Dein Support fĂŒr Feelfarbig đ€Hi! Schön, dass dir unsere Arbeit hilft. Unsere Recherchen und BeitrĂ€ge sind stets unabhĂ€ngig und fĂŒr dich kostenlos. Damit das auch so bleiben kann, unterstĂŒtze uns gern. Danke! âïž
Transparenz-Hinweis: Dieser Artikel dient ausschlieĂlich der Veranschaulichung verschiedener Arten von Tattoo-Maschinen. Wir sprechen fĂŒr die genannten oder erkennbaren Hersteller keine Empfehlungen aus. Es bestehen auch keine Kooperationen oder andere Deals.
Einleitung
Die Tattoo-Maschinen eines Tattoo Artists sind wohl das essenziellste und persönlichste Werkzeug. Wie wichtig jedem*r TĂ€towierer*in seine oder ihre Tattoo-Maschinen sind, ist unterschiedlich. Die einen schwören auf klassische Modelle, andere probieren gerne aus oder gehen mit den Trends. Dabei heiĂt neu aber nicht immer automatisch besser oder schlechter. Denn bei der Wahl einer Tattoo-Maschine spielt nicht nur die Optik eine Rolle, sondern vor allem Gewicht, eventuelle Einstellungsmöglichkeiten, Power der Maschine und der Stil, welcher damit umgesetzt wird.
Kleine Zeitreise
Das erste Patent fĂŒr eine elektrische Tattoo-Maschine sicherte sich der TĂ€towierer Samuel OâReilly 1891 unter dem Namen “TattooGun”. Nach dem Umbau eines “Stencil-Pens“, einer Erfindung von Thomas Edison zum Gravieren von GegenstĂ€nden, entdeckte er, dass man mit diesem nun auch Tinte unter die Haut bringen konnte.
Der erste deutsche TĂ€towierer, der eine elektrische TĂ€towiermaschine benutzte, war Christian Warlich. Zuvor tĂ€towierte dieser noch manuell und kam durch eine Schifffahrt in die USA das erste Mal mit einer elektronischen TĂ€towiermaschine in BerĂŒhrung. 1919 eröffnete er in Hamburg eine GaststĂ€tte mit einem SĂ©parĂ©e, das als “Atelier moderner TĂ€towierungen” bezeichnet wurde.
Moderne Tattoo-Maschinen
Tattoo-Shopmanager Tino Steinborn hat lange Zeit bei einem deutschen Vertrieb fĂŒr Tattoo-Bedarf gearbeitet. Dort hat er sich natĂŒrlich auch ausfĂŒhrlich mit den verschiedensten Tattoo-Maschinen auseinandergesetzt. Heute spricht er mit uns ĂŒber diverse Modelle und stellt diese samt ihrer Eigenschaften vor.
Neben technischen Details und Kosten ist jedoch vor allem der persönliche Geschmack des Tattoo Artist entscheidend. Daher haben wir ein paar TĂ€towierer*innen mit unterschiedlichen Stilrichtungen gefragt, welche Maschinen sie fĂŒr sich und ihre Arbeiten bevorzugen. Oftmals ist es ein langwieriger Prozess, die richtige Maschine fĂŒr sich zu finden. Was dabei fĂŒr sie persönlich wichtig ist und welche Modelle die Artist aktuell favorisieren, erfahrt ihr im Folgenden.
Pro-Tipp: Wenn euch eine ganz bestimmte Maschine interessiert, kommt ihr hier ĂŒber unser Inhaltsverzeichnis schnell zum jeweiligen Modell!
