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Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Veranschaulichung verschiedener Arten von Tattoo-Maschinen. Wir sprechen für die genannten oder erkennbaren Hersteller keine Empfehlungen aus. Es bestehen auch keine Kooperationen oder andere Deals.
Einleitung
Die Tattoo-Maschinen eines Tattoo Artists sind wohl das essenziellste und persönlichste Werkzeug. Wie wichtig jedem*r Tätowierer*in seine oder ihre Tattoo-Maschinen sind, ist unterschiedlich. Die einen schwören auf klassische Modelle, andere probieren gerne aus oder gehen mit den Trends. Dabei heißt neu aber nicht immer automatisch besser oder schlechter. Denn bei der Wahl einer Tattoo-Maschine spielt nicht nur die Optik eine Rolle, sondern vor allem Gewicht, eventuelle Einstellungsmöglichkeiten, Power der Maschine und der Stil, welcher damit umgesetzt wird.
Kleine Zeitreise
Das erste Patent für eine elektrische Tattoo-Maschine sicherte sich der Tätowierer Samuel O‘Reilly 1891 unter dem Namen “TattooGun”. Nach dem Umbau eines “Stencil-Pens“, einer Erfindung von Thomas Edison zum Gravieren von Gegenständen, entdeckte er, dass man mit diesem nun auch Tinte unter die Haut bringen konnte.
Der erste deutsche Tätowierer, der eine elektrische Tätowiermaschine benutzte, war Christian Warlich. Zuvor tätowierte dieser noch manuell und kam durch eine Schifffahrt in die USA das erste Mal mit einer elektronischen Tätowiermaschine in Berührung. 1919 eröffnete er in Hamburg eine Gaststätte mit einem Séparée, das als “Atelier moderner Tätowierungen” bezeichnet wurde.
Moderne Tattoo-Maschinen
Tattoo-Shopmanager Tino Steinborn hat lange Zeit bei einem deutschen Vertrieb für Tattoo-Bedarf gearbeitet. Dort hat er sich natürlich auch ausführlich mit den verschiedensten Tattoo-Maschinen auseinandergesetzt. Heute spricht er mit uns über diverse Modelle und stellt diese samt ihrer Eigenschaften vor.
Neben technischen Details und Kosten ist jedoch vor allem der persönliche Geschmack des Tattoo Artist entscheidend. Daher haben wir ein paar Tätowierer*innen mit unterschiedlichen Stilrichtungen gefragt, welche Maschinen sie für sich und ihre Arbeiten bevorzugen. Oftmals ist es ein langwieriger Prozess, die richtige Maschine für sich zu finden. Was dabei für sie persönlich wichtig ist und welche Modelle die Artist aktuell favorisieren, erfahrt ihr im Folgenden.
Pro-Tipp: Wenn euch eine ganz bestimmte Maschine interessiert, kommt ihr hier über unser Inhaltsverzeichnis schnell zum jeweiligen Modell!
Inhalt
Spulenmaschinen
Wer an Tattoo-Maschinen denkt, hat wahrscheinlich erstmal das typische Bild der Spulenmaschine im Kopf. Aufgrund der Funktion mit elektrisch geladener Spule und Hammer (Amature Bar) ist die Spulenmaschine wohl mit das lauteste Modell im Vergleich zu anderen Maschinen. Die Anzahl der Spulen und auch die Wicklung jeder einzelnen Spule entscheiden über den elektromagnetischen Zug der Maschine. Dabei verfügen die gängigen Modelle über einen Rahmen mit zwei Spulen, wobei auch ein Rahmen mit nur einer oder einer normalen und einer kurzen Spule keine Seltenheit ist.
Die Power und somit auch die Anwendungsgebiete der Spulenmaschine hängt von verschiedenen in der Maschine verbauten Teilen ab, die Kraft und Geschwindigkeit beeinflussen. Kleine und schmale Rahmen mit kleinen Spulen sind zwar leichter, besitzen jedoch nicht immer ausreichend Kraft, um jede Nadel bedienen zu können. Größere Spulen hingegen benötigen einen stabileren Rahmen, liegen daher auch schwerer in der Hand und die Vibration ist stärker.
