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More than a Tattooer: Hannah Caprice / Crow’s Nest
So viel Zeit wie zu Beginn der Corona-Krise hat sich kaum ein Artist für seine Kunst außerhalb des Arbeitsalltags je nehmen können. Nach anfänglicher Eingewöhnung versuchte Hannah Caprice die positiven Aspekte des Zwangsurlaubs zu sehen und arbeitete Zuhause. Mittlerweile darf in allen Bundesländern wieder unter bestimmten Auflagen tätowiert werden. Welchen Projekten Hannah derweil nachging und was sie sich gerade jetzt von ihren Mitmenschen wünscht, lest ihr hier.
Was hat sich bei dir, als die Studios vorübergehend geschlossen waren an deinem Alltag verändert?
Ich denke die größte Veränderung war, dass ich während wir nicht mehr arbeiten durften, wieder bei meiner Familie im Ruhrpott wohnte. Die ganze Corona-Krise fühlt sich an, als wäre der Alltag komplett pausiert. Trotzdem waren die ersten Wochen definitiv eine emotionale Achterbahnfahrt.
Ich habe wirklich lange gebraucht, um mich damit abzufinden, dass ich erstmal nicht mehr arbeiten durfte, denn das Tätowieren hat vor der „Ausgangssperre“ wirklich einen sehr großen Anteil meines Alltags ausgemacht. Die Arbeit hat ja nach bzw. vor den Ladenöffnungszeiten nie wirklich aufgehört. Also wusste ich gar nicht so recht, was ich mit der neuen Freizeit anfangen sollte.
Mittlerweile sehe ich die Situation allerdings aus einem anderen Blickwinkel. Natürlich fehlt mir der gewohnte Arbeitsalltag und ich hoffe, dass das alles ganz schnell vorbei geht – gerade für die Leute, die Läden und andere laufende Kosten haben. Für mich persönlich hatte sich aber nicht alles nur zum Schlechten gewendet. Ich nutzte ich die Zeit für die Dinge, die in meinem Alltag vorher zu kurz gekommen sind und versuchte das ganze gewissermaßen als unfreiwilligen Urlaub anzusehen. Ich bin viel an der frischen Luft gewesen und kümmere mich ganz in Ruhe um alles Organisatorische, was sonst auf der Strecke geblieben ist und mich dann unterschwellig gestresst hat.
Vor der Krise hatte ich große Probleme einfach mal abzuschalten und mir eine Pause zu gönnen, aber wenn ich jetzt so draußen sitze, zum ersten Mal seit Langem mit einer gesunden Bräune, dann hoffe ich, dass ich meine neu gewonnene Gelassenheit beibehalte, wenn der gewohnte Alltag wieder losgeht.
Was hat dir am meisten aus deinem Job gefehlt?
Definitiv die Zeit mit meinen Arbeitskollegen und Kunden. Mir fehlte es im Laden rumzuhängen, zu lachen und gemeinsam die Wünsche und Ideen der Leute umzusetzen, die mir ihre Haut anvertrauen.
Was hast alternativ zum Tätowieren gemacht, um dich künstlerisch auszuleben?
Genau wie sonst auch tusche ich jede Woche Flash, zeichne Wannados und bereite weiter die Termine vor, die wegen Corona verschoben werden müssen. Einfach damit nach der Pause nicht doppelt soviel Arbeit ansteht. Ich merke aber total, dass ich jetzt (zumindest an vielen Tagen) einfach kreativer und motivierter bin.
Gibt es Projekte, für die du endlich mal Zeit hattest?
Ich habe fleißig Split Sheets mit anderen Tätowierern getuscht. So konnten wir uns gegenseitig beschäftigt halten – wir sitzen ja schließlich alle im selben Boot.
Möchtest du noch etwas zum Schluss sagen?
Bleibt bitte noch etwas geduldig und verhaltet euch weiterhin rücksichtsvoll euren Mitmenschen gegenüber. Versucht vielleicht auch ein bisschen Verständnis für die Entscheidungen der Menschen aufzubringen, die ihr Bestes tun, um uns alle möglichst gesund durch diese verrückte Zeit zu bringen. Auch wenn es schwer fällt, alle Entscheidungen und Regeln nachzuvollziehen.
Tätowiererin Hannah Caprice
Instagram: instagram.com/caprice.tattoo
Tattoo-Studio: Crow’s Nest Tattoo Parlour, Braunschweig und Golden Eagle Tattoo Parlour, Essen