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In allen deutschen Bundesländern dürfen Tattoo Artists aktuell wieder tätowieren, jedoch gelten bestimmte Hygieneverordnungen. Diese wiederum unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, wobei das Grundlegende gleich bleibt. Tätowierer*innen und Kund*innen sollen sich aufgrund der momentanen Lage besonders schützen.
Dabei rücken gerade vor allem Themen wie Atemschutzmasken und Gesichtsschilder in den Vordergrund. Doch wie effektiv sind die unterschiedlichen Arten von Masken? Und welche von ihnen solltest du im Tattoo-Studio tragen? Wir erläutern die Unterschiede und geben auch Tipps für Brillenträger*innen.
Wer muss denn was tragen?
Als Beispiele sollen uns hierfür einmal die Hygieneverordnungen von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg dienen. In Nordrhein-Westfalen sollen Beschäftigte, wenn sie die Schutzabstände während der Behandlung nicht einhalten können, mindestens eine FFP2-, eine KN95- oder N95-Maske tragen, ergänzt von einer Schutzbrille oder einem Gesichtsschild.
Nach jedem Termin soll die Mund-Nasen-Bedeckung für die nächste Sitzung gewechselt werden. Wenn die Maske durchfeuchtet, soll man sie außerdem auch wechseln.
Kund*innen hingegen sind nur zum Tragen einer beliebigen Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtet. Diese muss nicht zwingend medizinisch sein, weshalb auch wiederverwendbare Modelle erlaubt sind. Doch auch hier ist es angebracht, dass eine ungetragene oder frisch gewaschene Maske vor Betreten des Studios angezogen wird. Daher sollte man für An- und Abfahrt sowie eine mögliche Durchfeuchtung jeweils eine Ersatzmaske parat haben.
Falls ihr euch fragt, wie so ein Termin unter Corona-Auflagen abläuft: hier haben Tätowierer*innen und Kund*innen davon berichtet!
Auch in Baden-Württemberg muss eine Mund-Nasen-Bedeckung von Kund*innen und Tätowierer*innen getragen werden. Kund*innen sollen eine nicht-medizinische Alltagsmaske oder eine vergleichbare Mund-Nasen-Bedeckung tragen – wie in NRW. Sollte aus medizinischen Gründen das Tragen einer Maske nicht möglich sein, ist hier beispielsweise auch das Tragen eines Schals vor Mund und Nase gestattet.
Tätowierer*innen hingegen müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, der den Anforderungen nach DIN EN 14683 entspricht – also eine sogenannte OP-Maske. Falls diese medizinischen Gesichtsmasken nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, kann man ausnahmsweise auch zu einer nicht-medizinischen Alltagsmaske oder einer vergleichbaren Mund-Nasen-Bedeckung greifen.
Für das Tätowieren am Gesicht gelten in BaWü noch einmal verschärfte Bedingungen. Dies ist nur erlaubt, wenn Tätowierer*innen erhöhte Hygienemaßnahmen ergreifen, wie das Tragen von zumindest einer FFP2-Maske. Dabei sollte dann auch die Kundschaft, wenn möglich, eine solche FFP2-Maske tragen.
Maske ist nicht gleich Maske
Bei den Masken gibt es verschiedene Arten, die auf unterschiedliche Weise Schutz bieten. So unterscheidet man zunächst grob zwischen Atemschutzmasken, medizinischem Mund-Nasen-Schutz und Alltagsmasken.
Alltagsmasken aus Stoff
Für die Allgemeinheit zählen die Alltagsmasken aktuell zur Standardausrüstung bei jedem Supermarktbesuch. Dabei handelt es sich in der Regel um eine geschneiderte Maske aus Stoff, die man über Kinn, Mund und Nase trägt. Meist bestehen sie aus Baumwollstoff, welcher in Falten gelegt oder an die Gesichtsform angepasst genäht wurde.