Nicht nur Spule, sondern auch Stärke bzw. Biegung der Federbleche und Größe der Amature Bar beeinflussen Schnelligkeit und Hub der Maschine. Ein Ändern der Volt-Zahl am Netzgerät reicht hier nicht aus, um die Maschine sowohl für Linien als auch für Schattierungen oder Füllungen zu verwenden. Daher verwenden Tattoo Artists mit Spulenmaschinen meist mehrere verschiedene Maschinen zum Tätowieren.
Aufgrund des Gewichts und der Mechanik der Spulenmaschine besitzt sie mit die höchste Vibration von allen Modellen. Sie muss im Vergleich zu den anderen Modellen regelmäßiger gewartet werden, da sich während der Nutzung Teile, wie zum Beispiel Federbleche und Kontaktschraube, abnutzen. Anfangs benötigt sie viel Erfahrung in der Einstellung, weshalb sie nicht unbedingt für Anfänger*innen ohne Kolleg*innen mit entsprechendem Know-How geeignet ist, da die Funktion definitiv verstanden werden muss.
Spulenmaschinen besitzen in der Regel einen Clipcord-Anschluss, jedoch kann man einen Chinch-Anschluss jederzeit nachrüsten. Preislich fangen sie bereits bei wenigen hundert Euro an, können jedoch auch je nach Hersteller oder Spezifikation die 1000 €-Marke knacken.
Tätowierer Dennis Awe: “Spulenmaschinen haben Charakter”
Für seinen abstrakten Tattoo-Stil benutzt Dennis Awe verschiedene Modelle. Doch am Anfang seiner Tattoo-Karriere griff er vor allem zu Spulenmaschinen.
“Meine allerersten Maschinen waren Rotarys, welche mir aber aufgrund des geringen Gewichts, der ausschließlichen Nutzung mit Modulen und der Arbeitsgeschwindigkeit nicht wirklich gefielen. Als ich dann Spulenmaschinen ausprobierte, mochte ich diese auf Anhieb deutlich mehr. Durch das für mich angenehmere Gewicht und die Kraft gefielen sie mir einfach besser. Darüberhinaus waren sie für mich auch aus technischer Sicht viel interessanter. Es hatte für mich ein gewisses Esprit und ich wollte das ‘echte Tätowieren’ kennenlernen.
Der grenzenlose Einsatz von Spulenmaschinen gab mir vor allem die Möglichkeit, meinen eigenen Stil zu entwickeln und sämtliche Techniken auszuprobieren. Das Arbeiten und Lernen im Umgang mit der Maschine haben mir nicht nur Know-How vermittelt, sondern auch Freude bereitet. Man sagt, dass Spulenmaschinen eine Seele und eigene Charakterzüge haben – dieses Gefühl hatte ich bei Rotarys nie.”
Heute kommen diese Spulenmaschinen bei Dennis allerdings nur noch für Soft-Shadings zum Einsatz, da er hauptsächlich auf Hybrid-Modelle umgestiegen ist. “Meine verschiedenen Sidewinder von Dan Kubin ermöglichen mir noch schnelleres Arbeiten bei höherer Präzision und mehr Kraft. Für Soft-Shadings benutze ich aktuell allerdings weiterhin am liebsten Spulenmaschinen.”
Zusammenfassung: Spulemaschinen
Lautstärke: laut
Gewicht: mittelschwer – schwer
Power: je nach verbauten Teilen nur für bestimmte Arbeiten nutzbar, unter Umständen zu schwach
Langlebigkeit: Verschleißteile sind leicht austauschbar und somit kann die Maschine lange genutzt werden
Vibration: stark – und somit höchste Vibration im Vergleich
Einstellungen: Feder-, Hammer- oder Kontaktschrauben-Wechsel schnell möglich, benötigt jedoch Erfahrung
Kosten: bereits sehr gute Maschinen auch schon im günstigen Segment verfügbar
Besonderheit: hohes Gewicht und Vibration, technisches Wissen erforderlich
Rotary-Tattoomaschinen
Die Rotary ist aktuell mit die beliebteste Bauart auf dem Tattoo-Markt. Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen und aus unterschiedlichen Materialien, die zugleich Größe und Gewicht beeinflussen. Anders als bei der Spulenmaschine ist in der Rotary ein Elektromotor verbaut. Die Elektromotoren gibt es wiederum in verschiedenen Größen, wobei viele Hersteller versuchen, möglichst kleine, stromsparende, jedoch zeitgleich leistungsstarke Motoren zu nutzen.
