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Coronatest vor Tattoo-Termin: Wie er abläuft und warum er auch freiwillig eine gute Idee ist
Vor dem Tattoo-Termin noch eben zum Coronatest? Hört sich erstmal nach viel Aufwand und Zeit an, zumal man auch pünktlich bei seinem Tattoo Artist ankommen möchte. Aktuell ist es in den meisten Bundesländern und Städten auch (noch) keine Pflicht, einen tagesaktuellen negativen Schnelltest zum Termin mitzubringen. Für einige Tätowierer:innen ist es jedoch wichtig, dass ihre Kund:innen sich testen lassen, da entweder sie selbst oder direkte Angehörige zur Risikogruppe gehören.
Risiken abwägen
Für Tattoo Artists ist es besonders aus finanzieller Sicht gut, wieder tätowieren zu dürfen. Gleichzeitig ist man als körpernahe:r Dienstleister:in nun wieder einem höheren Risiko ausgesetzt, sich anzustecken. Damit steigt nicht nur das Risiko, gesundheitliche Probleme zu bekommen, sondern eben auch das, die Arbeit wieder niederlegen zu müssen. Möglicherweise weil ein:e Kund:in unwissentlich und symptomfrei mit dem Coronavirus infiziert zum Tattoo-Termin erscheint.
Mittlerweile steht uns allen ein Test die Woche kostenlos zu und es gibt diverse Zentren, bei denen man sich mit oder auch ohne Termin testen lassen kann. Dadurch ist es relativ easy geworden, sich mit einem sogenannten Antigentest regelmäßig kostenfrei testen zu lassen. Alternativ gibt es auch noch Selbsttests für Zuhause, die preislich zwischen 5 und 20 € liegen, je nachdem, ob man sie in der Apotheke, online, im Discounter oder in der Drogerie bekommt.
Dort, wo tagesaktuelle negative Testergebnisse vorliegen müssen, sollte man in der Verordnung des Landes oder Verfügung der Stadt bzw. des Kreises nachlesen, ob von geschultem Fachpersonal durchgeführte Schnelltests gefordert sind oder auch selbst durchgeführte Tests Gültigkeit haben.
Ein kurzer Besuch im Testzentrum
Ein Erfahrungsbericht von Feelfarbig-Autorin und Tätowiererin Sinah
Vor meinem ersten Coronatest-Termin in einem Testzentrum war ich ziemlich aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Ich habe zunächst online nachgeschaut, wo ich mich spontan und ohne Termin in Berlin testen lassen kann. Es gibt aber auch Zentren, bei denen man vorher einen Termin vereinbaren kann, was die Wartezeit eventuell verringert. Was ich vorher nicht wusste: 15 Minuten vor dem Test darf man weder essen, trinken noch Kaugummi kauen oder rauchen. Das war aber bei mir ohnehin nicht der Fall.
Am Testzentrum, bei dem ich war, musste ich nicht warten und konnte mich direkt vor Ort über einen QR-Code mit dem Smartphone online anmelden und wurde dabei begleitet. Ähnlich wie bei Festivals gab es dort „Ordner“, die mich Schritt für Schritt weitergeleitet haben.
Nachdem ich mich draußen registriert habe, bin ich zum Eingang und musste meinen Personalausweis vorzeigen, um meinen Wohnsitz in Berlin zu bestätigen. Danach habe ich einen kleinen Zettel mit einem QR-Code bekommen. Mit diesem durfte ich dann weiter und ungefähr 5 Minuten auf 2 Metern Abstand in der Schlange zum direkten Testen warten.
Hört sich alles erstmal etwas kompliziert an, war aber relativ stressfrei und im Prinzip auch nicht mehr als beim Einlass vor einem Konzert. Anstehen, Ausweiskontrolle, Karte zeigen und warten, bis es losgeht. Bis auf den Test an sich natürlich. Das Highlight ist dann am Ende, das gute Gefühl negativ getestet zum Tattoo-Termin zu gehen.
Test und Ergebnis in unter einer Stunde
Der Test an sich war auch entspannter als erwartet. Bei mir wurde ein Abstrich durch die Nase gemacht, der kurz ziemlich tief ging, aber nach 5 Sekunden auch schon wieder vorbei war. Danach hatte ich noch eine leichte Reizung in der Nase. Es kann aber auch als deutlich unangenehmer empfunden werden.
Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich auf der Seite, auf der ich mich angemeldet habe, schauen kann, ob ich positiv oder negativ bin. In den nächsten 15 bis 20 Minuten sollte ich mich erstmal noch in der Nähe aufhalten. Im Falle eines positiven Testergebnisses hätte ich nochmal wiederkommen müssen, um zur Absicherung noch einen PCR-Test zu machen.
