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Sind Tattoos gesundheitsschädlich?
Im September 2017 erschien im Online-Magazin der britischen Daily Mail ein Beitrag mit dem Titel „Weshalb Tätowierungen Krebs in dir auslösen könnten„. Solche Schlagzeilen erscheinen immer mal wieder und schüren Ängste. In diesem Fall bezieht sich der Artikel auf eine zu diesem Zeitpunkt frisch veröffentlichte Studie. Diese entstand in Zusammenarbeit des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung, des Münchener Instituts für Rechtsmedizin, der Großforschungseinrichtung ESRF, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der Technischen Universität Berlin. Die Studie besagt, dass Tattoo-Farbpigmente sich in den Lymphknoten sammeln können. Hier zog die Mail den Trugschluss, dass dies Krebs verursachen würde. Doch jetzt mal Klartext: Sind Tattoos gesundheitsschädlich?
Was die Studie besagt
Thema der Studie waren das Schicksal und die Auswirkungen von Tattoo-Pigmenten in menschlicher Haut. Hierzu analysierten die Forscher Haut-Proben und die an die Proben angrenzenden Lymphknoten von sechs Spendern. Zwei dieser Spender waren nicht tätowiert und dienten somit als Negativkontrolle. Die vier restlichen Spender waren tätowiert und es wurde angenommen, dass in deren Lymphknoten eine höhere Menge an Schwermetallen zu finden sei. Die Lymphknoten sind Teil des menschlichen Immunsystems und filtern körperfremde Stoffe oder Krankheitserreger aus der Lymphe. Ein Mensch besitzt in der Regel 500 bis 600 solcher Lymphknoten, wobei jeder dieser Knoten für die Lymphe einer bestimmten Körperregion zuständig ist. Lymphknoten dienen in der Medizin häufig zur Diagnose von Krebs, der Erkennung der Metastasierung des Tumors und dessen Behandlung. Mittels verschiedener Techniken versuchten die Forscher folgende Fragen zu beantworten.
Wandern organische Pigmente von der Haut zu den Lymphknoten?
Tatsächlich konnten ihre Experimente diese Vermutung bestätigen. Zwei der vier tätowierten Körperspender wiesen sowohl in der Haut als auch den Lymphknoten Farbpigmente auf. Die anderen beiden Spender hatten jedoch keine organischen Pigmente in ihren Lymphknoten.
Tragen Tätowierte mehr potentiell giftige Metalle in sich?
Es wurden erhöhte Mengen von fünf möglicherweise toxischen Elementen in der Haut und den Lymphknoten der tätowierten Spender gefunden. Diese Elemente waren Aluminium, Chrom, Eisen, Nickel und Kupfer – Schwermetalle, die potentiell gesundheitsschädlich sind. Spuren von Titan, welche wahrscheinlich von dem weißen Farbpigment Titanium-Oxid stammen, lagen in den Lymphknoten aller tätowierten Spendern vor.
Wie groß sind Farbpigmente und wie groß sind Partikel, die in den Lymphknoten landen?
Die Größe der Partikel hängt sehr stark vom Farbpigment selbst ab. Kleinere Pigmente waren eher in den Lymphknoten vorfindbar, wobei auch die relativ großen Titanium-Oxid Partikel dort gefunden wurden.
Beeinflussen diese Partikel das umgebende Gewebe?
Es wurden Unterschiede im umliegenden Gewebe der Farbpigmente gefunden. Diese wiesen einen höheren Fettanteil und geringere Mengen an Proteinen auf als vergleichbare Gewebe ohne Tattoo-Pigmente. Zudem führt die Einlagerung von Pigmenten im Lymphknoten zur chronischer Vergrößerung dessen.
Und was bedeutet das jetzt?
Aus ihren Beobachtungen zogen die Forscher den Schluss, dass es klare Beweise für die Einlagerung von giftigen Elementen und Tattoo-Farbpigmenten in den Lymphknoten gibt. Es wird erklärt, dass Tattoo-Pigmente als körperfremde Substanzen von den Lymphknoten herausgefiltert werden. Dies ist die natürliche Aufgabe der Lymphknoten und somit zunächst nicht besorgniserregend. Einen Einfluss auf die Gesundheit, zum Beispiel in Form einer chronischen Entzündung durch die körperfremden Pigmente, oder ein erhöhtes Krebsrisiko konnten sie nicht feststellen. Um genauere Aussagen über mögliche gesundheitliche Folgen von Tätowierungen machen zu können, müssen weitere Studien durchgeführt werden. Diese sollten sich vor allem auf die Auswirkungen von Schwermetallen und Farbpigmenten auf sämtliche innere Organe und Gewebe konzentrieren.
Erstmal durchatmen
Viele gefährliche Inhaltsstoffe sind in Deutschland zum Beispiel durch die Tätowiermittel-Verordnung verboten. Somit dürfen in Deutschland seit 2009 keine Farbstoffe mehr verwendet werden, an deren gesundheitlicher Unbedenklichkeit Zweifel bestehen. Bevor eine Tattoofarbe in Deutschland auf den Markt kommt, muss deren Zusammensetzung beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) landen. Das BVL testet die Mittel zwar nicht, jedoch stellt es die Richtigkeit der Angaben zu deren Inhaltsstoffen sicher.
Sind Tattoos denn nun gesundheitsschädlich?
Die Antwort ist ein ganz klares: Vielleicht! Vor Jahren mischten Tätowierer sich ihre Farben noch selbst zusammen, wobei es keinerlei Richtlinien gab. Mittlerweile ist der Markt für Tätowiermittel gewachsen und die Forschung auf diesem Gebiet wird vorangetrieben. Auch wenn die Forschung voranschreitet: Einen sicheren Beweis dafür, dass Tattoo-Pigmente nicht gesundheitsschädlich sind, gibt es nicht. Jedoch gibt es auch keine wissenschaftlichen Belege zu negativen Langzeitfolgen durch Tätowierungen. Somit ist bis jetzt nur klar, dass Bestandteile der Tattoofarben von den Lymphknoten herausgefiltert werden, da diese körperfremd sind. Was genau das nun für Auswirkungen haben kann, ist noch nicht bekannt.
Die größten bekannten Gefahren bleiben somit zunächst die Möglichkeit einer Allergie gegen Tattoofarben und das Infektionsrisiko beim Tätowieren, welches jedoch durch gute Hygiene-Standards in einem professionellen Tattoostudio gegen Null geht. Ansonsten sollte man sich stets darüber im Klarem sein, dass man mit einer Tätowierung eben bewusst ein unbekanntes Risiko eingeht.