Direkt an der Welle des Motors befindet sich der Exzenter. Dieser ist je nach Fertigung und Schliff verantwortlich für den Hub der Maschine, da er die Pleuelstange oder den Schlitten und somit auch die Nadel bewegt. Bekannte Hubgrößen sind 2,5; 3,0; 3,2; 3,5; 4,0; 4,2; bis hin zu 5,5 mm. Ein kurzer Hub von 2,5 mm ist beliebt für weiche Schattierungen, wobei ein Hub von 4 mm und mehr perfekt für dicke Linien ist.
Der Markt bietet mittlerweile Maschinen an, bei denen es möglich ist, die verschiedenen Exzenter direkt auszutauschen. Somit lässt sich das Einsatzgebiet der Maschine erheblich erweitern, wodurch sie für nahezu jeden Tattoo-Stil einsetzbar ist. Aufgrund des Elektromotors sind Rotary-Maschinen meist sehr leise. Dennoch spielt dabei auch die Kombination der anderen Teile wie Gehäuse und Übersetzung eine große Rolle.
Der Motor stellt das Herzstück der kompletten Maschine dar und die Hersteller sparen dort meist als Letztes. Wie bereits erwähnt, muss der Motor bestenfalls leicht, kräftig und leise sein. Dabei sollte er außerdem so wenig Wärme wie möglich erzeugen, damit die Tattoo-Maschine auch nach Jahren noch funktioniert. Viele Hersteller verbauen immer leichtere Materialien, sodass Aluminium oder sogar kohlenstoffverstärkter Kunststoff (Carbon) keine Seltenheit mehr sind und Maschinen unter 65 Gramm möglich machen.
Rotary-Maschinen können mit den unterschiedlichsten Nadeln konfiguriert werden. Viele der Elektromotoren in den Maschinen sind derart kräftig, dass sie ohne Probleme auch größere Nadeln bedienen können.
Mittlerweile nimmt die Rotary das größte Stück Kuchen auf dem Tattoo-Markt ein und so werden die Maschinen auch immer erschwinglicher für Anfänger*innen. Die Preise fangen schon bei wenigen 100 € an und gehen je nach Material oder limitierter Ausführung bis in den vierstelligen Bereich. Der gängige Anschluss ist ein Chinch-Stecker, jedoch werden manche Modelle gleichzeitig mit Clipcord angeboten.
Artist Blaine Cellerdoor Rose: “Früher Spule, heute Rotary”
Blaine Cellerdoor Rose tätowiert meist sehr flächendeckende Motive im New School bzw. Comic-Stil. Dabei benutzt er mittlerweile keine Spulenmaschinen mehr, sondern stattdessen zwei verschiedene Rotary-Maschinen.
“Damals habe ich für die Linien immer eine Spulenmaschine benutzt. Nur bei denen hatte ich das Gefühl, dass die Linien stark und präzise genug werden. Der Wunsch von der Lautstärke und dem Gewicht der Spulenmaschinen wegzukommen, wurde aber immer größer. So probierte ich verschiedene Rotarys aus und wurde leider oft enttäuscht. Inzwischen habe ich aber seit ein paar Jahren das richtige Set up für mich gefunden.
Für Farbe und Schattierungen benutze ich fast von Anfang an schon Rotarys, verschiedene Modelle der gleichen Marke. Mir sind gleichmäßige und weiche Schattierungen sehr wichtig, daher finde ich, das ist die beste Wahl.
Bei den klassischen Spulenmaschinen kann man viel schrauben und reparieren – was auf einer Seite gut ist. Meiner Meinung nach gibt das aber auch viel Spielraum, Dinge falsch einzustellen oder nicht zu wissen, wo genau ein Fehler liegt. Man muss sie öfter warten.
