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Wie Sonnencreme funktioniert und warum Tattoo-Sonnencreme unnötig ist

Hast du dich schon einmal gefragt, wie Sonnencreme eigentlich funktioniert? Prima, denn heute klären wir dich auf! Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Wer einmal weiß, wie Sonnencreme funktioniert, der versteht sofort, wieso tätowierte Haut keine spezielle Tattoo-Sonnencreme benötigt. Schon gar nicht, wenn sie in besonders kleinen Tuben zu vergleichsweise hohen Preisen daherkommt. Falls du also mehr über Sonnenschutz, UV-Filter und ihre Funktionsweise erfahren möchtest, ist dieser Artikel genau richtig für dich!
Die Sonne und ihre Strahlung
Unsere Sonne – ein Symbol für das Leben, aber auch die Quelle für einen immer noch oft unterschätzten Faktor: die Sonnenstrahlung. Diese besteht zum Teil aus ultravioletter (UV)-Strahlung, welche wir anhand ihrer Wellenlänge in UVA, UVB und UVC einteilen.
Da die UVC-Strahlung komplett von der Atmosphäre unserer Erde gefiltert wird, erreichen uns nur UVA- und UVB-Strahlung.
Bei geringer Dosierung können sie positive Auswirkungen auf den Menschen haben, wie beispielsweise die Produktion von Vitamin D. Doch schneller als gedacht ist das Maß an Sonnenstrahlung erreicht, bei welchem die negativen Auswirkungen überwiegen. Dazu gehören neben Sonnenbrand und Hautalterung auch die Schädigung des Erbguts bzw. Hautkrebs als Langzeitfolge.

UV-Index zur besseren Einschätzung
Um das Risiko der UV-Strahlung besser einschätzen zu können, wurde ein international normiertes Maß entwickelt: der UV-Index. Dieser gibt grob gesagt an, wie hoch die Gefahr ist, draußen einen Sonnenbrand zu bekommen. Der UV-Index kann beispielsweise tagesaktuell über den Deutschen Wetterdienst abgerufen werden und gibt einen Wert zwischen 1 und 11 an.
Bereits ab einem UV-Index von 3 wird von der Weltgesundheitsorganisation dazu geraten, neben T-Shirt und Hut als Bekleidung, auch Sonnencreme als zusätzlichen Schutz aufzutragen.
Der effektivste Schutz vor UV-Strahlung ist aber natürlich das Vermeiden von Sonnenstrahlen. Dabei sollte man vor allem auf einen längeren Aufenthalt in der besonders starken Mittagssonne verzichten.
UVA- und UVB-Strahlung
Nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand haben sowohl UVA- als auch UVB-Strahlung schädliche Auswirkungen auf die Haut.
Die kurzwellige UVB-Strahlung wird beinahe komplett von der obersten unserer drei Hautschichten, der Epidermis, absorbiert. Das bedeutet, dass sie kaum in die tieferen Schichten der Haut eindringen kann.
Die langwelligere UVA-Strahlung hingegen erreicht auch die darunterliegende Hautschicht: die Dermis. Dabei handelt es sich um die Schicht, in der auch die Pigmente deiner Tattoos auf Dauer verankert bleiben.

Daher ist ein ausreichender UVA-Schutz bei tätowierter Haut nicht zu vernachlässigen. Hinzu kommt, dass UVA-Strahlen die Hautalterung beschleunigen und begünstigen. Dabei spricht man von Photoaging, was im Endeffekt auch Tattoo-Aging bedeutet.
Sonnencreme und Lichtschutzfaktor
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass eine Sonnencreme den ausgeschriebenen Schutz erreicht. Wie intensiv ein Produkt vor der Sonne schützt, gibt der Lichtschutzfaktor (LSF) an. Je höher dieser Wert ist, umso länger kann man mit gewissem Schutz in der Sonne bleiben.