Eine solche Alltagsmaske bietet Träger*innen nur geringen bis gar keinen Schutz vor einer Tröpfcheninfektion. Dennoch sinkt mit dem Tragen einer solchen Maske das Risiko der Kontaktübertragung, da man davon abgehalten wird Mund oder Nase mit den Händen zu berühren. Hinzu kommt, dass eine Alltagsmaske das Umfeld schützt, da die Freisetzung von Tröpfchen durch einen selbst verringert wird. Somit läuft man weniger Gefahr andere anzustecken und wenn jede*r eine solche Maske trägt, schützt sie einen im Endeffekt auch selbst. Das Praktische an den Stoffmasken ist, dass man sie wiederverwenden kann, in dem man sie desinfizierend bei mindestens 60°C wäscht.
Mund-Nasen-Schutz oder OP-Maske
Auch ein Mund-Nasen-Schutz, umgangsprachlich als OP-Maske bekannt, schützt seine Träger*innen nur gering, mindert jedoch das Risiko einer Kontaktübertragung. Außerdem bietet er wie eine Alltagsmaske vor allem Schutz für das Umfeld durch eine verminderte Freisetzung von Tröpfchen. Anders als Stoffmasken kann man OP-Masken nur einmal verwenden und sollte sie nach dem Tragen entsorgen.
Auch wenn die generelle Schutzwirkung der Stoff- oder OP-Masken nicht in Frage steht, ist deren effektiver Schutz vor Sars-CoV-2 umstritten. Studien zu diesem Thema sind jedoch meist nicht ganz ausgereift oder arbeiten mit einer extrem geringen Stichprobe. Beispielsweise wurde in einer Untersuchung mit vier Erkrankten getestet, ob Stoff- oder OP-Masken beim Husten einen effektiven Schutz bieten. Das Ergebnis dieses Tests zeigte, dass das Virus beim Husten durch die Masken in bestimmten Konzentrationen austrat. Daher sind zusätzlich zum Tragen einer Maske unbedingt auch die gängige Hust- und Niesetikette einzuhalten.
Sowohl die Alltagsmaske wie auch die OP-Maske sind für Tattoo-Kund*innen in der Regel zulässig.
Atemschutzmasken: FFP1/2/3, KN95 oder N95
Zunächst einmal bedeutet FFP “filtrierendes Gesichtsteil” (engl.: filtering face piece) und man unterteilt FFP-Masken in drei Klassen. FFP1-Masken filtern circa 80 % der Partikel aus der Luft, bei FFP2 sind es mindestens 95 % und bei FFP3 99 %. Anders als die bisher genannten Arten von Masken schützen FFP-Masken auch ihre Träger*innen. Je höher die Klasse ist, desto mehr Schutz bietet eine FFP-Maske dabei.
Auch dem Umfeld bieten diese Masken Schutz, da sie die Freisetzung von Tröpfchen vermindern. Neben den herkömmlichen FFP-Masken gibt es auch solche mit einem Ventil. Diese ermöglichen das Ausatmen der feuchten Luft und bieten dem Umfeld somit keinen Schutz. Daher ist von solchen Masken mit Ventil beim Tätowieren abzuraten, da sie den Zweck des Schutzes der Kund*innen verfehlen.
Wie die OP-Masken handelt es sich in der Regel bei FFP-Masken auch um Einwegprodukte. Die maximale Tragezeit einer solchen Maske liegt laut Hersteller bei acht Stunden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) empfiehlt eine maximale Tragedauer von 75 Minuten. Bevor man erneut eine Maske aufzieht, sollte man eine halbe Stunde Erholungszeit einhalten. Diese empfohlenen Zeitvorgaben sind beim Tätowieren sicherlich ein hinderlicher Faktor, da besonders durch die Erholung viel Zeit “verloren” geht. Dennoch sollte man bedenken, dass das Tragen einer FFP-Masken kein Zuckerschlecken ist und bereits im Vorfeld kleine Verschnaufpausen einplanen.
Als Alternative zur FFP2-Maske gelten N95- oder KN95-Atemschutzmasken. Dabei entsprechen N95-Masken der Europäischen Norm und auch KN95-Masken sind laut DIN gut mit FFP2 vergleichbar.
