fazit
Aus unserer Sicht sind die frei zu erhaltenden Cremes zur Tattooentfernung nicht für eine solche geeignet. Ihre Inhaltsstoffe sind unwirksam und teilweise sogar hautschädigend. Andere Mittel, wie Ingenolmebutat, sind zwar dazu in der Lage, Tätowierungen zu entfernen, jedoch haben sie auch ungewünschte Effekte, wie zum Beispiel Narbenbildung. Außerdem gibt es bisher keine Langzeitstudien bezüglich Ingenolmebutat und Tattoos am menschlichen Modell. Wir raten somit aktuell von jeglichen Creme-Behandlungen zur Entfernung einer Tätowierung ab.
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