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Inhalt
- Einleitung
- Wer steckt dahinter?
- Spezielle Pflege für verheilte Tattoos
- Alleinstellungsmerkmal: “InkGuard-Technology”
- Skin Stories – Rapid Repair Balm
- Skin Stories – Color Protection Sun Stick
- Skín Stories – Color Protect Sun Lotion
- Skin Stories – Daily Lotion
- Skin Stories – Defining Serum
- “In die Szene einkaufen” – Der Klassiker
- Reichweite ist nicht alles
- Einbringen statt einkaufen, bitte!
- Fazit: Anti-Tattoo-Aging oder doch nur Anti-Aging?
Seit Ende September 2019 findet man die Tattoo-Produkte der Marke Skin Stories im deutschen Handel. Bereits vor einigen Monaten haben wir jeweils ein Exemplar der fünf verschiedenen Tattoo-Produkte kostenlos und ohne Vorgaben zur Verfügung gestellt bekommen. Wir haben nun für euch den Skin Stories Rapid Repair Balm getestet, der für die Pflege frisch gestochener Tätowierungen gedacht ist. Außerdem werfen wir noch einen Blick auf die anderen vier Produkte der Reihe, den Konzern hinter der Marke und die Inhaltsstoffe.
Wer steckt dahinter?
“Skin Stories” ist eine Hautpflegemarke des börsenorientierten und weltweit tätigen Milliarden-Konzerns Beiersdorf. Zu ihm gehören auch weitere bekannte Kosmetikmarken wie Nivea, Eucerin oder Labello.
Laut einer Pressemitteilung des Konzerns stecken knapp zwei Jahre Forschung in der Entwicklung der Skin Stories-Produkte. Als besonderes Merkmal der Pflegelinie wird die “InkGuard-Technology” genannt – eine vom Unternehmen eingetragene Handelsmarke.
Im Vordergrund der Entwicklung der Produkte stehen die fünf Mitglieder des Skin Stories “Expert Circle”. Dabei werden sie auf der Website der Marke als ein Gremium aus Spezialisten vorgestellt. Zu diesen gehören ein Diplom-Physiker aus der Dermatologie, eine Grundlagenforscherin von Beiersdorf sowie ein “Innovation Manager” des Unternehmens. Außerdem sind die beiden Inhaber*innen des Hamburger Studios “Kodiak Tattoo” Teil des Teams: Tätowiererin Alina Baer und Laser-Therapeut Florian Börcher. Zudem wolle man das Tätowieren “besser und sicherer” machen und arbeite aktuell an einem “wissenschaftlichen Ausbildungsprogramm” für junge Tattoo Artists.
Spezielle Pflege für verheilte Tattoos
Das vermehrte Aufkommen von Produkten zur Pflege von verheilter, tätowierter Haut ist sicherlich den meisten aufgefallen. Dabei kommen diese stets mit zahlreichen Versprechen, hübschen Designs und höheren Preisen als herkömmliche Produkte.
Man hat das Gefühl, sich mit so einem Produkt etwas Hochwertiges zu holen und seinen Tattoos etwas Gutes zu tun. Jedoch ist der Kerngedanke solcher Produkte oft nicht zielführend. Statt die tätowierte und untätowierte Haut unterschiedlich zu pflegen, sollte eine einheitliche Pflege der gesamten Haut erfolgen. Stattdessen laden solche Tattoo-Produkte oftmals dazu ein, den nicht-tätowierten Teil seiner Haut zu vernachlässigen oder weniger intensiv zu pflegen.
Immer mehr große Unternehmen möchten in den “Tattoo-Markt” einsteigen und sich diese Zielgruppe erschließen. Dabei kommen leider nicht nur sinnvolle und nützliche Produkte neu auf den Markt. Bei einigen Produkten handelt es sich sogar nur um ein altes Produkt mit neuem Design.
Im Grunde genommen ist das Konzept hinter den meisten Tattoo-Produkten für den täglichen Bedarf eher fragwürdig. Soll man wirklich seinen Körper fleckenweise mit Tattoo- und Nicht-Tattoo-Produkten eincremen? Wäre eine einheitliche Pflege nicht viel einfacher und sogar zielführender?