Da gefällt mir die einfache Handhabung der Rotarys besser. In meinem Fall muss ich da nur ab und zu mal leicht ölen oder eine Feder auswechseln, mehr nicht. Wenn sie einmal kaputt sind, dann war’s das jedoch meist auch komplett mit der Maschine. Allerdings habe ich auch schon alte Rotarys mit neuen Teilen kombiniert und dann funktionierte die Maschine besser denn je.
Ein weiterer Vorteil sind definitiv die geringe Lautstärke und das niedrige Gewicht. Ich hatte mir damals mal eine sehr teure Custom Spulenmaschine bestellt und nach einem Monat hatte ich starke Schmerzen im Handgelenk. Und das, obwohl es die leichteste derer Maschinen war und ich meine Hände nicht unbedingt als besonders zart beschreiben würde!
Bei den Rotarys hatte ich dieses Problem nie. Zwar ist meine Liner-Rotary auch etwas schwerer und lauter als viele andere, aber es gab trotzdem nie große Probleme. Ich finde es außerdem viel angenehmer, wenn Maschinen leise sind, da es eine bessere Umgebung schafft und Kund*innen dann meist auch beruhigter sind. Deswegen habe ich auch oft schon überlegt, erneut umzusteigen, auf fast lautlose Modelle. Bis jetzt haben mich immer der Preis und das Cartridge-System abgeschreckt, weil ich ein Gewohnheitstier bin und Angst habe, dass es mir nicht gefällt.”
Danny Brink über Rotary-Maschinen
Für seine Tattoo-Motive, die in den Bereich zwischen Traditional und Neotraditional fallen, hat Danny Brink in den letzten Jahren schon viele verschiedene Maschinen in den Händen gehabt. Neue gekauft, getestet, wieder verkauft – doch die letzten zwei Jahre hat er ein Set up für sich gefunden, mit dem er zufrieden ist.
“Zum Schattieren, Füllen und für schnelle Speed Dots nehme ich seit Jahren bereits eine Shagbuilt D20. Das ist eine Rotary, bei der die Nadel durch einen festen Schlitten, der sich durch den Antrieb des Motors nach vorn und hinten bewegt, angetrieben wird. Die Shagbuilt ist vor allem super für Whip Shadings geeignet, da der Schlitten in der Haut nicht nachgibt. Das heißt, die Struktur die die Nadel in der Haut hinterlässt, bleibt bei gleichbleibender Geschwindigkeit der Hand, immer gleich. Somit bekommt man ein sehr schönes, cleanes Ergebnis.
Der für mich größte Vorteil der Rotarys im Vergleich zu Spulenmaschinen ist, dass sie so gut wie nie “rumzicken” und recht zuverlässig immer das tun, was man von ihnen erwartet. Es sei denn, der Elektromotor macht nach ein paar Jahren mal schlapp oder wird schwächer, aber auch den kann man mit etwas technischem Geschick und Wissen selbst austauschen.
Bei Spulen kommt es doch schon immer mal wieder vor, dass sie heiß werden und dadurch an Kraft verlieren, dass ein Federblech bricht, dass Kontakte verrußen, ein Kondensator den Geist aufgibt oder andere Kleinigkeiten. Das ist zwar oft kein Weltuntergang und das meiste kann man durchaus auch selbst beheben, aber für mich persönlich ist das im Arbeitsalltag, am besten noch zwischen zwei Kund*innen, ein zusätzlicher Stress- und Störfaktor.
Das ist natürlich alles nur meine persönliche Erfahrung. Es gibt viele gute Tätowierer*innen, die auf Spulen schwören und damit top Ergebnisse abliefern!”