Inhalt
Spulenmaschinen
Wer an Tattoo-Maschinen denkt, hat wahrscheinlich erstmal das typische Bild der Spulenmaschine im Kopf. Aufgrund der Funktion mit elektrisch geladener Spule und Hammer (Amature Bar) ist die Spulenmaschine wohl mit das lauteste Modell im Vergleich zu anderen Maschinen. Die Anzahl der Spulen und auch die Wicklung jeder einzelnen Spule entscheiden ĂŒber den elektromagnetischen Zug der Maschine. Dabei verfĂŒgen die gĂ€ngigen Modelle ĂŒber einen Rahmen mit zwei Spulen, wobei auch ein Rahmen mit nur einer oder einer normalen und einer kurzen Spule keine Seltenheit ist.
Die Power und somit auch die Anwendungsgebiete der Spulenmaschine hĂ€ngt von verschiedenen in der Maschine verbauten Teilen ab, die Kraft und Geschwindigkeit beeinflussen. Kleine und schmale Rahmen mit kleinen Spulen sind zwar leichter, besitzen jedoch nicht immer ausreichend Kraft, um jede Nadel bedienen zu können. GröĂere Spulen hingegen benötigen einen stabileren Rahmen, liegen daher auch schwerer in der Hand und die Vibration ist stĂ€rker.
Nicht nur Spule, sondern auch StĂ€rke bzw. Biegung der Federbleche und GröĂe der Amature Bar beeinflussen Schnelligkeit und Hub der Maschine. Ein Ăndern der Volt-Zahl am NetzgerĂ€t reicht hier nicht aus, um die Maschine sowohl fĂŒr Linien als auch fĂŒr Schattierungen oder FĂŒllungen zu verwenden. Daher verwenden Tattoo Artists mit Spulenmaschinen meist mehrere verschiedene Maschinen zum TĂ€towieren.
Aufgrund des Gewichts und der Mechanik der Spulenmaschine besitzt sie mit die höchste Vibration von allen Modellen. Sie muss im Vergleich zu den anderen Modellen regelmĂ€Ăiger gewartet werden, da sich wĂ€hrend der Nutzung Teile, wie zum Beispiel Federbleche und Kontaktschraube, abnutzen. Anfangs benötigt sie viel Erfahrung in der Einstellung, weshalb sie nicht unbedingt fĂŒr AnfĂ€nger*innen ohne Kolleg*innen mit entsprechendem Know-How geeignet ist, da die Funktion definitiv verstanden werden muss.
Spulenmaschinen besitzen in der Regel einen Clipcord-Anschluss, jedoch kann man einen Chinch-Anschluss jederzeit nachrĂŒsten. Preislich fangen sie bereits bei wenigen hundert Euro an, können jedoch auch je nach Hersteller oder Spezifikation die 1000 âŹ-Marke knacken.
TĂ€towierer Dennis Awe: “Spulenmaschinen haben Charakter”
FĂŒr seinen abstrakten Tattoo-Stil benutzt Dennis Awe verschiedene Modelle. Doch am Anfang seiner Tattoo-Karriere griff er vor allem zu Spulenmaschinen.
“Meine allerersten Maschinen waren Rotarys, welche mir aber aufgrund des geringen Gewichts, der ausschlieĂlichen Nutzung mit Modulen und der Arbeitsgeschwindigkeit nicht wirklich gefielen. Als ich dann Spulenmaschinen ausprobierte, mochte ich diese auf Anhieb deutlich mehr. Durch das fĂŒr mich angenehmere Gewicht und die Kraft gefielen sie mir einfach besser. DarĂŒberhinaus waren sie fĂŒr mich auch aus technischer Sicht viel interessanter. Es hatte fĂŒr mich ein gewisses Esprit und ich wollte das ‘echte TĂ€towieren’ kennenlernen.
Der grenzenlose Einsatz von Spulenmaschinen gab mir vor allem die Möglichkeit, meinen eigenen Stil zu entwickeln und sĂ€mtliche Techniken auszuprobieren. Das Arbeiten und Lernen im Umgang mit der Maschine haben mir nicht nur Know-How vermittelt, sondern auch Freude bereitet. Man sagt, dass Spulenmaschinen eine Seele und eigene CharakterzĂŒge haben – dieses GefĂŒhl hatte ich bei Rotarys nie.”