Gerade bei großflächig tätowierten Menschen geht dieses Konzept einfach nicht so richtig auf. Daher werden wahrscheinlich auch häufig gezielt Menschen mit kleinen und filigranen Tattoos angesprochen. So empfiehlt auch Skin Stories beispielsweise ihren Color Protection Stick, auf den wir weiter unten zu sprechen kommen, für “kleine aber feine” Tattoos. Oder das Defining Serum, auch mehr dazu später, für “feinlinige und filigrane” Tattoos.
Wer seinen Tätowierungen etwas Gutes tun möchte, sollte seinen Körper und seine gesamte Haut gut behandeln. Sonnenstrahlen, Rauchen, Stress, mangelhafte Ernährung, zu wenig Bewegung – all das sind Faktoren, die zur Hautalterung beitragen. Wer Hautalterung generell vorbeugt, der tut damit auch etwas gegen das Altern seiner Tätowierungen. Daher sollte man am Gesamtbild arbeiten, statt nur tätowierten Hautarealen ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen.
Alleinstellungsmerkmal: “InkGuard-Technology”
Skin Stories gibt folgende Informationen zu ihrer neuen Technologie: “Die InkGuard-Technology enthält BerryFlux Vita zur Stärkung der Hautstruktur und Panthenol und Vitamin E, die die natürliche Regeneration unterstützen”.
Panthenol ist ein Wirkstoff, der die Wundheilung und die Hautregeneration fördert sowie die Haut feucht hält.
Neben einem Vitamin E-Derivat ist außerdem Vitamin E selbst (Tocopherol) in den Produkten enthalten. Das Derivat muss vom Körper erst noch selbst zu Vitamin E umgewandelt werden, während Tocopherol direkt wirken kann. Bei Vitamin E handelt es sich um ein Antioxidans, was bedeutet, dass es schädliche Substanzen, sogenannte Radikale, unschädlich machen kann. So wirkt es unter anderem der Hautalterung entgegen.
Zusätzlich kann Vitamin E entzündungshemmend wirken und wird beispielsweise auch zum Verheilen von OP-Narben verschrieben. Dennoch sind einige Fragen bezüglich der Dosis und der Wirksamkeit einer äußerlichen Anwendung von Vitamin E bezüglich der Wundheilung noch nicht geklärt.
Berryflux Vita findet man in den Inhaltsstoffen als “Rubus Idaeus Leaf Cell Culture”. Dabei handelt es sich um einen biotechnologisch hergestellten Wirkstoff, der aus Zellkulturen von Blättern der Himbeere gewonnen wird.
Eine Studie konnte diesem Wirkstoff in Kombination mit Vitamin E und Vitamin C einen Anti-Aging-Effekt nachweisen. So sorgt diese Stoffkombination für verminderte Fältchen und ein ebeneres Hautbild. Dabei ist zu beachten, dass Vitamin C jedoch nicht in den Skin Stories Produkten enthalten ist. Daher ist der Anti-Aging-Effekt durch Vitamin E allein vermutlich geringer, als er in Kombination mit Vitamin C sein könnte.
Somit hat die “InkGuard-Technology” hauptsächlich eine hautglättende und regenerierende Wirkung. Die Konzentration aller Stoffe (außer Panthenol beim Repair Balm) wird nicht angegeben. Daher kann keine genauere Angabe zu ihrer Wirksamkeit getroffen werden. Einen direkten Einfluss auf die Tätowierung selbst und die Erhaltung der Farbpigmente nimmt die “InkGuard-Technology” unserer Recherche nach zumindest nicht.
Skin Stories – Rapid Repair Balm: Persönlicher Eindruck
Getestet habe ich den Skin Stories Rapid Repair Balm auf einem frischen, sehr großflächigen Tattoo an der Rückseite des Oberschenkels. Zuvor war das Tattoo mit einem selbstklebenden Folienwunderverband abgedeckt. Diesen habe ich nach vier Tagen entfernt, das Tattoo abgewaschen, getrocknet und anschließend dünn mit dem Repair Balm eingecremt.
Wie vom Hersteller empfohlen habe ich die Creme bis zu sechsmal am Tag über einen Zeitraum von zehn Tagen dünn aufgetragen.
Da das Produkt parfümfrei ist, hat es einen sehr angenehmen und neutralen Geruch. Durch die eher flüssige Konsistenz ließ es sich sehr gut verteilen und zog auch recht schnell ein.
