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Eigentlich bedeutet der englische Begriff Blowout “Reifenpanne” oder Aufplatzen, dennoch hat es sich auch als Bezeichnung für das augenscheinliche Auslaufen von Tattoos etabliert.
Wie sieht ein Blowout aus?
Von einem Blowout spricht man, wenn sich ein Schleier von Tattoofarbe über die Konturen des Tattoos hinaus in der Haut ausbreitet. Dabei sieht es aus, als würden einzelne Linien oder Farbflächen in die umherliegende Haut auslaufen. Optisch erinnert das Ganze meist an Aquarellfarben oder einen blauen Fleck. Blowouts können in verschiedenen Stärken auftreten – manche sind so schwach, dass sie kaum auffallen, andere wiederum springen einem direkt ins Auge.
Wann tritt ein Blowout auf?
Nicht immer ist ein Blowout direkt nach dem Tätowieren zu sehen. Oft fällt es einem erst während des Abheilens, also nach ein paar Tagen, wirklich auf, dass Farbe über die tätowierten Stellen hinaus tritt. Auch wenn es beim Heilungsprozess zu keinerlei Komplikationen kommt, kann ein Blowout auftreten.
Was für Ursachen kann ein Blowout haben?
In einer Studie beschäftigte sich der in Finnland tätige Dermatologe Nicolas Kluger genauer mit solchen Tattoo Blowouts. Dort wurden 16 Tattoos auf 15 Proband*innen untersucht, von denen 14 weiblich waren und alle einen hellen Hauttyp aufwiesen. Die Tätowierungen befanden sich bei den meisten auf der Innenseite der Arme (9/16) oder auf den Unterarmen (4/16). Weitere betroffene Stellen waren die Wange, der seitliche Bauch und der Oberschenkel. Bei 10 der 16 Tattoos hatte das Blowout schwarze Farbe und jeweils drei Blowouts waren grün oder blau.
Der am häufigsten genannte Grund für das Auftreten von Blowouts ist, dass zu tief gestochen wurde. So gelangt die Tattoofarbe statt nur in die Dermis auch in das darunterliegende Fettgewebe. Auch eine Biopsie, welche im Rahmen einer Untersuchung von Blowouts gemacht wurde, zeigte, dass sich schwarze Farbpigmente unterhalb der Dermis im Fettgewebe befanden.
Nicht jede Haut ist gleich
Die Dicke der Dermis kann sowohl zwischen Körperstellen als auch verschiedenen Menschen variieren. Dass augenscheinlich viele junge Frauen von Blowouts betroffen sind, kann daran liegen, dass ihre Haut, also Epidermis und Dermis, durchschnittlich dünner ist als die von Männern der gleichen Altersgruppe.
Stellen mit dickeren Hautschichten, wie beispielsweise der Rücken oder die Außenseite der Arme, tendieren generell seltener zu Blowouts. Zum Vergleich: die Haut an den Innenseiten der Arme ist im Durchschnitt circa 1 mm dick, während sie am Rücken eher 2 mm dick ist. Des Weiteren unterscheidet sich die Dicke der Haut auch zwischen den Geschlechtern. So ist die Haut an den Innenseiten der Arme bei Männern mit 1,192 mm dicker ist als bei Frauen mit durchschnittlich 0,976 mm.
Weitere Körperstellen, die eher dünne Haut aufweisen, sind beispielsweise Handrücken oder Fußrücken, während Handinnenflächen und Fußsohlen für gewöhnlich die Stellen mit der dicksten Haut sind.
Schwaches Bindegewebe als Grund?
Ein weiterer häufig genannter Grund für Blowouts ist eine Bindegewebsschwäche. Das Bindegewebe zeichnet sich besonders durch seine elastischen Kollagenfasern aus. Sind weniger dieser straffenden Fasern vorhanden, spricht man von einem schwachen Bindegewebe. Als Folge kann unter anderem die Haut erschlaffen oder Blutgefäße sich erweitern. Auch die Dermis ist ein solches Bindegewebe, besteht zu einem Großteil aus Kollagen und enthält Blutgefäße. Insofern ist es vorstellbar, dass ein schwaches Bindegewebe beim Tätowieren dafür sorgen kann, dass die Farbe nicht immer nur in die gewollte Hautschicht, also die Dermis, eingebracht wird.