Gesichtsschilder
Auch das Tragen von Gesichtsschildern ist in manchen Bundesländern bei körpernahen Dienstleistungen gefordert. Dabei ist es wichtig, dass der Schild nach jedem*r Kund*in gewechselt, ausgiebig desinfiziert oder sterilisiert wird. Daher sollte man beim Kauf eines solchen Schildes unbedingt darauf achten, dass das Material zum Desinfizieren oder Sterilisieren geeignet ist.
Sinn des Schildes beim Tätowieren ist vor allem der Schutz des Tattoo Artists. Trägt man den Schild zusätzlich zur Maske, schützt man besonders seine Augen und auch das restliche Gesicht vor einer Kontamination. Gerade aufgrund der möglichen Übertragung des Virus über Aerosole, also sehr feine Partikel, die in der Luft schweben können, wird zum Tragen der Schilder geraten. Da das Schild nicht direkt am Gesicht anliegt, bietet es nur in Kombination mit Maske einen effektiven Schutz beim Tätowieren. Daher reicht es auch nicht aus, nur ein Gesichtsschild allein zu tragen.
Tipps gegen das Beschlagen von Brillen oder Schildern
Wer beim Tragen der Maske Probleme damit hat, dass beispielsweise die Brille beschlägt, dem kann geholfen werden. So kann es bereits helfen, wenn die Maske eng am Nasenrücken anliegt und die Gesichtsform angepasst ist. Dies kann zum Beispiel mit einem in der Maske integrierten Draht erreicht werden. Außerdem sollte die Brille bestenfalls über der Maske liegen. Was zusätzlich helfen kann, ist das Reinigen der Brille mit Spülmittel. Dies soll das Beschlagen für einige Stunden verhindern.
Wem das nicht ausreicht, der kann auf sogenannte “Anti-Beschlag”-Sprays zurückgreifen. Diese gibt es beipsielsweise beim Optiker oder auch online zu kaufen, wobei sie extra für Brillenglas und Plastik geeignet sind. Diese können je nach Hersteller das Beschlagen der Brille, oder ähnlicher Oberflächen wie Gesichtsschildern, für bis zu 72 Stunden verhindern.
Durchatmen nicht vergessen!
Da es im deutschsprachigen Raum zuvor sehr unüblich war, eine Maske zu tragen, ist die Situation für einige weiterhin ungewohnt. Während die meisten die Masken ohne größere Probleme tragen, kommt es für manche zu Panik oder Atemnot. In diesem Fall sollte man ärztlichen Rat einholen und gegebenenfalls alternative Möglichkeiten absprechen und für sich austesten.
Der Erwerb von beispielsweise FFP2-Masken ist aktuell immer noch erschwert, da die Produktion kaum hinterherkommt. Daher sind zurzeit auch zahlreiche Betrüger*innen unterwegs, die auf Fake-Websites Masken zu “fairen” Preisen verkaufen. Außerdem sollen auch minderwertige Fälschungen im Umlauf sein. Passt bitte auf und wendet euch nur an seriöse Anbieter*innen – bestenfalls welche, mit denen ihr bereits gute Erfahrungen gemacht habt. Wer auf Schnäppchen bei eBay oder AliExpress setzt, kann leider schnell in die Betrugsfalle tappen.
Wir hoffen, dass ihr alle möglichst unbeschwert durch diese Zeit kommt und gut aufeinander Acht gebt! Denkt jedoch auch an euch selbst und erlaubt euch mal eine Pause – am besten natürlich an der frischen Luft.
• Bae S et al (2020) Effectiveness of Surgical and Cotton Masks in Blocking SARS-CoV-2: A Controlled Comparison in 4 Patients. Ann Intern Med. 2020;M20-1342. doi:10.7326/M20-1342
• Khan MM & Parab SR (2020) Safety Guidelines for Sterility of Face Shields During COVID 19 Pandemic. Indian J Otolaryngol Head Neck Surg. 2020;1‐2.
• Lindsley WG et al. (2014) Efficacy of face shields against cough aerosol droplets from a cough simulator. J Occup Environ Hyg. 2014;11(8):509‐518
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