Neben der Wahl eines möglichst hohen LSF sollte man auch auf den ausgeschriebenen UVA-Schutz achten. Dafür sollte man auf der Sonnencreme nach dem Hinweis „UVA“ in einem Kreis Ausschau halten. Dieses UVA-Siegel bedeutet, dass mindestens ein Drittel des angegebenen LSF explizit vor UVA-Strahlung schützt.
Um den angegebenen LSF zu erreichen, müssen 2 mg pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Bei einem Erwachsenen sollten das circa vier gut gehäufte Esslöffel für den ganzen Körper sein. Wer weniger aufträgt, reduziert damit die Schutzwirkung der Sonnencreme.
Hinzu kommt, dass man die Sonnencreme möglichst 20 bis 30 Minuten bevor man rausgeht auftragen sollte. So kann sich der komplette Schutz besser entfalten. Außerdem solltest du Sonnencreme ausschließlich auf vollständig verheilten Tattoos nutzen.
Dennoch können Sonnencremes allein keinen 100 %-igen Schutz bieten. Diese Werbeversprechen sind unseriös und erzeugen leider eine trügerische Sicherheit. Daher sollten sie stets durch weitere Maßnahmen zum Sonnenschutz ergänzt werden.
Wie funktionieren Sonnencreme und UV-Filter?
Aktuell sind in der Europäischen Union knapp 30 verschiedene Stoffe als UV-Filter zur Verwendung in Kosmetik erlaubt. Sie lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: anorganische und organische UV-Filter.
Diese Filter absorbieren, reflektieren oder streuen die UV-Strahlung, sodass ein größerer Teil davon unsere Haut nicht mehr erreichen kann.
Anorganische Filter
Bei anorganischen oder mineralischen UV-Filtern handelt es sich um Pigmente. In erster Linie reflektieren sie das Sonnenlicht, so als wären sie winzige Spiegel. Aufgrund dieser Eigenschaft hinterlassen diese Stoffe einen weißlichen Film auf der Haut – oft als Weißeleffekt bezeichnet.

Zu den anorganischen Filtern gehören die Inhaltsstoffe Titandioxid und Zinkoxid. Oftmals werden sie im Zusammenhang mit der Bezeichnung „nano“ gelistet, was bedeutet, dass sie als Nanopartikel vorliegen. Dies hat den Vorteil, dass der Weißeleffekt durch die geringe Größe der Pigmente weniger intensiv erscheint.
Organische Filter
Die organischen bzw. chemischen UV-Filter absorbieren die Sonnenstrahlung und wandeln sie in Wärme um. Anders als die anorganischen Filter erscheinen sie meist durchsichtig und hinterlassen keinen intensiven weißen Film auf der Haut.
Zu den organischen UV-Filtern gehören zum Beispiel Ethylhexyl Triazone, Octocrylen oder Mexoryl.
UVA-, UVB- und Breitbandfilter
In der Regel enthalten Sonnenschutzmittel eine Mischung aus verschiedenen UV-Filtern. Dies liegt daran, dass ein Filter allein immer nur einen bestimmten UV-Bereich gut abdecken kann. So gibt es beispielsweise Filter, die einen sehr hohen Schutz im UVA-Bereich bieten, jedoch das UVB-Spektrum nicht abdecken – oder andersherum. Außerdem gibt es Breitbandfilter, die zwar ein breites Spektrum abdecken, jedoch keinen besonders hohen Schutz bieten.
Da wir uns jedoch vor dem gesamten UVA- und UVB-Spektrum ausreichend schützen möchten, müssen wir auf eine Kombination von UV-Filtern zurückgreifen. Häufig werden dabei auch organische und anorganische Filter miteinander kombiniert.
Antioxidantien
Neben UV-Filtern enthalten einige Sonnencremes zusätzlich noch sogenannte Antioxidantien. Hierzu gehören zum Beispiel Vitamin E oder Vitamin C, welche bei den Inhaltsstoffen als Tocopherol und Ascorbinsäure gelistet werden.
