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Tattoofarben 2023: Blau und Grün müssen bald gehen
Bereits Anfang 2022 brachte die REACH-Verordnung mit Inkrafttreten der ersten EU-weiten Regeln für Tattoofarben die Branche ins Wanken. Ähnlich schlecht sieht es nun für Tattoofarben 2023 aus, denn bereits in knapp zwei Monaten tritt das Verbot der beiden elementar wichtigen Pigmente Green 7 und Blue 15:3 in Kraft.
Auswirkungen der Tattoo-REACH
Im Januar 2022 trat der Tattoo-Anhang der REACH-Verordnung in Kraft und beinahe alle bis dahin genutzten Tattoofarben mussten den EU-Markt verlassen. Seitdem drohen hohe Strafen bei Nutzung oder Import der „alten“ Farben, die nicht REACH-konform sind.
Damals verzichteten viele Tattoo Artists, die stets bunte Motive tätowiert haben, erstmal darauf und beschränkten sich auf Schwarz, Weiß und Grau. Etwas Anderes war zu Beginn des Jahres auch nicht wirklich möglich, sofern man sich im legalen Rahmen bewegen wollte. Selbst simple schwarze Tattoofarbe war immer wieder ausverkauft und nicht jede*r hatte das Glück, zeitig Farbe erwerben zu können. Dies hatte für viele auch immer wieder Terminabsagen und -verschiebungen zufolge.
Natürlich sollte der Verzicht auf bunte Tattoos keine Lösung auf lange Zeit sein, sondern nur eine kurze Phase zur Überbrückung. Schließlich sind viele Tätowierer*innen auf bunte Tattoofarben angewiesen, um ihre individuelle Kunst umsetzen zu können.
EU-weite Problematik
Nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit wurde es wirklich eng für die Tattoo-Branche. Selbst Tattoo-Supplier kamen nicht an bunte REACH-konforme Farben, da die Hersteller noch Zeit brauchten.
Auch die rechtliche Lage war zunächst nicht einfach zu durchblicken. Welche Unterlagen werden benötigt, um die Farben verkaufen zu können? Welche Daten braucht man als Tätowierer*in, um sicherstellen zu können, dass man auch wirklich REACH-konforme Farben erwirbt? Wer würde die Situation in Studios überhaupt kontrollieren? Selbst heute gibt es noch zahlreiche offene Fragen zu der Thematik.
Erneuter Abschied von Tattoofarben 2023
Ähnlich wie Ende 2021 erleben wir auch nun wieder eine eher zurückhaltende statt klare Kommunikation seitens der Tattoofarben-Hersteller. Stattdessen informieren erste Supplier darüber, dass ab 2023 erneut zahlreiche Farben ihr Sortiment verlassen müssen.
Bereits jetzt findet man in den Online-Shops Hinweise wie „Verwendung nur bis 03.01.2023 zulässig“. Ein paar Supplier bieten nun Rabatt auf die Farben, welche ab Januar 2023 nicht mehr genutzt werden dürfen.
Besonders bitter ist das nun für die Tätowierer*innen, die bunte Motive tätowieren und sich mit zahlreichen REACH-konformen Farben eingedeckt haben. Da die Preise für Tattoofarben erheblich gestiegen sind und einige sich erstmal durch die neuen Farben verschiedener Marken probieren mussten, waren die Ausgaben hier wohl höher als zuvor üblich. In zwei Monaten wandert ein großer Teil dieser Investition dann wieder in die Tonne, ohne zeitnah ersetzt werden zu können. In Zusammenhang mit den Einbußen, welche die Branche bereits durch die Corona-Pandemie machen musste, ist das für viele ein wirklich hartes Los – auch wenn das Ganze leider ziemlich absehbar war.
Welche Farben werden betroffen sein?
Laut einer Schätzung aus 2019 sollten durch das Verbot der Pigmente Green 7 und Blue 15:3 circa 66 % aller Farben verloren gehen. Neben sämtlichen Grün- und Blautönen sollen auch Mischfarben betroffen sein.
Nun ist das heutige Sortiment an Tattoofarben im Vergleich zu 2019 ohnehin schon geschrumpft. Dennoch sind Green 7 und Blue 15:3 auch heute noch in zahlreichen Tattoofarben enthalten. Noch immer betonen Hersteller und Expert*innen die Aussage, dass es keinen Ersatz für die beiden Pigmente gäbe. Zurzeit gibt es also keine Lösung für dieses Problem und laut Expert*innen dementsprechend ab 2023 keine neuen REACH-konformen Grün- und Blautöne.
Hier gibt es jedoch widersprüchliche Kommunikation durch Farbhersteller. So sollen alle Farbtöne der Reihe „Viking“ von Dynamic Inks auch 2023 noch der REACH-Verordnung entsprechen. Dies teilte der Produzent den Tattoo Suppliern vor kurzem mit. Dementsprechend ist auch den Angaben zu Inhaltsstoffen aus den Sicherheitsdatenblättern zu entnehmen, dass sie weder Pigment Green 7 noch Blue 15:3 enthalten.
Andere Hersteller und Farbreihen, darunter Quantum Ink, World Famous Limitless, Kuro Sumi Imperial oder Permablend, haben Supplier wiederum darüber informiert, dass zahlreiche ihrer Farbtöne 2023 das Sortiment verlassen müssen. Darunter befinden sich neben diversen Blau- und Grüntönen auch einige Violett-, Türkis-, Braun- oder Grautöne.
Ein harter Schlag
Nachdem Tätowierer*innen nun bereits ein Jahr Tattoo-REACH hinter sich gebracht haben, ist die Stimmung für 2023 sehr nüchtern. Ein Gefühl der Ohnmacht stellte sich bei vielen ein, nachdem selbst die erfolgreichen Petitionen „Save the Pigments“ und „Tattoofarben retten“ das Problem nicht abwenden konnten.
Bisher haben Hersteller noch keine Lösung für das Problem um Green 7 und Blue 15:3 veröffentlicht. Stattdessen erklärten verschiedene Expert*innen der Tattoo-Branche nur mehrfach die Notwendigkeit der beiden Pigmente. Dies lässt die Hoffnung auf eine rechtzeitige Lösung für grüne und blaue Tattoofarben 2023 schwinden.
Zwar fallen dieses Mal nicht wie 2022 alle bunten Tattoofarben weg, doch viele Tattoo-Motive werden nicht wie bisher möglich sein. Beispielsweise Natur-Motive, insbesondere Pflanzen oder Meeres-Szenerien, in jeglichen Stilrichtungen sind auf Grün und Blau angewiesen. Wir stellen uns also erneut auf eine eher schwierige Zeit für Tattoo-Fans und Tätowierer*innen ein, die gerne legal mit einer vollständigen Farbpalette arbeiten möchten.