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Einblick in traditionelle Tattoo-Kulturen: Doku „Patterns of life“
Nach langem, aber geduldigem Warten erschien nun endlich das erste Video der Tattoo-Dokumentation „Patterns of life“. Bereits dieser erste Teil ihrer Pilotfolge bietet einzigartige Einblicke in die traditionellen Tattoo-Kulturen unserer Erde.
Gepaart mit Fachwissen, respektvollem Umgang und großartigen Filmaufnahmen ist „Patterns of life“ für uns bereits jetzt ein Erfolg auf ganzer Linie.
Patterns of Life: das traditionelle Tätowieren
Als Paar reisen die Anthropologin Sophie Brouwer und der Filmemacher Michael Zomer bis in die verstecktesten Ecken der Welt. Dabei sammeln sie Material für ihre Dokumentation über die älteste Sprache der Welt: das traditionelle Tätowieren.
Wenn man versucht, die Symbolik und Zeichen hinter traditionellen Tattoos zu verstehen, trifft man auf breit gefächerte Themen. So können sie zum Beispiel für kulturelle Identität stehen oder die Harmonie zwischen Mensch und Natur widerspiegeln.
Auch das Ziel der Dokumentation ist somit klar gesetzt: „Wir möchten Geschichten festhalten, die nie zuvor erzählt wurden. Außerdem wollen wir die indigene Sprache der Haut in ein modernes Verständnis übersetzen, bevor diese uralten Geschichte für immer verloren gehen.“
Ein anderer Blick auf die Welt
Sophie und Michael fanden es schon lange faszinierend, dass noch heute ethnische Gruppen tief im Dschungel, in abgelegenen Gebirgsgebieten oder Dörfern ein authentisches Leben in Verbundenheit mit der Natur führen.
„Sie bewegen sich durch eine Welt, die auf ihren eigenen Erfahrungen aufbaut. Mit Ehrfurcht vor dem Boden, auf dem sie leben. Mit eigenen Namen für die Berge und Flüsse, die sie umgeben. Sie messen die Zeit anhand der Gezeiten und Jahreszeiten, statt sich auf Uhren und Kalender zu verlassen.“
Geschichten und Kultur verstehen
So folgten die beiden ihrer Neugier und starteten ihre Reise auf den Mentawai-Inseln, einer Inselgruppe südwestlich von Sumatra, deren Bewohner*innen zu den ursprünglichsten Völkern Indonesiens gehören. Ganz ohne feste Vorstellungen oder Pläne lag ihr Fokus allein darauf, alles möglichst authentisch festzuhalten.
„Als wir mit den Menschen dort gemeinsam lebten, wurde uns schnell klar, wie wertvoll ihre Tätowierungen für sie sind und lernten ihre tieferen Bedeutungen. Erst dann entschlossen wir uns wirklich dazu, die Tradition der Tätowierungen genauer zu erforschen. So entstand die Idee, verschiedene Stämme und Völker aus der ganzen Welt zu besuchen, die eine tief verwurzelte Tattoo-Kultur und -Geschichte haben.“
In den Anfängen ihrer Recherche stießen sie dabei immer wieder über die Arbeiten des Tattoo-Anthropologen Lars Krutak. Sein Enthusiasmus für das Thema sprang wie ein Funke auf Sophie und Michael über. Als sie nach ihrer Mentawai-Reise für eine andere Filmproduktion in Amerika waren, fragten sie Lars nach einem Treffen. „Und schon am nächsten Tag saßen wir gemeinsam in einer Bar in Washington DC und tauschten uns über unsere Leidenschaft aus.“
Eine kulturelle Reise um die Welt
So kam es dazu, dass Lars den beiden bei ihrer Pilot-Episode mit seiner Erfahrung und seinem Wissen zur Seite stand. Gemeinsam filmten sie im indischen Nagaland, einem Bundesstaat, der überwiegend von indigenen Völkern besiedelt ist, mit den Konyak-Kriegern.