Heute kommen diese Spulenmaschinen bei Dennis allerdings nur noch fĂŒr Soft-Shadings zum Einsatz, da er hauptsĂ€chlich auf Hybrid-Modelle umgestiegen ist. “Meine verschiedenen Sidewinder von Dan Kubin ermöglichen mir noch schnelleres Arbeiten bei höherer PrĂ€zision und mehr Kraft. FĂŒr Soft-Shadings benutze ich aktuell allerdings weiterhin am liebsten Spulenmaschinen.”
Zusammenfassung: Spulemaschinen
LautstÀrke: laut
Gewicht: mittelschwer – schwer
Power: je nach verbauten Teilen nur fĂŒr bestimmte Arbeiten nutzbar, unter UmstĂ€nden zu schwach
Langlebigkeit: VerschleiĂteile sind leicht austauschbar und somit kann die Maschine lange genutzt werden
Vibration: stark – und somit höchste Vibration im Vergleich
Einstellungen: Feder-, Hammer- oder Kontaktschrauben-Wechsel schnell möglich, benötigt jedoch Erfahrung
Kosten: bereits sehr gute Maschinen auch schon im gĂŒnstigen Segment verfĂŒgbar
Besonderheit: hohes Gewicht und Vibration, technisches Wissen erforderlich
Rotary-Tattoomaschinen
Die Rotary ist aktuell mit die beliebteste Bauart auf dem Tattoo-Markt. Es gibt sie in den verschiedensten AusfĂŒhrungen und aus unterschiedlichen Materialien, die zugleich GröĂe und Gewicht beeinflussen. Anders als bei der Spulenmaschine ist in der Rotary ein Elektromotor verbaut. Die Elektromotoren gibt es wiederum in verschiedenen GröĂen, wobei viele Hersteller versuchen, möglichst kleine, stromsparende, jedoch zeitgleich leistungsstarke Motoren zu nutzen.
Direkt an der Welle des Motors befindet sich der Exzenter. Dieser ist je nach Fertigung und Schliff verantwortlich fĂŒr den Hub der Maschine, da er die Pleuelstange oder den Schlitten und somit auch die Nadel bewegt. Bekannte HubgröĂen sind 2,5; 3,0; 3,2; 3,5; 4,0; 4,2; bis hin zu 5,5 mm. Ein kurzer Hub von 2,5 mm ist beliebt fĂŒr weiche Schattierungen, wobei ein Hub von 4 mm und mehr perfekt fĂŒr dicke Linien ist.
Der Markt bietet mittlerweile Maschinen an, bei denen es möglich ist, die verschiedenen Exzenter direkt auszutauschen. Somit lĂ€sst sich das Einsatzgebiet der Maschine erheblich erweitern, wodurch sie fĂŒr nahezu jeden Tattoo-Stil einsetzbar ist. Aufgrund des Elektromotors sind Rotary-Maschinen meist sehr leise. Dennoch spielt dabei auch die Kombination der anderen Teile wie GehĂ€use und Ăbersetzung eine groĂe Rolle.
Der Motor stellt das HerzstĂŒck der kompletten Maschine dar und die Hersteller sparen dort meist als Letztes. Wie bereits erwĂ€hnt, muss der Motor bestenfalls leicht, krĂ€ftig und leise sein. Dabei sollte er auĂerdem so wenig WĂ€rme wie möglich erzeugen, damit die Tattoo-Maschine auch nach Jahren noch funktioniert. Viele Hersteller verbauen immer leichtere Materialien, sodass Aluminium oder sogar kohlenstoffverstĂ€rkter Kunststoff (Carbon) keine Seltenheit mehr sind und Maschinen unter 65 Gramm möglich machen.
Rotary-Maschinen können mit den unterschiedlichsten Nadeln konfiguriert werden. Viele der Elektromotoren in den Maschinen sind derart krĂ€ftig, dass sie ohne Probleme auch gröĂere Nadeln bedienen können.