Leider hielt das feuchte und pflegende Gefühl bei mir nicht lange an. Nach weniger als einer Stunde spannte meine Haut wieder so, als hätte ich sie nie eingecremt. Auch der Hersteller bewirbt sein Produkt damit, dass dieses “keinen Fettfilm” hinterlässt. Statt eines feuchten Films auf der Haut fühlt sie sich eher glatt, aber in meinem Fall leider auch sehr trocken an. Dadurch bleiben jedoch immerhin weder Kleidung noch Fusseln an der Tätowierung kleben.
Von anderen panthenolhaltigen Salben kenne ich das Gegenteil. Diese haben in der Regel eine deutlich festere Konsistenz und müssen mühsam verteilt und eingearbeitet werden. Dafür hinterlassen sie oftmals einen leichten bis fettigen Film auf der Haut und halten diese gefühlt länger und effektiver feucht.
Jedoch muss man bei diesen Cremes stets darauf achten, dass man nicht zu viel Produkt aufträgt. Denn so kann es passieren, dass der Wundschorf zu stark aufweicht, Drüsen verstopfen und die Wundheilung beeinträchtigt wird. Dieses Problem hatte ich beim Skin Stories Repair Balm nicht.
Fazit: Meine Erfahrung zur Anwendung
Insgesamt hinterließ der Skin Stories Rapid Repair Balm bei mir keinen besonders guten oder schlechten Eindruck. Eine schnellere oder weniger problematische Abheilung als mit anderen Tattoo-Heilsalben konnte ich nicht feststellen. Zudem hatte ich das Gefühl, ich müsste die Tätowierung deutlich häufiger eincremen als sonst.
Beiersdorf verspricht auf der Skin Stories-Website, dass der Repair Balm “unangenehme Symptome wie Rötungen und Spannungsgefühl lindert und für ein gesundes Aussehen des Tattoos sorgt”. Diese Aussage kann ich nicht bestätigen. Nach vier Tagen mit Folienwundverband war mein Tattoo ohnehin nicht mehr gerötet, weshalb die Creme darauf keinen Einfluss nehmen konnte. Das Spannungsgefühl habe ich deutlich stärker wahrgenommen, als es sonst bei der Verwendung anderer Cremes der Fall war.
Ob der Repair Balm nun für ein “gesundes Aussehen” meines Tattoos gesorgt hat, kann ich nicht beurteilen. Im Vergleich zu meinen anderen Tätowierungen und der Verwendung anderer Cremes kann ich dahingehend zumindest keinen Unterschied feststellen. Knapp zwei Wochen nach dem Termin sieht mein Tattoo jedenfalls ziemlich gut aus, aber dafür ist wohl eher meiner Tätowiererin zu danken.
Rapid Repair Balm: Inhaltsstoffe
Alle Skin Stories Produkte von Beiersdorf sind frei von Parabenen, Mineralölen und Mikroplastik. Jedoch ist der Repair Balm das einzige Produkt, welches weder parfümiert ist noch kennzeichnungspflichtige Duftstoffe enthält.
Auf der Verpackung werden die Inhaltsstoffe wie üblich in absteigender Konzentration angegeben. Als erster Inhaltsstoff wird Wasser gelistet, welches die Basis für die meisten Cremes darstellt.
An zweiter Stelle folgt Dicaprylyl Ether, welches der Haut ein trockenes, nicht-fettiges Gefühl gibt. Oftmals wird dieser Stoff als Ersatz für Silikone verwendet, da er einen ebenso hautglättenden und rückfettenden Effekt hat.
Neben diesem sind noch zahlreiche weitere Stoffe im Produkt enthalten, die eine glättende, feuchthaltende oder hautpflegende Wirkung haben. Darunter befinden sich einige pflanzliche Stoffe wie Sheabutter oder Sonnenblumenöl.
Der Rapid Repair Balm hat einen Panthenol-Anteil von 5 %, was für Wund – und Heilsalben üblich ist. Auch herkömmliche Salben wie Bepanthen oder Lichtenstein sowie zahlreiche Tattoo-Heilsalben enthalten 5 % Panthenol.