Zusammenfassung: Rotary-Tattoomaschinen
Lautstärke: sehr leise – leise
Gewicht: sehr leicht – mittelschwer
Power: je nach verbautem Motor sehr kräftig, direkte Übersetzung auf die Nadel, teils tauschbarer Hub, Volt-Zahl vom Motor abhängig – teils von unter 3,5 V – 24 V bedienbar. Somit sind Linien, Colorpacking und Schattieren kein Problem
Langlebigkeit: Kaltschweißstellen oder interne Kabelbrüche meist schwer austauschbar, Wackelkontakt macht Maschine teils sogar unbrauchbar
Vibration: sehr leichte – leichte Vibration
Einstellungen: je nach Hersteller komplett auf Stil einstellbar
Kosten: Mittelpreisig – fangen allerdings preislich höher an als vergleichbare Spulenmaschinen
Besonderheit: eher kurze Einweisung, je nach Hersteller sogar sofort einsatzbereit
Hybrid-Tattoomaschinen
Einige Hersteller entwickeln Maschinen, die zwar mit Elektromotor angetrieben werden, aber auch Federbleche und Hammer verbaut haben, damit die Kraft des Exzenters nicht direkt auf die Nadel geht. Eines der bekanntesten Modelle dieser Art ist wohl die “Sidewinder Rotary” von Dan Kubin.
Der seitlich versetzte Motor treibt an seiner Welle einen runden Exzenter an. Dieser kleine Zylinder mit versetztem Kern wird von einem oder zwei Federblechen gehalten und im Betrieb in zwei Richtungen gedrückt. Die Federn sind an dem Hammer befestigt und fangen, je nach Einstellung, einen gewissen Teil der Übersetzung ab. Somit ist die Maschine extrem leistungsstark und in der Tattoo-Szene sehr beliebt. Allein mit dem Besitz einer Dan Kubin ist es jedoch noch nicht getan: auch diese Maschine benötigt sehr viel Erfahrung, damit sie so funktioniert, wie sie es soll.
Je nach Modell wird sie mit Nadelstangen betrieben – manche können aber auch mit Modulen bestückt werden. Aufgrund der Bekanntheit der “Sidewinder Rotary” von Dan Kubin ist sie nahezu jedes mal ausverkauft und wird sogar als Wertanlage in die Vitrine gelegt.
Danny Brink: “Sidewinder für satte Outlines”
Neben Rotarys nutzt Danny Brink auch Hybrid-Tattoomaschinen für seine Arbeiten.
“Ich nutze seit längerer Zeit schon eine Dan Kubin Sidewinder V4 für satte Outlines ab 7RL und aufwärts. Durch ihre Bauart und den Hammer, der ähnlich wie bei einer Spulenmaschine auf- und abschwingt und die Nadel in Bewegung setzt, bei der Dan Kubin allerdings seitlich durch ein Federblech angetrieben, ist sie meines Empfindens nach mit einer Spulenmaschine (Powerliner) vergleichbar.
Man hat kaum Probleme, die Linien satt in die Haut zu bekommen – auch an schwierigeren Körperstellen. Die Linien heilen erfahrungsgemäß auch wunderbar ab, da das Federblech wie auch bei Spulenmaschinen an der Seite immer etwas nachgibt und die Hautoberfläche nicht unnötig zerstört. Außerdem hat man mithilfe eines kleinen Rädchens an der Maschine die Möglichkeit, den Stroke der Maschine zu verändern. Somit kann man die Maschine sehr schön an seine Arbeitsweise anpassen.”
Der Favorit von Tätowierer Spence (ZZ Tattoo)
Spence vom Bremener Studio “ZZ Tattoo” macht im Großen und Ganzen Dotwork-Arbeiten. Dabei versucht er seine Tätowierungen möglichst realistisch aussehen zu lassen, verzichtet jedoch nicht auf Outlines.
“Meistens liegen bei mir nur die Sidewinder von Dan Kubin auf dem Platz. Ist eigentlich eine Rotary, fühlt sich aber mehr nach Spule an. Ab und an auch mal der Mojoslider oder Swinger. Hab ehrlich gesagt noch ein paar Spulen und andere Rotarys in der Schublade, die auch Spaß machen, aber ist ja oft so, dass die dann nur da liegen bleiben.
Mein Favorit ist auf jeden Fall seit Längerem die Sidewinder. Vor allem, weil es bei denen so einfach ist, den Hub zu verstellen, was beim Wechsel zwischen Stippling und Lining sehr hilfreich ist.