Mittlerweile nimmt die Rotary das gröĂte StĂŒck Kuchen auf dem Tattoo-Markt ein und so werden die Maschinen auch immer erschwinglicher fĂŒr AnfĂ€nger*innen. Die Preise fangen schon bei wenigen 100 ⏠an und gehen je nach Material oder limitierter AusfĂŒhrung bis in den vierstelligen Bereich. Der gĂ€ngige Anschluss ist ein Chinch-Stecker, jedoch werden manche Modelle gleichzeitig mit Clipcord angeboten.
Artist Blaine Cellerdoor Rose: “FrĂŒher Spule, heute Rotary”
Blaine Cellerdoor Rose tÀtowiert meist sehr flÀchendeckende Motive im New School bzw. Comic-Stil. Dabei benutzt er mittlerweile keine Spulenmaschinen mehr, sondern stattdessen zwei verschiedene Rotary-Maschinen.
“Damals habe ich fĂŒr die Linien immer eine Spulenmaschine benutzt. Nur bei denen hatte ich das GefĂŒhl, dass die Linien stark und prĂ€zise genug werden. Der Wunsch von der LautstĂ€rke und dem Gewicht der Spulenmaschinen wegzukommen, wurde aber immer gröĂer. So probierte ich verschiedene Rotarys aus und wurde leider oft enttĂ€uscht. Inzwischen habe ich aber seit ein paar Jahren das richtige Set up fĂŒr mich gefunden.
FĂŒr Farbe und Schattierungen benutze ich fast von Anfang an schon Rotarys, verschiedene Modelle der gleichen Marke. Mir sind gleichmĂ€Ăige und weiche Schattierungen sehr wichtig, daher finde ich, das ist die beste Wahl.
Bei den klassischen Spulenmaschinen kann man viel schrauben und reparieren – was auf einer Seite gut ist. Meiner Meinung nach gibt das aber auch viel Spielraum, Dinge falsch einzustellen oder nicht zu wissen, wo genau ein Fehler liegt. Man muss sie öfter warten.
Da gefĂ€llt mir die einfache Handhabung der Rotarys besser. In meinem Fall muss ich da nur ab und zu mal leicht ölen oder eine Feder auswechseln, mehr nicht. Wenn sie einmal kaputt sind, dann war’s das jedoch meist auch komplett mit der Maschine. Allerdings habe ich auch schon alte Rotarys mit neuen Teilen kombiniert und dann funktionierte die Maschine besser denn je.
Ein weiterer Vorteil sind definitiv die geringe LautstĂ€rke und das niedrige Gewicht. Ich hatte mir damals mal eine sehr teure Custom Spulenmaschine bestellt und nach einem Monat hatte ich starke Schmerzen im Handgelenk. Und das, obwohl es die leichteste derer Maschinen war und ich meine HĂ€nde nicht unbedingt als besonders zart beschreiben wĂŒrde!
Bei den Rotarys hatte ich dieses Problem nie. Zwar ist meine Liner-Rotary auch etwas schwerer und lauter als viele andere, aber es gab trotzdem nie groĂe Probleme. Ich finde es auĂerdem viel angenehmer, wenn Maschinen leise sind, da es eine bessere Umgebung schafft und Kund*innen dann meist auch beruhigter sind. Deswegen habe ich auch oft schon ĂŒberlegt, erneut umzusteigen, auf fast lautlose Modelle. Bis jetzt haben mich immer der Preis und das Cartridge-System abgeschreckt, weil ich ein Gewohnheitstier bin und Angst habe, dass es mir nicht gefĂ€llt.”
Danny Brink ĂŒber Rotary-Maschinen
FĂŒr seine Tattoo-Motive, die in den Bereich zwischen Traditional und Neotraditional fallen, hat Danny Brink in den letzten Jahren schon viele verschiedene Maschinen in den HĂ€nden gehabt. Neue gekauft, getestet, wieder verkauft – doch die letzten zwei Jahre hat er ein Set up fĂŒr sich gefunden, mit dem er zufrieden ist.
