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Was passiert mit Tattoofarben ab Januar 2022?
Seit wenigen Tagen findet sich bei einigen Tattoo-Suppliern im deutschsprachigen bzw. europäischen Raum ein Text, der nun viele Tätowierer*innen verunsichert. Dort geht es um die ab dem 5. Januar 2022 eintretenden Veränderungen, die Ende 2020 in der REACH-Verordnung beschlossen und verkündet wurden.
Neue Regeln?
Auch wenn die Informationen zum Verbot weiterer Inhaltsstoffe in Tätowiermitteln seit Dezember 2020 bekannt sind, kommt es für viele doch überraschend plötzlich. Gerade die Pandemie und das damit einhergehende Arbeitsverbot hat die Sorge um Tattoofarben ein wenig aus den Köpfen verdrängt. Doch nun ist das Thema so präsent, wie es zuletzt kurz vor Einreichung der Petition „Save the pigments“ im EU-Parlament war.
Jetzt haben sich die Tattoo-Supplier zu Wort gemeldet und die aktuelle Situation für ihre Kund*innen zusammengefasst. Zudem haben sie zahlreiche Farben in ihrem Online-Sortiment mit einem Hinweis gekennzeichnet. Dieser besagt, dass die jeweilige Farbe ab Januar 2022 innerhalb der EU nicht mehr verkauft und genutzt werden darf, da sie nicht der REACH-Richtlinie entspricht.
Während ein paar Tattoo-Supplier vorerst beinahe ihr gesamtes Farbsortiment als nicht REACH-konform markiert haben, sieht es bei anderem wiederum etwas besser aus. Zwar gehen zahlreiche Farben aus dem Sortiment, jedoch scheinen nicht, wie von einigen befürchtet, wirklich alle Farben aussichtslos verloren. [Update 13.10.2022: Mittlerweile haben weitere Shops ihr Sortiment mit den Hinweisen zur REACH markiert, sodass aktuell nur noch wenige Schwarz- und Weißtöne verbleiben würden.]
Tattoo-Supplier haben keine guten Nachrichten
Neben Pigmenten sind von der REACH-Verordnung auch weitere Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Konservierungsmittel, betroffen. Diese Stoffe dürfen bald nur noch in geringen Mengen enthalten sein, sodass teils lediglich Konzentrationen von weniger als 0,02 % möglich sind. Dies macht die Nutzung der betroffenen Inhaltsstoffe laut Tattoo-Supplier quasi unmöglich: „Maximale Grenzwerte im Bereich 0,02 % und darunter verbieten demnach faktisch die Nutzung dieser Stoffe.“
Auch von Seiten der Hersteller sieht es wohl bisher nicht so gut aus, wie erhofft. So teilen die Supplier mit, dass es den Herstellern diverser Brands bisher aus verschiedenen Gründen noch nicht gelungen ist, die zeitnah verbotenen Inhaltsstoffe zu ersetzen. Im Vordergrund steht hier vor allem die Qualität, welche wie gewohnt bleiben und garantiert sein soll.
Hoffnung nicht aufgeben
Zum jetzigen Zeitpunkt teilen Supplier mit, dass ein Großteil der aktuell angebotenen Tattoofarben ab Januar 2022 nicht mehr verkauft, gekauft und genutzt werden darf. Laut REACH dürfen Farben mit den betroffenen Inhaltsstoffen nach dem 4. Januar 2022 und somit ab dem 5. Januar 2022 nicht mehr für Tätowierungszwecke verwendet werden.
Doch ein Schlussstrich ist dies noch nicht: „Leider haben wir von unseren Zulieferern bisher ungenügende Information erhalten, wann man mit Alternativen gerechnet werden kann. Zur einfacheren Übersicht werden wir alle noch von uns gelagerten und angebotenen Farben in unserem Onlineshop mit einem Hinweis versehen, welcher auf diesen Sachverhalt nochmal hinweist und euch eine Übersicht gibt, welche Tattoofarben betroffen sind.“
Auch wenn einige Hersteller wohl hinterherhinken, sollen andere laut Insider-Informationen bis nächstes Jahr wohl noch REACH-konforme Farben liefern können. So soll es in manchen Fällen nicht mehr in erster Linie an der Formulierung liegen, sondern an der laut REACH mangelhaften Etikettierung der Flaschen. Sobald sich dort etwas ergibt und handfeste Infos kommen, erfahrt ihr es bei dem Supplier eures Vertrauens sicher zuerst.
Weiterhin zusammenhalten!
Wir verstehen, dass man sich besonders als Tattoo Artist in dieser Situation ohnmächtig fühlt. Dennoch ist dies kein Grund, das Ganze völlig passiv hinzunehmen und über sich ergehen zu lassen.
Ihr seid als Artists nicht alleine – besonders Supplier und Farbhersteller sitzen im selben Boot und stehen ganz vorne, wenn es um solche branchenumfassende Einschränkungen geht. Das haben Petitionen wie „Tattoofarben retten“ und „Save the pigments“ nochmal deutlich gemacht, welche unter anderem von Tattoo-Suppliern und Farbherstellern initiiert wurden.
PS: Bei der Petition „Save the pigments“ könnt ihr immer noch eine Unterschrift lassen. Mit dieser stärkt ihr auch denjenigen den Rücken, die für euch und eure Farben auf politischem Boden noch etwas bewirken wollen!