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Vor knapp einem Monat veröffentlichte der französische Tattoo-Verband S.N.A.T. (Syndicat National des Artistes Tatoueurs) wie die Lage in der Tattoo-Branche ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des REACH-Tattoo-Anhangs aussieht. Nun melden sich auch Farbhersteller und weitere Experten nochmal zu Wort.
Wie hat REACH sich ausgewirkt?
Befragt wurden 1.500 Mitglieder der Verbands, allesamt professionelle Tätowierer*innen, sowie 14.000 über Facebook erreichte Betroffene. Aus der groß angelegten Umfrage ging heraus, dass die Tattoo-REACH die Branche in eine drastische Situation gebracht hat.
So ist der durchschnittliche Preis pro Tattoo-Farbflasche nun mindestens doppelt- bis viermal so teuer wie zuvor. Auch habe sich die Verfügbarkeit REACH-konformer Farben als unzureichend herausgestellt. Zahlreiche Farben, die es zuvor gab, konnten bisher noch nicht ersetzt werden. Des Weiteren sind die REACH-konformen immer noch nicht jederzeit und in großen Mengen verfügbar.
Stattdessen greifen viele aus der Not heraus noch auf “alte” Farben zurück, welche sie aus Sorge vor genau dieser Situation, die aktuell vorliegt, nicht weggeworfen haben. Andere gehen ein noch höheres Risiko für mögliche Strafen ein und importieren die “alten” Farben aus dem Ausland.
Kritik der Farbhersteller
Nun melden sich auch die Initiatoren der stark unterstützten Petitionen “Tattoofarben retten” sowie “Save the pigments” zu Wort.
So habe heute ein Gespräch zwischen diversen Experten der Tattoo-Branche sowie Farbherstellern stattgefunden. Aus diesem ging nun ein Text heraus, der die Situation nach 6 Monaten Tattoo-REACH darstellt. Diese Darstellung soll nun an die entsprechenden offiziellen Stellen weitergeleitet werden.
Auch sie betonen die prekäre Lage der Branche: Tattoofarben stehen immer noch nicht ausreichend zur Verfügung. Dieser Versorgungsengpass soll vor allem an fehlender Planungssicherheit aufgrund der EU-weit nicht einheitlichen Vollziehung der REACH-Anforderungen.
Unterschiede in Kontrollen und Durchsetzung
Die von unterschiedlichen Behörden eingesetzten Verfahren zur Untersuchung der Tattoofarben sollen sich so sehr unterscheiden, dass sie zu verschiedenen Ergebnissen führen. Nach aktuellem Stand sollen die von der EU vorgeschriebenen Grenzwerte unter der technischen Messbarkeit liegen.
Auch die Kontrolle der Etiketten scheint zwischen den Ländern zu variieren. Scheinbar verlangen einzelne Kontrollorgane den Hinweis “REACH-konform” auf den Flaschen der Tattoofarben, während dies in der REACH-Verordnung selbst nicht vorgeschrieben ist. So soll es auch schon vorgefallen sein, dass REACH-konforme Tattoofarben aufgrund dieses vermeintlichen Fehlers entsorgt werden mussten.
Weiterhin ist auch das Pigment Blue 15 Thema, da es beispielsweise im Vereinigten Königreich aufgrund mangelnder Beweise nun wohl nicht in Tattoofarben verboten werden soll.
Forderungen nach Klarheit
So kamen die Farbhersteller und Branchen-Experten zum Schluss, dass es aktuell aufgrund der ungleichen Umsetzung der REACH durch einzelne Staaten zur Wettbewerbsverzerrung kommt.
Dabei fehlt den Herstellern sowie Suppliern von Tattoofarben die Planungssicherheit. Das ohnehin bestehende Problem der Versorgungsengpässe wird so nochmal zusätzlich erschwert.
In einem abschließenden Absatz wünscht man sich nun konkrete Schritte, die eine Harmonisierung des Vollzugs herbeiführen. Dabei sollten Leitlinien für Themen wie Kennzeichnung und Grenzwert-Analytik erstellt werden. Hierfür stelle man sich auch gerne mit seiner Erfahrung und Praxisbeispielen zur Verfügung.
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