„Es war sehr beeidruckend, die Konyak zu treffen und zu lernen, was ihre Tätowierungen bedeuten. Sie haben uns wirklich sehr freundlich und herzlich empfangen! Würde man ihre Geschichte nicht kennen, käme man niemals auf den Gedanken, dass sie damals noch die Köpfe ihrer Feinde sammelten.“
Außerdem filmten sie auch bereits in Chattisgarh (Indien) mit der Ramnami-Glaubensgemeinschaft und in Myanmar mit dem Volk der Chin.
Diesen Dezember beginnen sie mit ihren Aufnahmen der Amazigh (Berber)-Kultur in Tunesien. Sobald Indonesien wieder Reisende empfängt, möchten sie zurück auf die Mentawai-Inseln, um auch dort eine Folge für ihre Dokumentation zu drehen.
Mit Respekt entgegentreten
Bevor Sophie und Michael sich zu einem Volk aufmachen, recherchieren sie intensiv. Dabei holen sie sich Unterstützung von Anthropolog*innen und Menschen, die bereits in der Vergangenheit mit den Völkern zusammengearbeitet haben.
Durch diese Vorarbeit und geknüpfte Kontakte finden sie einen möglichst respektvollen Weg, um auf die Völker zuzugehen. Mit dabei ist außerdem auch stets ein*e Übersetzer*in, um eine klare Kommunikation zu ermöglichen.
„Wir haben schon viel gelernt. Es ist unsere Absicht, für eine längere Zeit wirklich mit den Menschen zusammen zu leben. Das bedeutet für uns, dass wir uns ihrem Rhythmus anpassen, gemeinsam essen, kochen, Rituale abhalten und auf dem Boden schlafen. Wir wollen nicht nur vorbeikommen, ein paar Fotos machen und wieder abhauen. Am meisten lernt und erfährt man einfach in diesen Momenten, in denen man eine echte Verbindung aufbaut.“
Tiefe Einblicke
Bisher konnten sie für die Dokumentation schon einige Tattoo-Methoden festhalten. Das ist nicht immer einfach: in Nagaland mussten die Völker, als die Missionare kamen, schwören, dass sie nie wieder Tätowieren würden. Daher konnten sie dort zum Beispiel keine Aufnahmen der Methoden machen.
In Mentawai und Chattisgarh hingegen konnten sie das Tätowieren und sogar die Herstellung der Tattoofarben begleiten.
Tatsächlich wurde Sophie und Michael dabei auch ein Tattoo angeboten: „Wir haben es aber nicht angenommen. Es hat sich einfach nicht wie unsere Geschichte angefühlt. Es sind ihre Geschichten und ihre Kultur.“
Kulturelle Diversität erhalten
Sophie und Michael wünschen sich, dass kulturelle Diversität mehr geschätzt und zelebriert wird: „Wir sollten uns nicht zu einem einheitlich modernisierten Volk entwickeln, bei dem alle dieselbe Kleidung tragen, denselben Glauben haben und ihren Fokus auf Materielles legen.“
Ein Blick über den eigenen Tellerrand lohnt sich: „Die Völker, die wir begleiten durften, haben eine sehr starke Verbindung zur immateriellen Welt. Wir hoffen sehr, dass ihnen diese Möglichkeit so mit der Natur im Einklang zu leben, erhalten bleibt. Die Menschen sollten ihrem Herzen folgen und anderen Kulturen mit der Neugier und Offenheit eines Kindes entgegentreten. Wir sollten die Natur ehren und uns von der unglaublich bereichernden Vielfalt der Kulturen unserer Welt überraschen lassen.“
Wo kann man „Patterns of life“ sehen?
Ihre Pilotfolge werden Sophie und Michael auf ihrem Instagram-Kanal @patterns.of.life.documentary in mehreren Teilen hochladen. Den ersten Teil könnt ihr dort bereits finden.
Was die weiteren Episoden angeht, ist noch nichts in Stein gemeißelt: „Wir stehen aktuell noch in Kontakt mit einem Sender und einem On-Demand-Streaming-Anbieter. Daher können wir noch nichts Festes dazu sagen.“
Wir freuen uns auf jeden Fall auf das, was von „Patterns of life“ noch kommen wird und sind schon jetzt große Fans!
Website: patternsof.life
Instagram: @patterns.of.life.documentary