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Hautnah: Thea Suh – Tattoos und koreanische Kultur im Einklang
Die Hamburgerin Thea Suh (@novemberbeetle) arbeitet als Musikwissenschaftlerin und Projektmanagerin für eine Werbeagentur. Wenn sie nicht gerade in „The Witcher“ als Hexer Geralt durch Wälder streift und Monster bekämpft, ist sie mit der Kamera unterwegs oder kümmert sich um ihr Aquarium. Neben Korea hängt Theas Herz besonders an Schottland, das sie mit seiner umwerfenden Natur und dramatischen Geschichte begeistert.
In ihrem Podcast DonnaSori erzählt Thea aus ihrem Alltag als Hamburgerin mit koreanischen Wurzeln. Dabei spricht sie über verschiedenste Themen wie die Schattenseiten der KPop-Industrie, koreanische Schönheitsideale oder darüber, ob Tattoos in Korea illegal sind. Wer einen Blick über den eigenen Tellerrand wagen möchte und sich für koreanische Kultur interessiert, kann gerne mal reinhören!
Bei Hautnah zeigt Thea uns heute ihre Tätowierungen und erzählt von deren Bedeutungen. Sie berichtet uns von ihren Gedanken, anfänglichen Ängsten und letztlich ihrer Entscheidung, sich tätowieren zu lassen. Außerdem erklärt sie uns, wie Tattoos in der koreanischen Gesellschaft wahrgenommen werden und weshalb sie dort eher als Tabu gelten – aber lest selbst!
Tattoos – Faszinierend und furchteinflößend
„Tattoos hatten für mich sehr lange eine faszinierende, furchteinflößende und negative Bedeutung. Dazu muss man wissen, dass meine Familie aus Korea kommt und Tätowierungen dort noch heute mit organisierter Kriminalität, Rebellen und gesellschaftlichen Außenseitern assoziiert werden. Tattoo-Künstler*innen haben es in Korea besonderes schwer und sie arbeiten in einer Grauzone.
Offen Tattoos zu tragen, kann an bestimmten Orten sogar zum Rauswurf führen, wie zum Beispiel an öffentlichen Schwimmbädern oder der Koreanischen Sauna (Jimjilbang). In der koreanischen Armee sind Tattoos ebenfalls verboten. Ein Bürojob mit unverdecktem Tattoo? Unwahrscheinlich. Selbst KPop-Stars und Schauspieler*innen bekommen Gegenwind zu spüren, wenn sie zugeben, tätowiert zu sein. Eigentlich könnte man meinen, dass kreative Berufe aufgeschlossener seien, aber nein – Fehlanzeige.
Das sehr negative, konservative Image von Tattoos ändert sich langsam, entstammt aber aus der konfuzianische Lehre vom Gehorsam gegenüber der Eltern. Alles, vom Haar bis zum Herz (also der ganze Körper) wurde einem von den Eltern „geschenkt“. Daher haben Kinder die Verpflichtung, dieses Geschenk (den Körper) nicht zu beschädigen. Das beinhaltet auch Tattoos, die in Korea vor Jahrhunderten tatsächlich nur Kriminelle trugen.“
Tabus brechen und den Körper zurückerobern
„Ich wollte schon sehr lange Tattoos haben. Mich hat es einfach fasziniert, Kunstwerke auf ewig tragen zu können. Vom Wunsch bis zum ersten Tattoo habe ich allerdings 15 Jahre gewartet und bin im Nachhinein sehr froh, denn ich habe mir bei der Auswahl der Motive tiefere Gedanken gemacht.
Mich tätowieren zu lassen hat für mich mit Selbstfindung und Selbstliebe zu tun. Und mit der Zurückeroberung meines Körpers – so seltsam es auch klingen mag. Dann ging es recht schnell – drei Tattoos innerhalb eines Jahres. Für mich ist es etwas Egoistisches und Wertvolles. Es hat mich von einer restriktiven Vorstellung befreit und gleichzeitig meine Verbundenheit und Liebe zur koreanischen Kultur bewahrt.“
Wie Thea nun den Spagat zwischen koreanischer Kultur und Tätowierungen geschafft hat, seht ihr im Folgenden. Dazu erzählt sie, was die Motive für sie persönliche bedeuten und wie sie in der koreanischen Kultur einzuordnen sind.
Hibiskus und Wolken
„Die Hibiskusblüte, oder auch Straucheibisch genannt, ist die Nationalblume Südkoreas und bedeutet auf koreanisch „Mugunghwa“ – unvergängliche Blume. Die Wolken symbolisieren für mich Barmherzigkeit und Weisheit aus dem Herz-Sutra des Buddhismus. Das war mein erstes Tattoo und ich habe das Motiv gewählt, weil ich eine Verbindung zum Land meiner Vorfahren bei mir tragen und mich an die buddhistische Philosophie erinnern möchte, mit der ich groß geworden bin. Zwar bin ich katholisch, aber sehe darin keinen Widerspruch.“
Haetae
„Die Haetae ist ein Fabelwesen aus der koreanischen Mythologie. Es soll die Hauptstadt Seoul vor Naturkatastrophen schützen sowie Recht und Ordnung durchsetzen. Ich habe meine Tattoo-Künstlerin darum gebeten, ihre Version der Haetae auf der Basis meines Hundes, der aus Seoul ist, zu erschaffen.“
Bulgae
„Die Bulgae (Koreanisch, übersetzt: Feuerhunde) sind Hundemonster aus dem Königreich der Dunkelheit, die der Sonne und dem Mond nachjagen. Eine Sonnen- oder Mondfinsternis erscheint, wenn sie in die Gestirne beißen. Im Körper des Hundes ist außerdem noch mein Sternzeichen Taurus als Konstellation zu sehen.“