Werbeversprechen und Vermarktung
Der Rapid Repair Balm enthält viele gute Inhaltsstoffe. Dass die Anwendung bei mir nicht wirklich zufriedenstellend war, kann ich mir bei der Zusammensetzung nur schwer erklären. Womöglich könnte auch die Körperstelle und deren vergleichsweise hohe Belastung eine Ursache für das starke Spannungsgefühl sein.
Kritischer zu betrachten, sind allerdings die zahlreichen Werbeversprechen. So schreibt die Beiersdorf AG auf der Website der Skin Stories Produktreihe, der Balm würde aufgrund der “InkGuard-Technology” für “frisch aussehende Tattoo-Farben und Konturen” sorgen. Dass der Balm nun dafür sorgt, dass die Farben einer frischen Tätowierung frisch aussehen, ist wohl eher fragwürdig. Da das Produkt vier Tage nach dem Stechen angewendet werden soll, sehen die Tattoo-Farben und Konturen selbstverständlich frisch aus – sie sind es schließlich.
Der Fokus auf Begriffe wie “frisch” und “gesundes Aussehen” ist generell bedenklich. Alt und krank? So möchte wohl niemand aussehen. Für ein gesund aussehendes Tattoo sorgen in erster Linie professionelle Tattoo Artists und eine gesunde Haut als Grundlage. Das Produkt schützt jedoch nicht vor Infektionen, Sonnenbrand, allergischen Reaktionen oder anderen Faktoren, die überhaupt für ein krankes Aussehen des Tattoos sorgen könnten.
Anwendungshinweise
Laut Hersteller soll der Repair Balm erst vier Tage nach dem Tätowieren angewendet werden. Zuvor befinde sich die Haut laut Skin Stories “in einer Reinigungsphase und versucht, die eingedrungenen Fremdkörper, also die Tätowier-Tinte, von unten nach oben auszuschleusen”. Da Tätowierungen in der Regel eine oberflächliche Verletzung der Haut darstellen, sollte jedoch auch eine Anwendung vor dem vierten Tag möglich sein. Ein solches Pauschalisieren halten wir nicht für sinnvoll, weil die Wundheilung der Haut in ihrer Effizienz sehr individuell ist.
So gibt beispielsweise Bepanthen, bei einigen Tattoo-Fans beliebt und bei anderen wiederum verhasst, zu ihrer Wund- und Heilsalbe an, dass eine Anwendung auch auf offenen Wunden wie Tattoos möglich sei. Auch einige Tätowierer*innen haben sich an der “erst nach vier Tagen”-Empfehlung sehr gestört. Schließlich geben sie ihren Kund*innen nicht umsonst zu jeder Tätowierung individuelle Anweisungen und Tipps zur Pflege mit. Sicherlich spielen auch hier die Größe und Art der Tätowierung sowie die gewünschte Methode zum Abheilen eine Rolle. So eine pauschale Aussage, wie Skin Stories sie hier trifft, stößt daher bei vielen auf Unverständnis.
Rapid Repair Balm: Kaufempfehlung?
Im Endeffekt würde ich Interessierten vom Austesten des Skin Stories Rapid Repair Balms nicht abraten. Mit einem Preis von 19,90 € auf 100 ml bewegt er sich im selben Rahmen wie viele andere Tattoo-Produkte. Auch wenn ich mich persönlich stark an den Werbeversprechen störe und der Repair Balm für mich keine besondere Leistung erzielte, sprechen die Inhaltsstoffe dennoch für das Produkt. Zudem kann ich mir vorstellen, dass diejenigen, die bei der Verwendung anderer Salben häufig mit Hitzepickeln oder einer Überfettung der Haut kämpfen, mit dem Rapid Repair Balm eine Verbesserung erzielen könnten.
Skin Stories – Color Protection Sun Stick
Der “Color Protection Sun Stick” mit Lichtschutzfaktor 50 wird auf der Website wie folgt vorgestellt: „Durch seine Form ist unser Sun Stick sehr präzise anzuwenden. So kann man den hohen Schutz gezielt auf seinem Tattoo anwenden – und für den Rest des Körpers einen niedrigeren Lichtschutzfaktor verwenden.“
Einen “niedrigeren Lichtschutzfaktor”?
