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Dass es ab Januar 2022 für die Tattoo-Branche aufgrund der EU-Verordnung unter dem Namen REACH schwierig wird, wisst ihr bereits. Laut dieser muss beinahe das gesamte aktuelle Sortiment an Tattoofarben aus den Shops in der EU verschwinden. Nun haben die ersten Hersteller für 2022 REACH-konforme Tattoofarben angekündigt, doch was ist da dran?
Aktuelle Farben müssen gehen
Ab 5. Januar 2022 dürfen laut REACH-Verordnung einige wichtige Bestandteile, wie bestimmte Konservierungs- oder Bindemittel, nur noch stark begrenzt in Tätowierfarben enthalten sein. Dabei sind die Grenzwerte so gering, dass die betroffenen Stoffe quasi komplett wegfallen. Zum aktuellen Zeitpunkt betrifft dies laut Tattoo-Suppliern, bis auf wenige Schwarz- und Weißtöne, das komplette Sortiment an Farben.
Ab 2023 kommt außerdem erschwerend noch das Verbot der beiden Pigmente Green7 und Blue15 hinzu. Auch dieses wurde durch die REACH-Verordnung erlassen und wird die Hersteller vor eine weitere Hürde stellen, da es insbesondere für das blaue Pigment keinen angemessenen Ersatz geben soll. Allein der Ausfall dieser beiden Pigmente würde zu einem Verlust von circa 66 % der aktuellen Tattoofarben führen.
Wenig Zeit, viel Druck
Zwar wurde schon seit Jahren an der REACH-Verordnung gearbeitet, doch beschlossen wurde sie in ihrer jetzigen Form erst im Dezember 2020. Somit hatten Hersteller nach dem Beschluss nur noch knapp ein Jahr Zeit, um all ihre Farben neu zu formulieren. Dabei standen und stehen sie natürlich vor einigen Problemen – selbst, wenn sie eine EU-konforme Formulierung entwickeln können. Da die neu formulierten Farben nicht bereits seit Jahrzehnten im Einsatz waren, ist es an dieser Stelle schwierig, die gewohnte Qualität und Haltbarkeit zu garantieren.
Hinzu kommt, dass die Szene sich weiterhin gegen den EU-weiten Beschluss wehren möchte. Dass die Grenzwerte festgelegt wurden, obwohl es an zahlreichen wissenschaftlichen Daten fehlt, ist nicht akzeptierbar. Tatsächlich ist nicht einmal bekannt, wie viel der verwendeten Tattoofarbe letztlich überhaupt im Körper verbleibt und so über lange Zeit potentiell Schaden anrichten könnte.
Eine erste Studie, die genau dies untersuchen soll, ist dieses Jahr unter Leitung von Dr. Ines Schreiver vom Bundesinstitut für Risikobewertung angelaufen. Doch leider kosten sowohl Forschung als auch Entwicklung Zeit, die den Farbherstellern durch die REACH aktuell nicht gegeben ist.
Ein langer Weg
Schon vor zwei Wochen äußerte sich Randy von “Silverback Ink” zum Geschehen: “Seit 10 Monaten habe ich beinahe 24/7 an der REACH-Konformität gearbeitet. Ich verstehe die Anforderungen und bin nah an einer Lösung dran. Für mich, als Tätowierer, muss die Farbe jedoch nicht nur den Regularien entsprechen, sondern auch gut performen. Am wichtigsten ist, dass ich mir zu 100 % sicher sein kann, dass man damit gut tätowieren kann, alles gut abheilt und altert, weil… na ja, ich nutze die Farbe ja selbst.” [Original aus dem Englischen übersetzt]
Des Weiteren führt er an, dass alles, was mit Tattoos zu tun hat, eben seine Zeit braucht. Wie die Farben sich einbringen lassen und in der Haut verbleiben, zeigt eben nur der Test der Zeit.
Um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten, musste Randy zahlreiche Anpassungen seiner Formulierung vornehmen. Bisher testete er die Farben auf sich selbst und Kund*innen mit verschiedenen Hauttypen. Zur zeit, so sagt er, ist er aber auf einem guten Weg und nah an seinem Ziel dran.
Dennoch macht er keine festen versprechen und hofft nur, dass er rechtzeitig REACH-konforme Farben liefern kann.
REACH-konforme Farben angekündigt!
Trotz aller Schwierigkeiten haben nun erste Hersteller verkündet, dass sie bis 2022 Tattoofarben liefern können, die den Anforderungen der REACH entsprechen.
So kündigte “World Famous Ink” vor wenigen Tagen eine neue Produktlinie unter dem Namen “World Famous Limitless” an. Dabei soll die neue Linie zunächst die gefragtesten Farben abdecken und innerhalb des Jahres 2022 dann weiter ergänzt werden. “World Famous Ink”-Gründer Lou Rubino betont zudem, dass der Fokus stets auf hoher Qualität und Sicherheit liegt und sie den Erwartungen ihrer Kund*innen entsprechen möchten. Dennoch räumt das Unternehmen ein, dass die Farben anders als bisher sein werden, da andere Pigmente und Formulierungen genutzt werden.
Im vierten Quartal 2021 soll der Versand der “Limitless”-Reihe an die Europäischen Händler beginnen.
Auch “Eternal Ink” hat sich zu Wort gemeldet und gibt an, dass sie an REACH-Konformität arbeiten.
Ebenso erreichte uns von “Panthera Ink” die Information, dass sie aktuell noch an einer REACH-konformen Formulierung arbeiten: “Wir sind dafür bekannt, dass wir unsere Produkte sehr strengen Tests unterziehen, um maximale Sicherheit zu bieten. Unsere Labore entwickeln eine Formulierung, die der ab Januar 2022 geltenden Verordnung entspricht. Wir werden mit einem neuen Produkt und der gewohnten Qualität bereitstehen, wenn die Verordnung EU-weit in Kraft tritt.” [Original aus dem Englischen übersetzt]
Lediglich der Hersteller “I AM INK” gibt seit längerer Zeit bereits an, REACH-konforme Tattoofarben zu führen.
Aufatmen, aber nicht aufgeben!
Auch wenn Hersteller nun REACH-konforme Farben angekündigt haben, ist derzeit noch unklar, wie diese aussehen werden. Aktuell liegen kaum Informationen vor und es ist unsicher, welche Farbtöne genau kommen und wie deren Qualität sein wird.
Hinzu kommt das weiterhin bestehende Problem bezüglich der beiden Pigmente Blue15 und Green7, welche durch REACH ab 2023 in Tätowiermitteln untersagt sind.
Solange die Datenlücken, auf welchen sich Teile der REACH begründen, nicht gefüllt sind, sollte man diese nicht einfach kommentarlos hinnehmen. Nur eine Verordnung, welche wissenschaftlich und nachweislich begründete Grenzwerte und Verbote festlegt, wäre akzeptabel – doch das trifft hier nicht zu. In erster Linie soll eine solche Regulation der Sicherheit von Verbraucher*innen dienen. Wenn jedoch eine ganze Branche innerhalb eines Jahres essentielle Produkte grundlegend neu formulieren muss, ohne sie längere Zeit testen zu können, ist dies für uns ein Schritt in die falsche Richtung.
Daher möchten wir auch weiterhin an euch appellieren, die Petition “Save the Pigments” zu unterstützen!
Der gesamte Vorgang dauert maximal (!) fünf Minuten und ist somit schnell erledigt!
- Im Petitionsportal registrieren
- Formular ausfüllen und unten auf “Registrieren” klicken
- Bestätigungs-E-Mail: oberen Link anklicken!
- Petition Nr. 1072/2020 aufrufen
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