“Zum Schattieren, FĂŒllen und fĂŒr schnelle Speed Dots nehme ich seit Jahren bereits eine Shagbuilt D20. Das ist eine Rotary, bei der die Nadel durch einen festen Schlitten, der sich durch den Antrieb des Motors nach vorn und hinten bewegt, angetrieben wird. Die Shagbuilt ist vor allem super fĂŒr Whip Shadings geeignet, da der Schlitten in der Haut nicht nachgibt. Das heiĂt, die Struktur die die Nadel in der Haut hinterlĂ€sst, bleibt bei gleichbleibender Geschwindigkeit der Hand, immer gleich. Somit bekommt man ein sehr schönes, cleanes Ergebnis.
Der fĂŒr mich gröĂte Vorteil der Rotarys im Vergleich zu Spulenmaschinen ist, dass sie so gut wie nie “rumzicken” und recht zuverlĂ€ssig immer das tun, was man von ihnen erwartet. Es sei denn, der Elektromotor macht nach ein paar Jahren mal schlapp oder wird schwĂ€cher, aber auch den kann man mit etwas technischem Geschick und Wissen selbst austauschen.
Bei Spulen kommt es doch schon immer mal wieder vor, dass sie heiĂ werden und dadurch an Kraft verlieren, dass ein Federblech bricht, dass Kontakte verruĂen, ein Kondensator den Geist aufgibt oder andere Kleinigkeiten. Das ist zwar oft kein Weltuntergang und das meiste kann man durchaus auch selbst beheben, aber fĂŒr mich persönlich ist das im Arbeitsalltag, am besten noch zwischen zwei Kund*innen, ein zusĂ€tzlicher Stress- und Störfaktor.
Das ist natĂŒrlich alles nur meine persönliche Erfahrung. Es gibt viele gute TĂ€towierer*innen, die auf Spulen schwören und damit top Ergebnisse abliefern!”
Zusammenfassung: Rotary-Tattoomaschinen
LautstĂ€rke: sehr leise – leise
Gewicht: sehr leicht – mittelschwer
Power: je nach verbautem Motor sehr krĂ€ftig, direkte Ăbersetzung auf die Nadel, teils tauschbarer Hub, Volt-Zahl vom Motor abhĂ€ngig – teils von unter 3,5 V – 24 V bedienbar. Somit sind Linien, Colorpacking und Schattieren kein Problem
Langlebigkeit: KaltschweiĂstellen oder interne KabelbrĂŒche meist schwer austauschbar, Wackelkontakt macht Maschine teils sogar unbrauchbar
Vibration: sehr leichte – leichte Vibration
Einstellungen: je nach Hersteller komplett auf Stil einstellbar
Kosten: Mittelpreisig – fangen allerdings preislich höher an als vergleichbare Spulenmaschinen
Besonderheit: eher kurze Einweisung, je nach Hersteller sogar sofort einsatzbereit
Hybrid-Tattoomaschinen
Einige Hersteller entwickeln Maschinen, die zwar mit Elektromotor angetrieben werden, aber auch Federbleche und Hammer verbaut haben, damit die Kraft des Exzenters nicht direkt auf die Nadel geht. Eines der bekanntesten Modelle dieser Art ist wohl die “Sidewinder Rotary” von Dan Kubin.
Der seitlich versetzte Motor treibt an seiner Welle einen runden Exzenter an. Dieser kleine Zylinder mit versetztem Kern wird von einem oder zwei Federblechen gehalten und im Betrieb in zwei Richtungen gedrĂŒckt. Die Federn sind an dem Hammer befestigt und fangen, je nach Einstellung, einen gewissen Teil der Ăbersetzung ab. Somit ist die Maschine extrem leistungsstark und in der Tattoo-Szene sehr beliebt. Allein mit dem Besitz einer Dan Kubin ist es jedoch noch nicht getan: auch diese Maschine benötigt sehr viel Erfahrung, damit sie so funktioniert, wie sie es soll.