Bevor wir uns den Stick genauer ansehen, vorab: nicht nur eure Tattoos brauchen einen guten Sonnenschutz, sondern eure gesamte Haut. Bereits im Mittelalter war den Menschen bewusst, dass Sonnenstrahlen mit Hautschäden in Zusammenhang stehen. Dieses Wissen hat sich bis heute bewährt und zunehmend gefestigt. Daher ist der bestmögliche Schutz des gesamten Körpers unabdingbar.
Color Protection Sun Stick: Anwendung und Wirkung
Um den gewünschten Lichtschutzfaktor (LSF) zu erreichen, müssten 2 mg des Sonnenschutzprodukts pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Diese Menge wird genutzt, um nach international genormter Methode (ISO 24444) den LSF solcher Produkte zu bestimmen. Trägt man nun weniger Produkt auf, ist der deklarierte Sonnenschutz nicht zu erreichen.
Ein Stick animiert Anwender*innen eher dazu, deutlich weniger Produkt aufzutragen, als es bei Lotionen oder Sprays der Fall ist. Diesen Eindruck bestätigte auch eine Studie, in der Teilnehmer*innen verschiedene Sonenschutzprodukte aufgetragen haben. So erreichten sie bei der Anwendung eines Sonnenschutz-Sticks nur 17,5 % der empfohlenen Menge, während sie bei Lotionen 55 % und bei einem Spray 80 % erreichten.
Color Protection Sun Stick: Kaufempfehlung?
In unseren Augen verfehlt der Stick seinen Zweck komplett. Durch seine Textur ist er zum Auftrag in einer angemessenen Menge ungeeignet und der deklarierte Schutz kaum zu erreichen. Darüber hinaus ist er für eine großflächigere Anwendung ebenfalls nicht geeignet.
Wir würden daher von diesem Produkt abraten und empfehlen stattdessen die Anwendung einer Sonnencreme oder eines Sprays mit LSF 50 für den gesamten Körper.
Skin Stories – Color Protect Sun Lotion
Neben ihrem Sonnenschutz-Stick bietet Skin Stories auch eine parfümierte Lotion mit LSF 30 an. Anders als der Stick eignet sich die Lotion zum großflächigen Auftragen auf den gesamten Körper. Weshalb Beiersdorf an dieser Stelle nicht auch auf einen LSF von 50 setzt, hinterlässt bei uns ein Fragezeichen.
Die Lotion wirbt mit einem kühlenden Effekt, der durch den im Produkt enthaltenen Alkohol erzielt wird.
Der UV-Schutz
Bei den UV-Filtern setzt Beiersdorf hier auf eine Zusammensetzung von ausschließlich organischen UVA- und UVB-Filtern. Diese Filter absorbieren das Sonnenlicht und schützen so die Haut. Im Gegensatz zu anorganischen UV-Filtern gibt es bei den hier genutzten keinen sogenannten Weißel-Effekt. So erscheinen die Tattoos trotz Sonnencreme nicht weißlich oder blass.
Achtung, Duftstoffe!
Die Sun Lotion enthält einige deklarationspflichtige Duftstoffe. Diese bergen ein allergisches Potential und können gerade in Kombination mit Sonnenstrahlung zu Hautirritationen führen.
Im Produkt befinden sich Linalool, Limonene, Geraniol, Benzylalkohol und Benzylsalicylat.
Da Duftstoffe keinen gesundheitlichen Zweck erfüllen, sondern Käufer*innen lediglich emotional ansprechen sollen, sind sie gerade in teureren Pflegeprodukten für die tägliche Anwendung Fehl am Platz. Dennoch setzen die meisten Marken bisher weiterhin auf solche Duftstoffe, da Kund*innen so das Gefühl bekommen, ein Produkt sei hochwertiger.
Color Protect Sun Lotion: Kaufempfehlung?
Wie wir bereits in einem vorherigen Artikel geschrieben haben, benötigt man generell keine Sonnencreme “speziell für tätowierte Haut”. Jede Sonnencreme mit guten Inhaltsstoffen eignet sich ebenso für eure untätowierte wie tätowierte Haut.