Da es hierbei wortwörtlich nicht nur um Millimeter-Arbeit geht, sondern vielmehr um Micrometer, kann es selbst beim besten und erfahrensten Tattoo Artist zu einem Blowout kommen. Dennoch verringert es das Risiko im Allgemeinen sicher, wenn man sich in professionelle Hände begibt.
Wie wird man ein Blowout wieder los?
Leider ist ein Blowout genau wie ein Tattoo permanent und kann lediglich mit der Zeit etwas verblassen. Dennoch gibt es ein paar Möglichkeiten, um ein unschönes Blowout zu bearbeiten. Man sollte jedoch in jedem Fall erst einmal abwarten, bis die Haut nach dem Tätowieren komplett verheilt ist. Nur dann ist wirklich absehbar, welche Methode wie helfen kann.
Was vielen zuerst einfällt, wäre wohl das Lasern der betroffenen Stelle. Doch so eine Entfernung mittels Laser ist besonders bei zu tief gestochenen Tattoos erschwert.
Was sich bei einem Blowout eher anbietet, ist das Übertätowieren der Stelle – quasi ein Cover up oder Touch up. In diesem Fall wird das Motiv häufig einfach um eine Art Hintergrund ergänzt. Dafür eignet sich beispielsweise etwas im Watercolour-Stil, doch auch andere Tattoo-Stile bieten sich zum Abdecken eines Blowouts an. Gerade bei zusammenhängenden Projekten wie einem Sleeve lässt sich ein Blowout oft problemlos kaschieren. Sprecht dafür einfach mit eurem gewünschten Tattoo Artist und schickt ihm*ihr ein Foto der betroffenen Tätowierung.
Besonders ärgerlich ist ein Blowout bei filigranen Motiven, wie beispielsweise Schriftzügen. Bei diesen fallen selbst leichte Formen des Blowouts schnell ins Auge. Dort ist auch das Überarbeiten der Motive, ohne Linien dicker zu machen oder etwas Farbe einzubringen, kaum möglich. Man liest hin und wieder vom Übertätowieren mit Weiß oder Beige, was das Blowout auf helleren Hauttönen optisch abschwächen soll. Dass diese hellen Farben einen dunkleren Farbschatten komplett und unauffällig verschwinden lassen können, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Vielmehr besteht dabei das Risiko, statt eines dunklen im Nachhinein einen hellen Fleck zu haben, der weiterhin im Kontrast zur restlichen Haut steht.
Nichts ist verloren!
Auch wenn ein Blowout gerade bei den ersten Tattoos sicherlich ärgerlich ist, sollte man sich davon nicht entmutigen lassen. Gerade wenn man sich ohnehin mehrere Tätowierungen wünscht, wird es ein Leichtes sein, ein Blowout zu kaschieren oder sogar miteinfließen zu lassen! Es gibt fast immer eine Lösung und mit dem richtigen Artist an eurer Seite, kann auch dieses Problem verschwinden!
Danke!
Uns ist bewusst, dass nicht jede*r unbedingt “stolz” auf “die kleinen Schatten” im Tattoo ist. Umso mehr wollten wir uns einmal bei allen Foto-Einsender*innen bedanken. Das war klasse – danke euch! :)
- Cirino, E. (2020) How to Deal with a Tattoo Blowout. healthline.com. [Zugriff: 22.05.2020]
- Khetarpal S et al. (2010) Blue foot: a second case of “tattoo blow-out” pigment spread successfully treated with the QS-Nd:YAG laser. Journal of drugs in dermatology : JDD vol. 9,11 (2010): 1429-31.
- Kluger N. (2014) Blurry halos around tattoos: a new case of “tattoo blow-out”. Int J Dermatol. 2014;53(1):e44‐e46.
- Kluger N. (2018) Blurry halos after tattooing (tattoo blowouts): a review of 16 cases. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018;32(12):e466‐e468.
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