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Wie hoch das Infektionsrisiko beim Tätowieren ist oder ob Tattoos gesundheitsschädlich sind, haben wir euch bereits beantwortet. Heute behandeln wir ein weiteres Thema aus dem Komplex “Tattoos und Gesundheit”: die Allergie gegen Tattoofarben.
Die Grundlagen
Erfahrungen mit einer allergischen Reaktion hatten wohl die meisten schon, doch was genau passiert da im eigenen Körper? Eine allergische Reaktion ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe – genannt Allergene. Wenn das Immunsystem so ein Allergen entdeckt, reagiert es mit einer Immunantwort, welche die körperfremde Substanz bekämpft. Diese Immunantwort fällt bei Hautallergien in der Regel in Form von Entzündungen, Jucken, Schwellungen, Rötungen, Brennen oder Blasenbildung aus. Da dies natürlich alles andere als angenehm ist, versucht man diese Allergene bestmöglich zu vermeiden. Doch dafür muss man erst einmal herausfinden, was genau der Auslöser für die allergische Reaktion des eigenen Körpers ist.
Allergietest für Tattoofarben
Eine verbreitete Methode zum Testen von Allergenen ist der Pricktest, bei dem zunächst ein Allergenextrakt auf die Haut getropft wird. Dann erfolgt ein Anritzen der Haut mit einer Lanzette (ein sehr kleines Messer), damit die Substanz in die Oberhaut eindringen kann. Dieser Test eignet sich für Tattoofarben nur bedingt, da Farbrückstände sichtbar bleiben könnten. Ein üblicher Epikutantest, bei dem das potentielle Allergen auf die Haut aufgetragen wird, eignet sich auch nicht wirklich für Tattoofarben. Schließlich werden diese nicht in die oberste Hautschicht (Epidermis), sondern in die tieferliegende Lederhaut (Dermis) eingearbeitet.
Generell ist ein Allergietest vor dem Tätowieren leider keine optimale Lösung, da selbst bei einem negativen Testergebnis immer noch eine allergische Reaktion eintreten kann. Unter anderem deswegen, weil die Farbe beim Tätowieren in einer anderen Hautschicht als beim Allergietest landet. Außerdem befindet sich die Tattoofarbe in der Realität deutlich länger in eurem Körper als beim Test, was auch zu anderen Auswirkungen führen kann. Besonders bekannt für ihr allergenes Potential sind übrigens rote Tattooffarben, wohingegen die wohl am häufigsten genutzte Farbe Schwarz eher selten zu allergischen Reaktionen führt.
Wann weiß ich, ob ich allergisch bin?
Da ein vorab durchgeführter Test kein wirklich sicheres Ergebnis liefert, erfährt man in der Regel leider erst zu spät von seiner Allergie gegen Tätowierfarben. Nämlich dann, wenn die ersten Symptome einer allergischen Reaktion eintreten. In der Regel ist davon auszugehen, dass eine allergische Reaktion innerhalb weniger Tage nach dem Tätowieren auf einen der löslichen Bestandteile der Tattoofarbe zurückzuführen ist. Dazu gehören zum Beispiel Farbpigmente, Metalle, Bindemittel oder auch Konservierungsmittel.
Allerdings kann eine allergische Reaktion auch erst nach Monaten oder sogar Jahren auftreten. Dann könnte ein sogenanntes dermales Haptenisierungs-Produkt der Grund dafür sein. Ein solches Haptenisierungs-Produkt entsteht, wenn einer der Inhaltsstoffe sich an ein körpereigenes Eiweiß bindet und erst durch diese Bindung vom Immunsystem als Allergen erkannt wird. Da die Entstehung solcher Produkte je nach Pigment und Eiweiß unterschiedlich lang dauern kann, können eben auch nach Jahren noch allergische Reaktionen wegen einer Tätowierung auftreten. Übrigens gilt dies auch für diejenigen, die bereits mehrere Tattoos auf der Haut tragen. Denn auch durch mehrmaliges Tätowieren ist man nicht immun und kann so die Möglichkeit einer allergischen Reaktion nicht ausschließen.
Wie kann sich eine Allergie äußern?
Die wohl klassischste allergische Reaktion im Bezug auf Tätowierfarbe ist der Hautausschlag. Typische Symptome sind Pusteln, kleine Bläschen, Hautrötungen, Hautjucken und Ekzeme. Oft ist der Grund für den Ausschlag auch ein anderer als die Tattoofarbe. So reagieren einige allergisch auf die Latex-Handschuhe des Tätowierers, die Folie zum Abdecken des Tattoos oder aber das Pflaster/-band zum Schutz der Tätowierung. Glücklicherweise verschwindet so ein Ausschlag jedoch in der Regel von selbst wieder, wenn die Allergene ausgeschieden wurden.
Lichenoide Reaktionen
Eine schwerere allergische Reaktion bilden die lichenoiden Reaktionen. Diese zeichnen sich durch eine klar begrenzte Verdickung der Haut im Bereich einer bestimmten Tattoofarbe aus. Diese Reaktion kann sich von einem Tattoo auf weitere ausbreiten, welche dieselbe Farbe tragen. Von einer Entfernung mittels Laser ist bei einer solche Reaktion abzuraten, da dies zur weiteren Ausbreitung des Allergens im Körper führen würde. Somit würde die Allergie verstärkt und bisher unauffällige Tattoos könnten plötzlich auch Symptome aufweisen. Daher wird bei lichenoiden Reaktionen häufig zur Abtragung der betroffenen Tätowierung in Kombination mit Cortisol geraten. In der Regel heilen nach Entfernung des Auslöser-Tattoos auch die darauffolgenden Symptome an weiteren Tattoos wieder ab.
Falls eine lichenoide Reaktion unbehandelt bleibt, kann eine Hyperkeratose auftreten. Bei dieser weisen betroffene Stellen eine äußerst starke Verhornung auf, wodurch diese Stellen deutlich verdickt erscheinen. Auch hier wird grundsätzlich zu einer operativen Entfernung des problematischen Tattoos geraten.
Wo finde ich Hilfe?
Wenn es euer erstes Tattoo oder das erste Tattoo mit einer bestimmten Farbe ist, wendet euch bei Verdacht auf eine Allergie zunächst an euren Tätowierer. Dieser kann in der Regel abschätzen, ob eine starke Rötung oder Schwellung an bestimmten Stellen “normal” oder doch eher auffällig ist. Hierzu ist jedoch immer ein Besuch im Studio empfehlenswert, da eine “Ferndiagnose” per Foto nicht wirklich viel wert ist.
Wenn ihr bereits mehrere Tätowierungen habt, könnt ihr womöglich selbst gut einschätzen, ob an eurer Tätowierung etwas ungewöhnlich ist. Falls ihr euch unsicher seid, ist es auch beim zehnten Tattoo keine Schande, nochmal beim Tätowierer nachzufragen. Falls eure Unsicherheit danach bestehen bleibt, wendet ihr euch am besten zusätzlich noch an einen Dermatologen oder Allergologen eures Vertrauens.
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