Sonnencremes, welche speziell für Tattoos beworben werden, haben meist nur den überteuerten Preis als großen Unterschied. Die Skin Stories Lotion LSF 30 liegt preislich bei 10,39 € auf 100 ml. Eine Sonnencreme der Beiersdorf-Marke Nivea mit LSF 50, einer ähnlichen UV-Filter-Zusammensetzung und ohne Duftstoffe erhaltet ihr in der Drogerie beispielsweise schon für 5,23 € auf 100 ml – also knapp die Hälfte.
Aufgrund des vergleichsweise hohen Preises und der zahlreichen Duftstoffe können wir die Skin Stories Color Protect Sun Lotion nicht empfehlen. Wer sich auf die Suche nach einer duftstofffreien Alternative macht, sollte sich bei den Kinder-Sonnencremes umschauen. Denn diese sind in der Regel frei von Duftstoffen und unterscheiden sich ansonsten nicht von regulären Sonnencremes.
Skin Stories – Daily Lotion
Auch die Daily Lotion ist parfümiert und enthält kennzeichnungspflichtige Duftstoffe.
Auf der Tube steht farblich hervorgehoben, dass die Lotion “mit UV-Schutz” sei, wobei sie einen Lichtschutzfaktor von 6 aufweist. Eine Reduktion des Hautkrebsrisikos und der Hautalterung kann man jedoch nur mit einem LSF von mindestens 15 erreichen.
Daher ist der hier prominent genannte UV-Schutz nicht erwähnenswert. Wer seine Tattoos wirklich vor dem Verblassen durch die Sonne schützen möchte, muss zu einem höheren Lichtschutzfaktor greifen.
Zum Produkt schreibt Beiersdorf, dass “die farberhaltende Lotion Feuchtigkeit spendet und die Farbintensität deines Tattoos erhöht”. Mit Sheabutter, Glycerin und Panthenol erzielt die Lotion eine hautpflegende und feuchthaltende Wirkung. Generell erscheinen frisch eingecremte Tattoos strahlender, als sie es bei trockener Haut tun. Dieser Effekt lässt sich jedoch auch mit herkömmlichen Body Lotions erreichen.
So schreibt es Beiersdorf auch auf der Website seiner Marke Nivea: “Ist das Tattoo abgeheilt, können Sie die Hautpartie genau wie Ihren restlichen Körper mit einer Body Lotion oder Creme verwöhnen. Schöner Nebeneffekt: Wenn die Haut gut mit Feuchtigkeit versorgt ist, wirken schwarze Tattoos dunkler und bunte Farben intensiver.”
Inwiefern die Lotion von Skin Stories eine farberhaltende Wirkung erzielen soll, ist für uns anhand der Inhaltsstoffe nicht ersichtlich.
Daily Lotion: Kaufempfehlung?
Mit einem Preis von 7,96 € je 100 ml liegt die Skin Stories Daily Lotion innerhalb der Drogerie im höheren Preissegment.
Solltet ihr bereits ein Produkt zur täglichen Hautpflege verwenden und damit gute Ergebnisse erzielen, nutzt dieses auch weiterhin für euren gesamten Körper.
Einen besonderen Wirkstoff, der die Farbintensität eurer Tattoos beeinflussen kann, finden wir in der Skin Stories Daily Lotion nicht. Daher erkennen wir auch keinen Grund für einen Umstieg von einer gewöhnlichen Body Lotion auf dieses “speziell für Tattoos entwickelte” Produkt.
Skin Stories – Defining Serum
Wie die anderen Skin Stories-Produkte für verheilte Tätowierungen ist auch das Defining Serum parfümiert und enthält kennzeichnungspflichtige Duftstoffe. Es wird als intensive Pflege für Tätowierungen für die tägliche Anwendung oder als ein- bis zweimal wöchentliche Ergänzung zur Daily Lotion vorgestellt.
Dabei soll es vor allem sinnvoll sein, wenn die Haut besonders trocken und rau ist. Generell liegen in einem Serum alle Wirkstoffe hochkonzentriert vor, wodurch es eine besonders reichhaltige Pflege darstellt. Jedoch ist der Begriff nicht geschützt und genaue Angaben zu der Konzentration der Wirkstoffe werden nicht gemacht.
Defining Serum: Kaufempfehlung?
Das Defining Serum liegt mit 19,90 € pro 100 ml in der Drogerie im höheren Preissegment. Im Vergleich kostet das Serum einer Drogerie-Eigenmarke mit Panthenol, Vitamin E und Hyaluronsäure nur knapp die Hälfte auf 100 ml.