Bei mir war der Test negativ und ich zumindest etwas erleichtert, auch wenn das eine Infektion nicht zu hundert Prozent ausschließt. Trotzdem ist es eine gute Möglichkeit, um weniger wahrscheinlich Corona-positiv zum nächsten Tattoo-Termin zu gehen und Infektionsketten schneller zu erkennen bzw. aufzuhalten.
Vor- und Nachteile der Schnelltests
Der größte Vorteil des Tests ist wahrscheinlich das Gefühl von Sicherheit, sobald man sein negatives Ergebnis erhalten hat – sowohl für Künstler:innen als auch Kund:innen. Doch zugleich stellt diese gefühlte Sicherheit auch den größten Nachteil der Corona-Schnelltests dar. So können Schnelltests bei einem kleinen Anteil aus diversen Gründen auch zu einem falschen Ergebnis führen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für ein falsch-negatives Ergebnis ziemlich gering, während ein falsch-positives Ergebnis schon eher auftreten kann.
Aufgrund der Möglichkeit falscher Testergebnisse wird im Falle eines positiven Tests ein zusätzlicher PCR-Test durchgeführt. Dieser besitzt eine höhere Genauigkeit, aber nimmt dafür mehr Zeit in Anspruch, da die Proben in der Regel noch im Labor analysiert werden müssen.
So könnte es auch vorkommen, dass Tattoo-Termine aufgrund falsch-positiver Testergebnisse abgesagt werden. Diese Möglichkeit muss jeder Artist gegen das Risiko einer potentiellen Ansteckung oder Erkrankung abwägen, sofern Tests laut Verordnung nicht vorgeschrieben sind.
Auch auf dem Weg vom Testzentrum zum Tattoo-Studio ist es möglich, sich zu infizieren, ohne es mitzubekommen. Daher sollten die anderen bekannten Hygienemaßnahmen, wie Abstandhalten und das Tragen von Masken, weiter bedacht werden. Nur in Kombination miteinander können diese Maßnahmen einen möglichst effektiven Schutz bieten.
Coronatest: Vielleicht kein Muss, aber eine gute Option
Ihr müsst euch in vielen Fällen nicht testen lassen, aber ihr habt normalerweise immer die Möglichkeit es vorab zu tun. Nehmt euch gerne die 30 bis 40 Minuten Zeit für euren Artist, wenn ihr es einplanen könnt. Gerade in dieser Zeit ist das eine gute und kostenlose Möglichkeit, um eure:n Tätowierer:in zu supporten und ihre Arbeit wertzuschätzen.
Hinter jedem Artist steht eine persönliche Geschichte – vielleicht gibt es Ängste, eigene Vorerkrankungen oder besonders gefährdete Angehörige. Man möchte arbeiten, um die aufgrund des Arbeitsverbots verlorenen Monate aufzuholen, doch wirklich sicher und gut fühlen sich nicht alle dabei. Hinzu kommt das Risiko, selbst zu erkranken – ob nun mit Covid-19 oder etwas Anderem – und dann wieder ein paar Wochen ohne Arbeit und Einkommen auskommen zu müssen.
Wahrscheinlich ist ein tagesaktuelles negatives Testergebnis daher aktuell für viele Artists die beste kleine Aufmerksamkeit, die ihr ihnen mitbringen könnt. Negativer Coronatest statt Schoki, weil das Gefühl von Sicherheit und das Wissen, dass man aufeinander aufpasst, genauso glücklich machen kann!
Hinweis: In Testzentren mit Online-Anmeldung braucht ihr in der Regel ein Smartphone. Zumindest in Berlin ist die Möglichkeit, sich umsonst testen zu lassen, gebunden an den Wohnort. Dort braucht man einen gültigen Personalausweis/Reisepass mit Wohnsitz in Berlin oder eine Meldebescheinigung.
Informiert euch unbedingt vorab auf der Website eures Testzentrums oder per Telefon, was ihr mitbringen und beachten müsst. So kann der ganze Prozess dann auch möglichst optimal und wenig zeitintensiv über die Bühne gehen.
- Julia Frisch (2020) Die Krux der hilfreichen Corona-Antigen-Schnelltests. Ärzte Zeitung. Springer Medizin. Online erschienen am 27.11.2020
- Robert-Koch-Institut (2021) Infografik: Corona-Schnelltest-Ergebnisse verstehen. Online veröffentlicht am 24.02.2021