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Dass es so ist, weiß wohl jeder, aber wieso Tattoos ewig bleiben, war lange Zeit ein Rätsel. Wo genau landet die Tattoofarbe eigentlich? In welcher Hautschicht – und warum ist das so wichtig? Und wie wird die Farbe dort über all die Jahre eingelagert, ohne dass der Körper sie abbaut?
Des Menschen größtes Organ
Als dein größtes Organ grenzt die Haut dein Körperinneres vom Rest der Welt ab. Sie speichert Fett, produziert Schweiß, schützt dich vor UV-Strahlen und kann scheinbar winzig kleine Farbpigmente auf ewig an einer Stelle verankern. Wenn deine Tätowierer*in alles richtig macht, dann landet die Tattoofarbe übrigens in der mittleren Hautschicht – genannt Dermis. Doch warum wird die Farbe eigentlich in die mittlere Hautschicht eingearbeitet, wenn es an der oberen doch zum Beispiel weniger schmerzhaft wäre?
Die drei Hautschichten
Insgesamt kann man die Haut grob in drei Schichten unterteilen. Von außen nach innen heißen diese Epidermis, Dermis und Subkutis.
Epidermis – Leider nur temporär
Die Epidermis ist die oberste Hautschicht und hat vor allem eine für Tätowierungen ziemlich ungünstige Eigenschaft: Erneuerung. Und zwar findet diese Erneuerung permanent statt, sodass die Epidermis sich in einem Rhythmus von circa vier Wochen komplett erneuert. Somit sind Farbpigmente, die in diese Hautschicht eingebracht werden, nach ein paar Wochen wieder verschwunden – zumindest theoretisch. Praktisch hingegen ist es aufgrund ihrer extrem geringen Dicke kaum möglich, ein Tattoo feinsäuberlich ausschließlich in der Epidermis zu stechen.
Dermis – Ja, bitte!
Unterhalb der Epidermis liegt die Dermis – auch Lederhaut genannt. Diese besteht aus straffem Bindegewebe und trägt unter anderem Hautdrüsen, feine Blut- und Lymphgefäße, Muskeln oder Haarwurzeln. Des Weiteren befinden sich in der Dermis die meisten Nervenzellen zur Wahrnehmung von äußeren Reizen. Außerdem können sich Abwehrzellen des Immunsystems frei in der Dermis bewegen, aber dazu später mehr.
Subkutis – Zu tief!
Auf die Dermis folgt die Subkutis, welche auch als Unterhaut bezeichnet wird. Diese Hautschicht besteht aus relativ lockerem Bindegewebe und Fettgewebe. Da in der Subkutis Fett aus dem Blut aufgenommen und ins Blut abgegeben werden kann, liegen dort auch zahlreiche Blutgefäße. Gerade deswegen eignet sich diese Hautschicht nicht für Tätowierungen, da eine Verletzung der Blutgefäße für eine großflächige Verteilung der Tattoofarbe sorgen könnte. So sähe das Tattoo schon nach kurzer Zeit verschwommen aus oder es wären Blowouts (flächige Farbschatten) um die Tätowierung herum zu sehen.
Also ab in die Dermis!
Da sich Epidermis und Subkutis nicht besonders gut für Tätowierungen eignen, bleibt also nur noch die Dermis. Mit mehr als 100 Punktionen pro Sekunde bringen Tätowiernadeln die Farbe circa 1,5 bis 2 mm tief in die Haut. Die zuvor in Farbe getauchten Nadeln durchbrechen die Epidermis und bringen so Farbpigmente in die Dermis ein. Üblicherweise reagiert der Körper auf eine solche Hautverletzung zunächst mit Blutgerinnung, um weiteren Blutverlust zu verhindern. Darauffolgend schwillt die verletzte Stelle an und Immunzellen sammeln sich an der Wunde. Darunter sind Makrophagen, auch als Fresszellen bekannt, welche für die Aufnahme körperfremder Substanzen zuständig sind. Sie sind weiße Blutkörperchen und gehören somit zu den Zellen des Immunsystems.
Wo genau bleibt die Farbe?
Bis vor Kurzem ging man davon aus, dass Tattoofarbe in Zellen des Bindegewebes gespeichert wird. Neuere Erkenntnisse hingegen legen nahe, dass die Farbpartikel von Makrophagen aufgenommen und so an Ort und Stelle verankert werden.
Grundlage dieser Theorie bildet vor allem eine wissenschaftlichen Studie von Anfang 2018, welche sich mit der Speicherung von Farbpigmenten in der Haut beschäftigt. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass über lange Zeit in der Haut verankerte Farbpigmente ausschließlich in Makrophagen gefunden wurden. Also nicht wie zuvor angenommen in den Zellen des Bindegewebes, sondern in denen des Immunsystems. Da die neue Studie jedoch in Mäusen und nicht am Menschen durchgeführt wurde, müssen die Ergebnisse erstmal noch bestätigt werden.
Im lebenden Organismus werden Makrophagen, die Tattoo-Pigmente speichern, im Laufe des Lebens sterben. Dann landet die Farbe im umliegenden Gewebe und wird jedoch zügig wieder von benachbarten Makrophagen aufgenommen. Somit ist auch auf lange Sicht eine relativ feste Verankerung der Farbpigmente gegeben. Wirklich beängstigend ist dieser Fund übrigens nicht, da es für Makrophagen völlig normal ist, körperfremde Substanzen aufzunehmen. Tatsächlich wäre eine Farbaufnahme durch Zellen des Bindegewebes, wie zuvor angenommen, deutlich beunruhigender.
Inwiefern diese neuen Erkenntnisse das Tätowieren oder auch das Entfernen von Tattoos verbessern können, wird sich wohl noch in Zukunft zeigen. Das Geheimnis von der auf ewig bleibenden Farbe wurde aber vielleicht schon mal ein bisschen gelüftet.
- Baranska, A. et al. (2018). Unveiling skin macrophage dynamics explains both tattoo persistence and strenuous removal. The Journal of experimental medicine, 215(4), 1115–1133.
- Grant, C. A. et al. (2015). Tattoo ink nanoparticles in skin tissue and fibroblasts. Beilstein journal of nanotechnology, 6, 1183–1191.
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