Je nach Modell wird sie mit Nadelstangen betrieben – manche können aber auch mit Modulen bestĂŒckt werden. Aufgrund der Bekanntheit der “Sidewinder Rotary” von Dan Kubin ist sie nahezu jedes mal ausverkauft und wird sogar als Wertanlage in die Vitrine gelegt.
Danny Brink: “Sidewinder fĂŒr satte Outlines”
Neben Rotarys nutzt Danny Brink auch Hybrid-Tattoomaschinen fĂŒr seine Arbeiten.
“Ich nutze seit lĂ€ngerer Zeit schon eine Dan Kubin Sidewinder V4 fĂŒr satte Outlines ab 7RL und aufwĂ€rts. Durch ihre Bauart und den Hammer, der Ă€hnlich wie bei einer Spulenmaschine auf- und abschwingt und die Nadel in Bewegung setzt, bei der Dan Kubin allerdings seitlich durch ein Federblech angetrieben, ist sie meines Empfindens nach mit einer Spulenmaschine (Powerliner) vergleichbar.
Man hat kaum Probleme, die Linien satt in die Haut zu bekommen – auch an schwierigeren Körperstellen. Die Linien heilen erfahrungsgemÀà auch wunderbar ab, da das Federblech wie auch bei Spulenmaschinen an der Seite immer etwas nachgibt und die HautoberflĂ€che nicht unnötig zerstört. AuĂerdem hat man mithilfe eines kleinen RĂ€dchens an der Maschine die Möglichkeit, den Stroke der Maschine zu verĂ€ndern. Somit kann man die Maschine sehr schön an seine Arbeitsweise anpassen.”
Der Favorit von TĂ€towierer Spence (ZZ Tattoo)
Spence vom Bremener Studio “ZZ Tattoo” macht im GroĂen und Ganzen Dotwork-Arbeiten. Dabei versucht er seine TĂ€towierungen möglichst realistisch aussehen zu lassen, verzichtet jedoch nicht auf Outlines.
“Meistens liegen bei mir nur die Sidewinder von Dan Kubin auf dem Platz. Ist eigentlich eine Rotary, fĂŒhlt sich aber mehr nach Spule an. Ab und an auch mal der Mojoslider oder Swinger. Hab ehrlich gesagt noch ein paar Spulen und andere Rotarys in der Schublade, die auch SpaĂ machen, aber ist ja oft so, dass die dann nur da liegen bleiben.
Mein Favorit ist auf jeden Fall seit LĂ€ngerem die Sidewinder. Vor allem, weil es bei denen so einfach ist, den Hub zu verstellen, was beim Wechsel zwischen Stippling und Lining sehr hilfreich ist.
Beim Arbeiten hab ich nicht wirklich das GefĂŒhl, eine Rotary in der Hand zu haben. Ich kann sie verhĂ€ltnismĂ€Ăig hart laufen lassen, aber trotzdem kann sie leicht nachgeben. Was wahrscheinlich am wichtigsten fĂŒr mich ist, ist, dass ich sie langsamer drehen kann und sie dann trotzdem nicht an Kraft verliert. Spulen sind oft auch schwerer und mit Metallgriffen hĂ€lt sich der Aufbau auch ganz gut die Waage.
Eher unwichtig, aber vielleicht trotzdem erwĂ€hnenswert: mit der Sidewinder hĂ€ngt trotzdem noch der Spulensound im Laden. Hört sich einfach gut an – warum, weiĂ ich auch nicht.”