Beim Arbeiten hab ich nicht wirklich das Gefühl, eine Rotary in der Hand zu haben. Ich kann sie verhältnismäßig hart laufen lassen, aber trotzdem kann sie leicht nachgeben. Was wahrscheinlich am wichtigsten für mich ist, ist, dass ich sie langsamer drehen kann und sie dann trotzdem nicht an Kraft verliert. Spulen sind oft auch schwerer und mit Metallgriffen hält sich der Aufbau auch ganz gut die Waage.
Eher unwichtig, aber vielleicht trotzdem erwähnenswert: mit der Sidewinder hängt trotzdem noch der Spulensound im Laden. Hört sich einfach gut an – warum, weiß ich auch nicht.”
Zusammenfassung: Hybrid-Tattoomaschinen
Lautstärke: aufgrund von Hammersund Federn nicht die leiseste Maschine
Gewicht: leicht- mittelschwer – je nach Material oder Ausführung
Power: vielseitig einsetzbar, Stärken in Lines und Colorpacking
Langlebigkeit: nicht alle Teile sind leicht austauschbar, je nach Modell auch mal schnell vergriffen und teuer, bei guter Pflege hat man aber lange Spaß mit ihr
Vibration: mittelmäßige Vibration
Einstellungen: Wechsel und erneutes Einstellen der Teile benötigt Erfahrung
Kosten: hohe Kosten, da sehr begehrt
Besonderheit: eher ungeeignet für Anfänger*innen, da Erfahrung erforderlich
Tattoo-Pen
Der Pen ist eigentlich auch nur eine Rotary und erst seit einigen Jahren auf dem Markt. Seit Beginn wird sie immer beliebter, da diese Maschine die Bedienung in nahezu allen Bereichen vereinfacht hat. Ursprünglich wurden Rotary-Maschinen wegen Exzenter und Übersetzung in einem 90°-Winkel gebaut. Doch die Bauweise des Pens ermöglichte es, alle Teile in einem Gehäuse unterzubringen, sodass die Form einem Stift ähnelt und somit auch die Bedienung erleichtert.
Der Pen, egal von welchem Hersteller, kann ausschließlich mit Nadelmodulen verwendet werden. Daher ist der Einsatz einer Vielzahl von verschiedenen Nadelgrößen mit nur einer Maschine möglich. Der Hub ist beim Pen meist fest verbaut und daher besitzen viele Modelle einen Stroke von 3,5 mm. Somit ist meistens nur die Volt-Zahl und der Nadelabstand über Netzteil und Griffstück einstellbar. Durch seine simple Bedienung erfreut sich der Pen einer immer größer werdenden Beliebtheit.
Die Vibration ist sehr gering und das Stift-ähnliche Halten der Maschine bietet Einsteiger*innen einen leichteren Start ins Tätowieren.
Zusammenfassung: Tattoo-Pen
Lautstärke: sehr leise
Gewicht: leicht bis mittelleicht
Power: je nach Hersteller und Preis mit guten Motoren, ansonsten leider nur ausreichend für dünne Linien und Schattierungen
Langlebigkeit: bei guter Pflege lange haltbar
Vibration: sehr geringe Vibration
Einstellungen: oft lediglich Volt-Zahl über Netzteil und Nadel über Griffstück einstellbar
Kosten: eher hoch
Besonderheit: perfekt geeignet für Anfänger*innen, guter Allrounder
Kabellose Rotary-Maschinen
Das Interesse um Maschinen, die auch ohne Kabel laufen, wird immer größer. Bereits vor vielen Jahren gab es separate Akkus, die man direkt an einen Chinch-Anschluss steckt. Die Technik wird immer ausgereifter, sodass das Tätowieren nun sogar ca. 7 – 8 Stunden mit einer Akku-Ladung möglich ist.
Viele Firmen bieten wiederaufladbare Einheiten für ihre Modelle an oder verkaufen mittlerweile Maschinen, in denen austauschbare Akkus verbaut sind. Unter Tätowierer*innen ist die Meinung zu diesen Wireless-Maschinen hinsichtlich konstanter Power bei sinkender Kapazität des Akkus geteilt.