Diese Stoffe schützen die Haut, anders als die UV-Filter, nicht direkt vor der UV-Strahlung selbst. Stattdessen helfen sie dabei, die Folgereaktionen der UV-Einwirkung etwas abzuschwächen.
So schützt Sonnencreme auch Tattoos
Wird Sonnencreme auf die Haut aufgetragen, schützt sie diese mithilfe von UV-Filtern vor Sonnenstrahlung. Dabei ziehen die Filter teilweise in die Hornschicht ein oder lagern sich auf ihr ab.
Da die Hornschicht die äußerste Schicht der Epidermis darstellt, sind alle darunterliegenden Hautschichten ebenso geschützt. Dazu gehört dann natürlich auch die Dermis, in welcher die Tattoo-Pigmente lagern. Somit bietet wirklich jede Sonnencreme, welche den UVA- und UVB-Bereich ausreichend abdeckt, auch automatisch Schutz für Tattoos.
Dazu gehört nicht nur der Schutz vor dem Verblassen der Pigmente („Farbschutz“), sondern auch das Vorbeugen von vorzeitiger Hautalterung („Anti-Tattoo-Aging“).
Als wichtiger Hinweis noch einmal an dieser Stelle: Sonnencreme bitte nur auf vollständig verheilte Tätowierungen auftragen. Solange dein Tattoo noch abheilt, solltest du die Sonne also lieber komplett meiden.
Funktioniert Tattoo-Sonnencreme anders?
Alle bisher auf dem deutschen Markt erhältlichen Tattoo-Sonnencremes, die vermeintlich speziell für tätowierte Haut entwickelt wurden, funktionieren nach genau demselben Prinzip wie herkömmliche Sonnencremes. Sie bieten unserer Einschätzung nach keinen besonderen Schutz für tätowierte Haut. Stattdessen fallen sie eher durch ihre hohen Preise und kleinen Packungsgrößen auf.
Für unterwegs sind die kleinen Packungen praktisch, um zum Beispiel kleinere Stellen nochmal frisch einzucremen, die nicht von Kleidung bedeckt sind. Doch dafür kann man zum Beispiel auch auf „Gesichts-Sonnencremes“ zurückgreifen, welche ebenfalls in kleineren Packungsgrößen verkauft werden. Auch diese Sonnencremes eignen sich nämlich für die gesamte Haut und sind im Vergleich zu Tattoo-Sonnencremes in der Regel um einiges preiswerter.
Der direkte Sonnenschutz spielt sich hauptsächlich am äußeren Rand der obersten Hautschicht und somit automatisch oberhalb der Tätowierung ab. Dass ein herkömmlicher Sonnenschutz, der das UVA- und UVB-Spektrum breit abdeckt, auch deine Tattoos mitschützt, ist also sowieso inklusive. Daher ist die explizite Ausweisung eines besonderen Tattoo-Schutzes in unseren Augen unseriös und irreführend. Man möchte so gezielt die Zielgruppe der Tätowierten ansprechen, da diese gerne mehr Geld für den vermeintlich besonderen Schutz ihrer Tattoos ausgibt.
Probleme von Tattoo-Sonnencreme
Natürlich bedeutet das nicht, dass Sonnencremes, die speziell für Tattoos vermarktet werden, schlechter als herkömmliche sind. Per se kann es sich bei den Produkten um gute Sonnencremes handeln. Jedoch sehen wir keinen generellen Vorteil gegenüber Nicht-Tattoo-Sonnencremes und stehen dem Marketing eher kritisch gegenüber. Schließlich suggeriert die Bezeichnung Tattoo-Sonnencreme indirekt, dass andere Sonnencremes Tätowierungen weniger Schutz bieten würden – was irreführend ist.