Aufgrund der zahlreichen kennzeichnungspflichtigen Duftstoffe im Produkt, können wir es nicht für empfindliche, trockene oder bereits gereizte Haut empfehlen. Sollte eine eurer Tätowierungen regelmäßig schuppen oder übermäßig trocken sein, holt euch gegebenenfalls ärztlichen Rat ein.
“In die Szene einkaufen” – Der Klassiker
Nachdem es das erste halbe Jahr nach Produkt-Launch eher ruhig um Skin Stories war, startete Beiersdorf während der Corona-Krise einen großen Marketing-Move. Dabei wählten sie den bewährten und für die Reichweite effektivsten Weg: ein Gewinnspiel zum Teilen.
Mit ihrer Aktion “Skin Stories Wannahelp” wollte die Marke laut eigenen Angaben “Artists in der Corona-Krise unterstützen”. So konnten teilnehmende Artists jeweils drei Motive im Wert von je 500 € einreichen. Jedes vorgestellte Motiv wurde anschließend verlost, sodass Gewinner*innen einen Gutschein über das angebotene Tattoo erhielten. Dabei ging das Geld in diesem Fall direkt an den*die Tätowierer*in.
Laut Informationen aus den Teilnahmebedingungen waren etwa 150 Motive geplant, womit das Unternehmen knapp 75.000 € investieren wollte. Stattdessen wurden es letztlich 84 Motive, wobei eine Summe von mindestens 42.000 € in das Projekt floss. Wenn man bedenkt, dass aktuell ein Clip von circa 30 Sekunden auf einem Privatsender zur Abendzeit nach 20 Uhr etwa 60.000€ kostet, hat Skin Stories hier einen zielgruppengerichteten Schnapper gemacht.
Am 15. Mai wurde die Aktion bereits beendet, wahrscheinlich da zu diesem Zeitpunkt in allen Bundesländern außer Nordrhein-Westfalen wieder tätowiert werden durfte.
Reichweite ist nicht alles
Da die dort präsentierten Artists das Gewinnspiel natürlich teilten, erlangte Beiersdorf für ihre Marke Skin Stories eine große Reichweite innerhalb der jungen Tattoo-Zielgruppe – und das für einen verhältnismäßig geringen Betrag und Einsatz.
Dadurch, dass Beiersdorf die Arbeiten der Tätowierer*innen verlosen durfte, haben sie selbst natürlich stark profitiert. Denn wer die Werke seiner Lieblings-Artists bei Skin Stories sah, übertrug das positive Image der Künstler*innen auf die Marke und fasste schneller Vertrauen. Ein Klassiker des Marketings. Ob es allen Tätowierer*innen so bewusst war, dass sie neben ihrer Arbeit auch ihren guten Ruf und das Vertrauen ihrer Kund*innen an Beiersdorf weitergeben, ist fraglich.
Die Artists haben am Ende den größten Beitrag geleistet und im Endeffekt leider nur ziemlich günstig Werbung gemacht. Denn einige der Künstler*innen hätten finanziell weitaus mehr für ihre Reichweite verlangen können, als die insgesamt max. 1.500 € abzüglich Material und Zeit für die Tattoos. Manche Tätowier*innen unterscheiden sich von der Reichweite her nämlich mittlerweile kaum von “regulären” Influencer*innen, die mit Instagram und Co. ihren Lebensunterhalt verdienen.
Aber auch auf anderen Wegen scheint Beiersdorf sich Reichweite für ihre Marke Skin Stories zu erkaufen. So hat der eigene YouTube-Kanal mit 130 Abonnent*innen Videos mit mehreren Millionen Aufrufen [Stand: September 2020].
Da die Videos sehr spezifische Themen behandeln, ist die Anzahl der Aufrufe im Vergleich zu den Abos recht unglaubwürdig. Dabei hat eines der Videos 6,2 Millionen Aufrufe und lediglich 6 Bewertungen sowie 2 Kommentare erhalten. Bei so vielen Aufrufen ist so wenig Interaktion doch äußerst ungewöhnlich. Zudem fällt auf, dass andere und neuere Videos des Kanals nur zwischen 400 bis 1.600 Aufrufe haben.