Vorteil ist ganz klar das fehlende Kabel und die damit verbundene Bewegungsfreiheit. Kein Hängenbleiben an Arbeitsstation oder am Stuhl, kein Kabelbruch und das damit verbundene Abbrechen der Sitzung, wenn kein Ersatz vorhanden ist. Auf der anderen Seite benötigt das ständige Laden der Akkus hohen Fokus und ein frühzeitiger Ausfall der Leistung kann zum Qualitätsverlust des Tattoos führen. Darüber hinaus wurden sogar schon manche Maschinen nach einem Firmware-Update unbrauchbar.
Alles in allem ist dies wohl eines der frischesten und neusten Gebiete in der Tattoo-Industrie und steckt noch in den Anfängen.
Für Melissa Scrooge lieber ohne Kabel!
Melissa Scrooge arbeitet bei ihren sehr düsteren und mit viel schwarz gestochenen “Dark Work”-Motiven am liebsten kabellos.
“Ich arbeite mit der Cheyenne Sol Nova Unimited – die ist ohne Kabel und es ist eine Hawkpen-Maschine. Sie ist sehr schonend zur Haut und eignet sich wahnsinnig gut für meinen Stil, da ich sehr viele Details und feine Elemente in meinen Tattoos habe. Gleichzeitig arbeite ich aber auch mit großen schwarze Flächen und die Maschine ist für beides echt gut.
Gerade die Maschine ohne Kabel macht das Arbeiten für mich wirklich extrem komfortabel. Sie lässt sich sehr leicht reinigen, was für mich auf jeden Fall ein großer Vorteil ist, und die Module machen das Wechseln von Nadeln und das Spielen mit Strichstärken sehr einfach.
Das einzige Kontra, was die Maschine für mich hat, ist, dass man dicke Linien extrem langsam ziehen muss. Wenn man die Maschine noch nicht so gut kennt, verzeiht sie außerdem nicht viel – man kann sehr einfach Haut kaputtmachen, wenn man sich nicht bewusst ist, wie man mit der Maschine arbeiten muss.”
Zusammenfassung: Kabellose Rotary-Maschinen
Lautstärke: leise
Gewicht: aufgrund von zusätzlichem Akku schwerer
Power: Stark vom Akku abhängig (vor allem die Kontinuität)
Langlebigkeit: da neue Technik, ist die Langlebigkeit noch nicht bewertbar
Vibration: geringe Vibration
Einstellungen: gleiche Einstellmöglichkeiten wie herkömmliche Rotary-Maschinen, evtl. keine feine oder erschwerte Einstellung der Volt-Zahl
Kosten: die bisher kostenintensivsten Modelle liegen aktuell jenseits von 1300 €
Besonderheit: Kabel fällt komplett weg, evtl. Eingewöhnung erforderlich (Gewichtszunahme und Betrieb)
Die Qual der Wahl
Wie in vielen anderen Bereichen, in denen künstlerisch gearbeitet wird, gibt es auch beim Tätowieren eine Riesenauswahl an Arbeitsmitteln. Nicht nur Farben und Nadeln, sondern eben auch Tattoomaschinen sind sehr breit aufgestellt. Verschiedene Bauarten, Hersteller und Modelle machen es möglich, dass jede*r für sich die perfekten Maschinen finden kann. Für manche geht das schnell, andere machen sich auf eine jahrelange Suche, bis sie wirklich zufrieden sind. Wiederum andere haben große Freude daran, auch immer wieder neue Modelle auszuprobieren und so Erfahrungen zu sammeln.
Auch wenn das Rad wohl nicht mehr komplett neu erfunden wird, kommen doch immer mal wieder (vermeintliche) Errungenschaften auf den Tattoomaschinen-Markt. Um hierbei nicht den Durchblick zu verlieren, ist besonders der regelmäßige Austausch mit erfahrenen Kolleg*innen hilfreich. Da jede*r seine ganz eigenen Favoriten für verschiedene Techniken hat, kannst du so vielleicht auch etwas Neues für dich entdecken und dein Set Up verbessern!
Feelfarbig wird immer kostenlos bleiben!