Darüber hinaus bringen Tattoo-Sonnencremes ein großes Problem mit sich. Durch den starken Fokus auf Tattoo-Schutz vermitteln sie unterschwellig, dass die restliche Haut nicht gleichwertig geschützt werden muss. So verleiten sie manche Menschen dazu, nur ihre Tätowierungen zu schützen – ein gefährlicher Trugschluss!

Sollte untätowierte Haut nicht vor starker UV-Strahlung geschützt sein, kann das auch Auswirkungen auf die tätowierte Haut haben. Bei einem Sonnenbrand treten zum Beispiel Entzündungen innerhalb der Haut auf. Diese können auch die angrenzende tätowierte Haut negativ beeinflussen und stressen. Aber auch die vorzeitige Hautalterung, welche durch UV-Strahlen eintritt, kann langfristig Einfluss auf das Erscheinungsbild des Tattoos nehmen, da die gesamte Haut dadurch an Spannkraft verliert.
Die Haut ist unser größtes Organ. Sie grenzt das Innere unseres Körpers von unserer Umwelt und ihren negativen Einflüssen ab. Ob Bakterien, Viren oder Schadstoffe – vor all diesen Faktoren schützt unsere Haut uns bestmöglich. Daher ist der alleinige Schutz einzelner tätowierter Hautstellen nicht ausreichend. Bitte schütze also deine gesamte Haut, damit sie auch dich weiterhin schützen kann.
Die Suche nach dem heiligen Gral
Beachte, dass bestimmte UV-Filter bei manchen Menschen zu allergischen Reaktionen führen können. Außerdem ist es bekannt, dass tätowierte Haut in der Sonne ab und zu einen Juckreiz entwickeln kann. Hier ist es theoretisch möglich, dass Sonnenschutz das Auftreten dieses Juckreizes reduziert oder gar verhindert.

Am Ende ist die Sonnencreme für einen am besten, welche man auch in ausreichender Menge und Regelmäßigkeit gerne aufträgt. Wenn eine Sonnencreme zwar einen sehr guten UV-Schutz bietet, doch auf deiner Haut ein unangenehmes Gefühl hinterlässt, wirst du das Cremen möglicherweise eher vernachlässigen. Doch die Suche nach der richtigen Sonnencreme für dich lohnt sich!
Teste dich also am besten durch verschiedene Cremes mit höherem LSF und UVA-Siegel durch, bis du eine gefunden hast, die für dich angenehm zu tragen ist. Vergiss außerdem nicht, dass es auch abseits von Sonnencreme noch weitere effektive Maßnahmen zum Schutz vor UV-Strahlung gibt. Dann kannst du mit deinen Tattoos – und auch deiner restlichen Haut – gut durch die sonnigen Monate kommen!
- Bundesamt für Strahlungsschutz. UV-Schutz durch Sonnencreme. [Aufruf: 24.06.2022]
- Bundesinstitut für Risikobewertung (2019) Sonnencreme und Co. – gibt es gesundheitliche Risiken?, Fragen und Antworten des Bundesinstituts für Risikobewertung zu Sonnenschutzmitteln.
- Deutscher Wetterdienst. UV-Exposition und Schutzempfehlungen nach WHO. [Aufruf: 24.06.2022]
- EMPFEHLUNG DER KOMMISSION über die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln und diesbezügliche Herstellerangaben (2006/647/EG)
- Heckman, C. J., Liang, K., & Riley, M. (2019). Awareness, understanding, use, and impact of the UV index: A systematic review of over two decades of international research. Preventive medicine, 123, 71–83.
- Krutmann, J., Berneburg, M. Lichtalterung (Photoaging) der Haut: Was gibt es Neues?. Hautarzt 72, 2–5 (2021).
- Osterwalder, U. & Surber, C. (2022) Charakterisierung von Sonnenschutzleistung: Quo vadis?. Hautarzt 73, 276–282 (2022).
- Schroeder P., Krutmann J. (2010) What is needed for a sunscreen to provide complete protection. Skin Therapy Lett, 2010, 15(4), 4-5.
- Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates über kosmetische Mittel.