Zusammenfassung: Hybrid-Tattoomaschinen
LautstÀrke: aufgrund von Hammersund Federn nicht die leiseste Maschine
Gewicht: leicht- mittelschwer – je nach Material oder AusfĂŒhrung
Power: vielseitig einsetzbar, StÀrken in Lines und Colorpacking
Langlebigkeit: nicht alle Teile sind leicht austauschbar, je nach Modell auch mal schnell vergriffen und teuer, bei guter Pflege hat man aber lange SpaĂ mit ihr
Vibration: mittelmĂ€Ăige Vibration
Einstellungen: Wechsel und erneutes Einstellen der Teile benötigt Erfahrung
Kosten: hohe Kosten, da sehr begehrt
Besonderheit: eher ungeeignet fĂŒr AnfĂ€nger*innen, da Erfahrung erforderlich
Tattoo-Pen
Der Pen ist eigentlich auch nur eine Rotary und erst seit einigen Jahren auf dem Markt. Seit Beginn wird sie immer beliebter, da diese Maschine die Bedienung in nahezu allen Bereichen vereinfacht hat. UrsprĂŒnglich wurden Rotary-Maschinen wegen Exzenter und Ăbersetzung in einem 90°-Winkel gebaut. Doch die Bauweise des Pens ermöglichte es, alle Teile in einem GehĂ€use unterzubringen, sodass die Form einem Stift Ă€hnelt und somit auch die Bedienung erleichtert.
Der Pen, egal von welchem Hersteller, kann ausschlieĂlich mit Nadelmodulen verwendet werden. Daher ist der Einsatz einer Vielzahl von verschiedenen NadelgröĂen mit nur einer Maschine möglich. Der Hub ist beim Pen meist fest verbaut und daher besitzen viele Modelle einen Stroke von 3,5 mm. Somit ist meistens nur die Volt-Zahl und der Nadelabstand ĂŒber Netzteil und GriffstĂŒck einstellbar. Durch seine simple Bedienung erfreut sich der Pen einer immer gröĂer werdenden Beliebtheit.
Die Vibration ist sehr gering und das Stift-Ă€hnliche Halten der Maschine bietet Einsteiger*innen einen leichteren Start ins TĂ€towieren.
Zusammenfassung: Tattoo-Pen
LautstÀrke: sehr leise
Gewicht: leicht bis mittelleicht
Power: je nach Hersteller und Preis mit guten Motoren, ansonsten leider nur ausreichend fĂŒr dĂŒnne Linien und Schattierungen
Langlebigkeit: bei guter Pflege lange haltbar
Vibration: sehr geringe Vibration
Einstellungen: oft lediglich Volt-Zahl ĂŒber Netzteil und Nadel ĂŒber GriffstĂŒck einstellbar
Kosten: eher hoch
Besonderheit: perfekt geeignet fĂŒr AnfĂ€nger*innen, guter Allrounder
Kabellose Rotary-Maschinen
Das Interesse um Maschinen, die auch ohne Kabel laufen, wird immer gröĂer. Bereits vor vielen Jahren gab es separate Akkus, die man direkt an einen Chinch-Anschluss steckt. Die Technik wird immer ausgereifter, sodass das TĂ€towieren nun sogar ca. 7 – 8 Stunden mit einer Akku-Ladung möglich ist.
Viele Firmen bieten wiederaufladbare Einheiten fĂŒr ihre Modelle an oder verkaufen mittlerweile Maschinen, in denen austauschbare Akkus verbaut sind. Unter TĂ€towierer*innen ist die Meinung zu diesen Wireless-Maschinen hinsichtlich konstanter Power bei sinkender KapazitĂ€t des Akkus geteilt.
Vorteil ist ganz klar das fehlende Kabel und die damit verbundene Bewegungsfreiheit. Kein HĂ€ngenbleiben an Arbeitsstation oder am Stuhl, kein Kabelbruch und das damit verbundene Abbrechen der Sitzung, wenn kein Ersatz vorhanden ist. Auf der anderen Seite benötigt das stĂ€ndige Laden der Akkus hohen Fokus und ein frĂŒhzeitiger Ausfall der Leistung kann zum QualitĂ€tsverlust des Tattoos fĂŒhren. DarĂŒber hinaus wurden sogar schon manche Maschinen nach einem Firmware-Update unbrauchbar.