Einbringen statt einkaufen, bitte!
Viele kleinere Unternehmen haben sich bereits vor mehreren Jahren auf Tattoos spezialisiert, während die Branche noch weniger populär war. Zu dieser Zeit mussten Risiken eingegangen, Investor*innen überzeugt und ein neuer Forschungsbereich etabliert werden.
Dass nun, nachdem der Markt sich als beständig erwies, auch große Unternehmen wie Beiersdorf auf den Zug aufspringen, überrascht natürlich nicht. Was uns hingegen sehr wohl wundert, ist die Tatsache, dass ein Unternehmen mit fast 140 Jahren Geschichte sich erst jetzt dem Thema widmet. Gerade da sich Beiersdorf seit Beginn an mit Hautpflege beschäftigt.
Sich nun im Jahre 2020 als revolutionäre Marke zu präsentieren, welche die gesamte Tattoo-Community mit ihrem Wissen bereichern und das Tätowieren besser machen möchte, empfinden wir als “too late to the party” und etwas hochmütig. Vielmehr wäre ein Ansatz wünschenswert, bei dem ein Tattoo-fremdes Unternehmen die Tattoo-Szene klar miteinbezieht und sich auch mit seinem Vermögen sinnvoll einbringt, statt sich einkaufen zu wollen.
Für uns wäre beispielsweise der Weg über Tattoo-Verbände oder auch öffentlich zugängliche Forschungsergebnisse auf dem Gebiet viel mehr wert als eine schicke Marketing-Kampagne. Denn wie wir alle wissen, kommt man in der Tattoo-Industrie als Teamplayer deutlich besser an, als wenn man direkt an der Spitze einsteigen möchte.
Fazit: Anti-Tattoo-Aging oder doch nur Anti-Aging?
Leider haben wir den Eindruck, dass auch seitens Beiersdorf hinsichtlich Tätowierungen mehr Mühe und Gedanken in der Vermarktung als in den Produkten selbst stecken.
Besonders der Color Protection Sun Stick sticht für uns negativ hervor. Während das Produkt praktisch zum Mitnehmen und für unterwegs ist – klares Verkaufsargument – überzeugt uns die Anwendung des Produkts eher weniger. Zumal ein Blick auf die Inhaltsstoffe noch verrät: der Stick beinhaltet mehr Parfüm als Wirkstoffe der “InkGuard Technology”. Dabei wird genau diese als Alleinstellungsmerkmal der Marke stets betont.
Generell haben wir den Eindruck, dass die “InkGuard Technology” vielmehr ein Wirkstoffkomplex ist, welcher zu einer Anti-Aging-Produktlinie passen würde. Einen direkten Vorteil für Tätowierungen selbst, gerade denen im verheilten Zustand, und deren Farbpigmente sehen wir hier nicht.
Grundsätzlich hätten wir uns mehr von einem so großen Unternehmen gewünscht, als nur eine Reihe mit vielen Produkten, die tätowierter Haut keinen besonderen Benefit zu bieten scheint. Statt auf Schein-Wertigkeit durch Duftstoffe zu setzen, wäre es sinnvoll gewesen, wenn die restlichen Produkte mehr dem Ansatz des Rapid Repair Balms entsprochen hätten, welcher inhaltlich einen soliden Eindruck auf uns machte.
Auch die Produktdesigns und das Marketing sind visuell gelungen. Aber das muss man von einem Unternehmen wie Beiersdorf auch erwarten dürfen. Mal von der Entscheidung abgesehen, dass sie sich modeltechnisch nur für das Schönheitsideal-Klischee entschieden haben und in der Skin Stories-Welt nur schlanke, perfekt geschminkte junge Menschen existieren.
Wir hätten uns allerdings insgesamt einen anderen strategischen Weg gewünscht: Weniger Fashion-Week, ein authentischeres Marketing und die passenden revolutionären sowie innovativen Produkte dazu.
Datenbanken und Quellen
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- SpecialChem Cosmetics Ingredients: cosmetics.specialchem.com
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- Umweltbundesamt (2016) Broschüre “Duftstoffe – chemische Begleiter des Alltags”
- Verbraucherzentrale (2020) Beitrag “Sonnencreme: Worauf Sie achten sollten” [Aufruf: 01.07.2020]
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