Alles in allem ist dies wohl eines der frischesten und neusten Gebiete in der Tattoo-Industrie und steckt noch in den AnfÀngen.
FĂŒr Melissa Scrooge lieber ohne Kabel!
Melissa Scrooge arbeitet bei ihren sehr dĂŒsteren und mit viel schwarz gestochenen “Dark Work”-Motiven am liebsten kabellos.
“Ich arbeite mit der Cheyenne Sol Nova Unimited – die ist ohne Kabel und es ist eine Hawkpen-Maschine. Sie ist sehr schonend zur Haut und eignet sich wahnsinnig gut fĂŒr meinen Stil, da ich sehr viele Details und feine Elemente in meinen Tattoos habe. Gleichzeitig arbeite ich aber auch mit groĂen schwarze FlĂ€chen und die Maschine ist fĂŒr beides echt gut.
Gerade die Maschine ohne Kabel macht das Arbeiten fĂŒr mich wirklich extrem komfortabel. Sie lĂ€sst sich sehr leicht reinigen, was fĂŒr mich auf jeden Fall ein groĂer Vorteil ist, und die Module machen das Wechseln von Nadeln und das Spielen mit StrichstĂ€rken sehr einfach.
Das einzige Kontra, was die Maschine fĂŒr mich hat, ist, dass man dicke Linien extrem langsam ziehen muss. Wenn man die Maschine noch nicht so gut kennt, verzeiht sie auĂerdem nicht viel – man kann sehr einfach Haut kaputtmachen, wenn man sich nicht bewusst ist, wie man mit der Maschine arbeiten muss.”
Zusammenfassung: Kabellose Rotary-Maschinen
LautstÀrke: leise
Gewicht: aufgrund von zusÀtzlichem Akku schwerer
Power: Stark vom Akku abhÀngig (vor allem die KontinuitÀt)
Langlebigkeit: da neue Technik, ist die Langlebigkeit noch nicht bewertbar
Vibration: geringe Vibration
Einstellungen: gleiche Einstellmöglichkeiten wie herkömmliche Rotary-Maschinen, evtl. keine feine oder erschwerte Einstellung der Volt-Zahl
Kosten: die bisher kostenintensivsten Modelle liegen aktuell jenseits von 1300 âŹ
Besonderheit: Kabel fÀllt komplett weg, evtl. Eingewöhnung erforderlich (Gewichtszunahme und Betrieb)
Die Qual der Wahl
Wie in vielen anderen Bereichen, in denen kĂŒnstlerisch gearbeitet wird, gibt es auch beim TĂ€towieren eine Riesenauswahl an Arbeitsmitteln. Nicht nur Farben und Nadeln, sondern eben auch Tattoomaschinen sind sehr breit aufgestellt. Verschiedene Bauarten, Hersteller und Modelle machen es möglich, dass jede*r fĂŒr sich die perfekten Maschinen finden kann. FĂŒr manche geht das schnell, andere machen sich auf eine jahrelange Suche, bis sie wirklich zufrieden sind. Wiederum andere haben groĂe Freude daran, auch immer wieder neue Modelle auszuprobieren und so Erfahrungen zu sammeln.
Auch wenn das Rad wohl nicht mehr komplett neu erfunden wird, kommen doch immer mal wieder (vermeintliche) Errungenschaften auf den Tattoomaschinen-Markt. Um hierbei nicht den Durchblick zu verlieren, ist besonders der regelmĂ€Ăige Austausch mit erfahrenen Kolleg*innen hilfreich. Da jede*r seine ganz eigenen Favoriten fĂŒr verschiedene Techniken hat, kannst du so vielleicht auch etwas Neues fĂŒr dich entdecken und dein Set Up verbessern!
Feelfarbig wird immer kostenlos bleiben!